Konfetti - Die Kolumne

Konfetti! Und außerdem … Bräsigsein

So, zum Glück ist das jetzt ersteinmal ausgestanden mit diesem Sommer. Also freilich weiß man natürlich das stimmt eh nicht weil jetzt herbstelts halt ein bisschen und dann sagt der Herbst zu seinen Spezln „Boah eh, viel zu anstrengend, mir langt’s!“, weil das ist so ein dicker kastanienrunder, der Herbst, so ein gemütlicher, der eh viel lieber selbst am Federweißen nuckeln möchte und Zwiebelkuchen, und dann schauen sich der Sommer und der Winter an und seufzen und dann gibt’s wieder Doppelschicht. So. Ich find das super, weil ich war ja auf der Jagd nach Bräsigkeit, und da liest du einmal genau und denkst spitzfindig: Das klingt schwierig. War es auch. Hängst du bräsig am Poolrand und hast grad bequem den Bauch auf die Knie abgelegt krault’s hektisch an dir vorbei und atmet Vorwurf und schlechtes Gewissen bei jedem dritten Kraul. Hockst du bräsig im Biergarten muss da unbedingt vorbeigejoggt werden, einszwei einszwei, und du so: oanszwoagsuffa, und schlimmstenfalls kennt dich der Vorwurfsblickwerfer dann auch noch. Also Flucht in nördliche Gefilde und Parkanlage und so ein schöner Kiosk und so gemütlich und dann auf einmal kommen gleich ganze Schwadrone angejoggt und nerven dich im Fünfminutentakt weil im Park die Runde nicht mehr hergibt. Aber wollt ich ja eh sehr viel lieber am See umeinanderbräsen. Das ist sehr augustlich, hab ich ja gedacht, und wenn ich nur weit genug hinaus fahr und dann weitab vom Trimmdichpfad, dann joggt dich auch keiner voll. Tja … „Der Sommer hat ein neues Geräusch!“, hab ich nach dem dritten Seeversuch konstatiert. Das klingt ungefähr so, als würde man auf einem Großparkplatz stehen, auf dem lustige Kinder alle prallgefüllten Reifen zerstechen. „PFRÖÖÖÖÖÖT … PFFFFFFFFFFFRIIIIIIIIIIIEEE … PFUUUUUUUUUUUUUUUH …“ So. Sind aber keine Reifen, sondern aufblasbare Stehpaddelbretter, kurz SUPs. Mit denen der Zwangsaktive jetzt eine weitere letzte Bastion der Faulheit erobert hat, nämlich den Badesee. Weil während hinter dir gejoggt wird, wird jetzt vor dir nicht mehr gefläzt, geluftmatrazt, geplanscht und getotermannt, sondern: gesuppt. Es durchkreuzen das Gewässer unzählige Bretter, auf ihnen die menschgewordene Galionsfigur in Konzentration, Würde und freilich Körperstahl zementiert, von links nach rechts und kreuz und quer und ja, es gibt den Verdacht, dass die so schauen wegen der Runterfallangst und dass sie heimlich aufsteigen hinterm Gebüsch, aber es tut schon sehr olympionique. Du so: Ah ok, lockerer Brustschwumm zu gefährlich, rasierklingt dir noch eins den Kopf ab vor lauter Pflug. Klarer Fall für Luftmatratze! Sagen wir mal so: Im Fortfolgenden spielen sich Szenen größtmöglicher Würdelosigkeit ab, in denen du gemeint hast, dass weit weg vom Ufer ja weniger Menschen beobachten können wie du deinen LSF-30-griffigen Leib aufs Luftbett hinaufgallertest und dann wie ein ausgebüxtes Geleestück darauf herumwaberst wegen Gleichgewicht. Und dann schaust du einmal auf und um dich rum und dann sind da überall um dich herum … naja. Ich hab mich dann einfach sanft von der Luftmatratze glitschen lassen. Bald kann man ja wieder Couch.

 

// Text: Katharina Wasmeier / Bild: Hannah Rabenstein //

~~ Diese Glosse erscheint unter dem Namen „Runter vom Sofa“ in der Freitagsausgabe der Nürnberger Nachrichten und Nürnberger Zeitung ~~