Konfetti! Und außerdem … Freizeitgeneral
Urlaub ist wichtig. Er streichelt die Seele, balsamiert die Nerven, küsst das Chi. Weil der Gesetzgeber das weiß, sorgt er für viele Tage Urlaub im Arbeitnehmerjahr, um die Arbeitsfähigkeit zu erhalten. Bei Freiberuflern sieht er das nicht so eng, sie geben sich gern mit ein, zwei freien Tagen im Jahr zufrieden und werken auch am Faschingsdienstag, Ostermontag sowie Tag des Herrn. Da unterscheidet sie vom Großmanagement nichts bis auf vielleicht ein, fünf winzige Nullen hintendran am Jahresbrutto. Umso besser und effizienter sind sie jedoch in der Ausführung, weil jede Minute, die sie nicht nutzen, bekommen sie nicht gezahlt und schon gar nicht gedankt, und dementsprechend gestalten sie auch die Zeit größtmöglicher Erholung unter der Parole: Get the most out of it – how to optimize your Urlaub! Für alle, denen jetzt Ehrfurcht wie Neid den Blick verschleiern, habe ich eine kleine Anleitung entworfen, die ich euch wie eine reife Orange zuwerfen und zum beherzten Entsaften ermutigen möchte. 1. Beginne mit den Vorbereitungen möglichst zeitig, binde eine große Anzahl unbescholtener Personen mit ein (vgl. Gefallen, der; Blutsbande, die). Nur in der Gruppe bist du stark und erreichst das große Ziel: maximale Erleichterung über deinen Aufbruch. 2. Plane umsichtig. Um später möglichst keine Scherereien und böse Überraschungen zu erleben, bereite dich im Vorfeld weise vor. Studiere geologische und Wetterkarten, lies Erfahrungsberichte, werde Teil von Facebook- und sonstigen Neigungsgruppen. Wisse, was vielleicht schon einmal passieren hätte können. Sei gewappnet! Merke: Die Freude ist umso größer, wenn du acht verschiedene Regenjacken (leicht, gefüttert, Dauereinsatz, Platzregen, Ganzkörper etc. pp.) zwar im Koffer, doch über Wochen nie im Einsatz hast. 3. Erschöpfe dich! Leere Akkus gilt es vorschriftsmäßig vor der erneuten Befüllung vollständig zu entladen. Befördere dich sorgfältig in einen Zustand kompletter körperlicher wie geistiger Leere. Zeichen für korrektes Vorgehen sind: Verwirrung, Sprachstörungen, Vergesslichkeit, Gereiztheit, Schlaflosigkeit. Empfohlen sei hier die generalstabsmäßige Planung (vgl. 1 & 2). Wenn du mit Kopfschmerzen und Aura im Auto sitzt und nur drei Stunden später als angekündigt startest, weißt du: Du hast alles richtig gemacht. 4. Carpe diem! Du bist nicht zum Spaß so weit gefahren, rumhängen kannst du auch auf dem Kanapee. Erstelle Aktivitätenlisten für eine Woche. Arbeite alles an Tag 1 & 2 ab (z. B.: Fahre mit dem a) Fahrrad zum b) Bergwandern statt mit dem Auto oder Bus. Mach c) Strecke!) Erstelle neue Liste. 5. Plane Bürotag, siehe ihm mit Grausen entgegen. Sei überrascht: Ausschlafen, Sofa aus dem Ärmel schütteln – und dann den ganzen Tag nichts tun!
// Text: Katharina Wasmeier / Bild: Hannah Rabenstein //
~~ Diese Glosse erscheint unter dem Namen „Runter vom Sofa“ in der Freitagsausgabe der Nürnberger Nachrichten und Nürnberger Zeitung ~~