
Konfetti! Und außerdem … Abendessen
Früher war alles besser. Nämlich in diesem „früher“, als noch niemand von mir verlangt hat, alle drei Monate Steuerzettel zu sortieren. Oder als man Dreckwäsche einfach auf den Boden fallen ließ und sie kurze Zeit später als Frischwäsche im Schrank wiederfand. Oder als bei Nacht die Männlein kamen und schwärmten, klappten und lärmten, rupften und zupften, hüpften und trabten, putzten und schabten und ehe ich noch erwacht – war all mein Tagwerk bereits gemacht. Und ganz besonders besser war es früher, als ich mir nicht tagtäglich die lästigste aller Fragen stellen musste: Was gibt es heute Abend zu essen? Eine Frage, die mir vor allem an Wochenenden spezialgroße Sorgen bereitet, kommt doch das Wochenende immer mit diesem seltsamen Spagat daher, einerseits kulinarische Anspräche zu erheben weil man hat ja Zeit, um lang und ausgiebig zu kochen. Andererseits erweist sich das oft als Trugschluss, weil man ja am Wochenende stets ausgesprochen viel anderes zu tun hat. Wie also auf einen Nenner bringen? In einem Teil dieses „früher“ verbirgt sich natürlich auch eine gewisse Diffizilität, nämlich aus der Zeit, zu der man gefälligst isst, was auf den Tisch kommt, und wenn es sich dabei nicht um Pfannkuchen mit Gummibärchen-Eis oder Nudeln mit Nutella und Käse handelt, hat man eben Pech gehabt, geht hungrig ins Bett und lutscht dann später nach dem Zähneputzen heimlich doch noch an einem alten Stück Kohlrabi. Das war ja vielleicht gar nicht so viel besser. Aber tu felix adolescentia: Es gab ja auch noch eine Zeit dazwischen. Nämlich die, in der Nahrungsaufnahme ein mehr oder weniger notwendiges Übel war, um die ereignisextensiven Tage von Donnerstag bis Sonntag zu überleben und am Montag auch noch halbwegs den Anschein zu erwecken, ein Mensch zu sein. Vor allem die Frage nach dem sonntäglichen Abendessen war da besonders einfach: Je nach Verlauf des Wochenendes gab es halt entweder irgendwas für den Fett- und Elektrolyte-Haushalt, das man mit letzter Kraft dem Essenslieferanten aus der Hand gepflückt hat, oder nichts, weil der Magen, ggfs. noch gefüllt vom sehr dringend benötigten Snack im Morgengrauen (eine Freundin trug gerne die ganze Nacht einen Cheeseburger in der Handtasche herum, um ihn dort zu vergessen und sich zu gegebener Stunde über den nahrhaften Fund zu freuen), gegen alles andere rebellierte. Fertig. Heute hingegen erfährt man keinerlei Einschränkungen mehr außer durch die eigene Unzulänglich- und Ideenlosigkeit, ringt dabei aber mit einem allzugroßen Wissen und Verständnis über gesunde, ausgewogene Ernährung und einer aus Gewohnheit sonntäglichen Faulheit und findet sich also Woche für Woche im selben Schlamassel wieder: Was soll ich nur abends kochen (= planen, einkaufen, zubereiten)? Zum Glück gibt es Restaurants – und Mütter, deren Lieblingsbeschäftigung die Kulinarik sowie Versorgung des lebensunfähigen Nachwuchses sind! Danke für alles, Mama!
// Text: Katharina Wasmeier / Foto: David Häuser //
~~ Diese Glosse erscheint unter dem Namen „Runter vom Sofa“ in der Freitagsausgabe der Nürnberger Nachrichten und Nürnberger Zeitung ~~