Konfetti! Und außerdem … Bundesfarben
Jetzt WM. Finden viele furchtbar wegen Russland und Appendices. Finden viele super wegen Schallalalafussioléolé. Und wegen halt Gucken und Fiebern und Fingernägel runterkauen bis auf die Ellenbogen und Brothers in Arms. Ach pardon, das war ein False Friend glaub ich heißt das, ich hab eigentlich gemeint brüderliche Umarmung. Finden andere wiederum sehr spezialfurchtbar wegen plötzlich Vernationalisierungsbeflaggung ganzer Straßenzüge und Ausnahmeidentifikation mit dem Bundeswimpel. Jetzt kannst du sagen, ja mei, das hat ja schon irgendwie ein Gutes, wenn du alle Trottel ein paar Wochen 500 Meter gegen den Wind erkennst dank Chantal‘s Nail-Art und dem Autodekorationskomplettzubehör vom Dings. Ist aber halt schon auch wirklich sauwitzig, so ein gestreiftes Außenspiegelkondom, kannst nichts sagen. Jedenfalls darf man wegen Motz glaub ich auch eigentlich und in Wahrheit nicht Daumen drücken für den DFB, sondern sich prinzipiell nur solidarisch zeigen mit Mannschaften aus politisch weißbewesteten Ländern, und da würd ich jetzt mal ganz diplomatisch behaupten, dann wird’s eher eng mit dem WM-Jubel. Ah na wobei. Island könnte gehen. Kurzer Jubel wahrscheinlich, aber immerhin. So. Wo war ich? Beflaggungssituation, genau. Ich glaub ja, dass es prinzipiell eine falsche Rezeption der deutschen Nationalflagge gibt, und das ist ein bisschen schade. Neben Belgien, Uganda und Angola ist nämlich Deutschland das einzige Land, dessen Flagge ausschließlich alle Hautfarben aller Menschen auf der Erde in sich vereint und dabei den Durchschnittseuropiden freundlich außeracht lässt – wenn man an dieser Stelle mir bitte die political incorrectness verzeihen möge, von Schwarzen, Gelben und Roten zu sprechen. Außerdem heißt’s auch immer noch „Weiße“ statt „Käsige“ oder „Ferkelrosane“ oder „Getrumpte“, da muss man in puncto Schattierung vielleicht auch einfach einmal ein Auge zudrücken dürfen. Die Bundesfarben jedenfalls, die heute spezialoffiziell nicht schwarzrotgold, sondern verkehrs-/ tiefschwarz-verkehrsrot-melonen-/rapsgelb heißen, was aber zugegebenermaßen ein bisschen sperrig ist im Alltagsgebrauch, haben also schon bei der Festlegung vor 170 Jahren (da haben sie’s im Annodazumal vielleicht auch noch nicht so gehabt mit der o.g. PC, wegen Probleme eher anders gelagert) superclever gewusst, dass so ein Land halt eher selten einfarbig ist und so ein Deutschland auch wenig homogen, sondern sauber durcheinandergemischt. Das erkennen wir unschwer an der Nationalwürfelmannschaft, die es schon grad deswegen zu supporten gilt. Und vielleicht können wir jetzt einfach ein paar Wochen üben, die Vielfarbigkeit des Deutschseins zu erkennen (und schätzen!) und dann hernach so einem Fahnenträger nicht direkt die Faust unter die Nase zu halten, weil das verunsichert einen instabilen Menschen, da muss man dann schon verstehen, wenn der dann grantig wird, sondern ihn einfach freundlich dazu zu beglückwünschen, dass er so deutlich und weithin sichtbar für Vielfältigkeit und Völkermischmasch einsteht. Was meinst, wie der schaut. Oléolé und Party on: „Random repeat“ (Stereo, Klaragasse), „Vibes“ (Z-Bau, Frankenstr), „Tonkonzum“ (KK, Königstr), „We want revenge“ (Cult, Dooser Str) und am Samstag „MUZ Sommerfest“ (Fürther Str), „Abrakadabra“ (Rakete, Vogelweiher), „Bassdusche“ (KK), „Soulnight“ (Zentralcafé, ebd.), „Ü30 Black Flavour“ (T90, Flughafen), „What the Funk?“ (Z-Bau), „DJ Duell“ (Stereo), „Die Macht der Nacht“ (Cult). Dass man übrigens derzeit auch wieder besonders gut international orgeln kann, habt ihr ja hoffentlich mitbekommen. Viel Spaß!
// Text: Katharina Wasmeier / Bild: Hannah Rabenstein //
~~ Diese Glosse erscheint unter dem Namen „Runter vom Sofa“ in der Freitagsausgabe der Nürnberger Nachrichten und Nürnberger Zeitung ~~