Konfetti - Die Kolumne

Konfetti! Und außerdem … Gute Freunde

„STOP!“ schrie ich und hob zum Zwecke der gestischen Unterstreichung meiner Bitte mit der Faust auf den Esstisch ein. „Ein für alle Mal: Ich möchte das Wort ‚Urlaub‘ in dem Zusammenhang nicht mehr hören. Nach dem letzten solchen ‚Urlaub‘ musste ich mich in mehrwöchige seelsorgerische Supervision begeben, und ich bin bester Dinge, dass das auch dieses Mal so sein wird!“ führte ich die Echauffage weiter aus, drohte mit der Grillfackel und atmete. Es ist so: Ich befinde mich seit circa 25 Jahren in einer ausgesprochen intensiven eheähnlichen Beziehung. Teilnehmner sind neben mir drei weitere Damen, und bevor jetzt eins die Moralpolizei anruft: Es handelt sich hierbei selbstverständlich um ein rein platonisches Arrangement, dem ich aber das Prädikat „eheähnlich“ ganz bewusst verleihe, ähneln vieleAspekte unserer Liebe doch stark demjenigen, was ich mir unter einer lebenslangen Ehe vorstelle – und dass die Damen und ich bis zum Rest unserer Tage verbunden sind, steht außer Zweifel.

Das aber funktioniert nicht zuletzt aus einem einzigen Grund: Wir sehen uns vergleichsweise selten. Während eine Hälfte frühzeitig emigriert ist, hat die andere Hälfte einen intensiven Aufwand an Reifungsprozess und Beziehungsarbeit betreiben müssen, um es schon so lange in der selben Stadt auszuhalten. Man sieht sich hier und dort mal in verschiedenen Konstellationen, alles fein, man kennt sich lang und die Macken der anderen besser als sie selbst – eine Tatsache, deren Existenz allein schon zur Vorsicht gemahnt; man mag’s halt nicht so gern, wenn man unaufgefordert den Spiegel vorgehalten bekommt.

Einmal jährlich jedoch droht die Apokalypse, und ich kann die dazugehörigen Gäule schon mit den Hufen scharren hören. Nämlich: Treffen wir uns alle. Was so locker unter „Mädelsurlaub“ propagiert wird, ist aber in Wahrheit ein drei- bis fünftägiges Psychocamp. Ohne ins Detail zu gehen: Es muss alles besprochen werden, was sich in den letzten Monaten ereignet hat (erstmalig) sowie alles von vor und aus 25 Jahren (erneut). Es muss übermäßig viel gelacht und unter Umständen auch geweint werden, möglicherweise auch gestritten, niemals jedoch sich entzweit. Und für gewöhnlich muss ausgesprochen wenig geschlafen werden, was in der Regel dazu führt, dass man als körperliches Wrack in den Schoß der Heimat zurückkehrt und die Frage, ob’s schön war im Urlaub, mit einem nervösen Augenzucken beantwortet. Vielleicht versuch’s ich mal mit präventiver Meditation. Geht raus und umarmt euch alle!

 

// Text: Katharina Wasmeier / Bild: Hannah Rabenstein //

~ Diese Glosse erscheint unter dem Namen „Runter vom Sofa!“ in der Freitagsausgabe der Nürnberger Nachrichten ~