Konfetti! Und außerdem … Anschaufensterln
Schönen guten Morgen, es ist Freitag, der 20. Locktober, und die Tage war ich einmal in der Stadt. Liebe Kinder, ihr werdet’s nicht mehr wissen, aber das ist das, wo wir Alten früher manchmal gern einmal also: „gebummelt“ haben wir gesagt, „komm, wir gehen einmal schön bummeln“ und je nach Kassenfülle oder -knappheit haben wir dann ein bisschen geshoppt oder vielleicht auch nur geschaufensterlt. Dann sind wir viel in Schlangen gestanden – ähnlich wie heut auch, nur dass heut nicht mehr so viel Schlange gestanden wird, um Waren zu erwerben, sondern es wird lange angestanden, um die Ware wieder loszuwerden, nämlich bei der Post. Statt hübscher Dinge im Schaufenster hab ich vergleichsweise oft einen Anblick zweifelhafter Erbaulichkeit präsentiert bekommen, nämlich meiner selbst, die ich mich vorzüglich im leeren Glas gespiegelt habe. Spezialvorzüglich deshalb, weil dass ich’s irgendwie geschafft hab, mir mit dem Mundschutz die Tusche von den Wimpern zu atmen und großflächig als Panda-Auge im Gesicht zu verteilen, das hab ich nicht so gut gesehen im Anschaufenster. Aber gut, wer sich heutzutag noch schminkt ist eh selbst schuld, und mich tät schon interessieren, ob dereinst die Archäologie im Jahre 4153 n. Chr. darniederkniet in der staubigen Schlucht, die irgendwann einmal als Pegnitz sich durch das Nürnberg gefräst hat und dann Planquadrat und schau einmal: ein Plastikgaberl und ein Senftüterl und Bierkapserl, aber was hat es nur mit diesen Mundschützen auf sich, wo immer auf Kinnhöhe so ein braun-beiger Batzen ist und dann mittig oben auch noch einer und links und rechts davon hat’s schwarze Schlieren, manchmal auch blaue oder grüne oder Glitzerleim und dann wiederum am Ohrenhenkel schimmert’s rotorange und kupferrosa in der gesamten Farbpalette, kannst du dir das erklären, Helmut? Und der Helmut schaut und grübelt und denkt sich, da wird’s schon irgendein seltsames Stammeskriegerritual gegeben haben, und dann noch später finden sie heraus, dass gar nicht wie immer angenommen die Männer hier die Dings gerockt haben, sondern waren’s freilich die Frauen, nur so ist die Bemalung zu erklären, und … Ja, ich auch große Kriegerin also mit furchteinflößender Kampfpandabemalung, jedoch in Unkenntnis darüber. Und ich sag einmal so: Da musst du dann schon also wirklich sehr viel Mimik, um nicht zu sagen: Gesichtsdisko veranstalten, damit dein Gegenüber nicht einfach schreiend davonläuft oder vor unterdrücktem Lachen erstickt, weil er sieht ja nicht, dass du lachst und gar nicht grimmst. Ich aber Idee, nämlich in verschiedener Stimmung meinen Mund fotografiert, lachen, ächzen, zürnen, und die Bilder halt ich mir dann einfach geschwind vor die Maske. Gut, an der Proportion muss ich noch tüfteln und am richtigen Handgriff auch, aber wir wollten ja eh mehr lachen. Wo ich so drüber nachdenk … Die Fröhlichkeit des reizenden Marktmannes erscheint plötzlich in zweifelhaftem Licht. Aber gut, passt sie dann wenigstens gut in die Innenstadt.
// Text: Katharina Wasmeier / Bild: Hannah Rabenstein //
~~ Diese Glosse erscheint unter dem Namen „Runter vom Sofa“ in der Freitagsausgabe der Nürnberger Nachrichten und Nürnberger Zeitung ~~