Konfetti - Die Kolumne

Konfetti! Und außerdem … Kein! Gewitter!

Menschenskinder, hab ich da neulich ein Gewitter erlebt! Gewummst hat’s bis zum sauberen Tinnitus, die Blitze haben sich eingebrannt bis übermorgen in die Netzhaut, Baumverbiegungen hat’s gegeben wo du neugierig sagst, schon auch schön, so ein Gummibaum, wie lang das wohl noch hält? Und ein Regen wie unterm schönsten Freibadmassagestrahl. Der Wahnsinn, was ich da gesehen hab. Also auf einem Video von einem Menschen von ein bisschen außerhalb. Weil ich selbst kenn dieses „Weltuntergang“ eigentlich eher nur so vom Hörensagen, oder vielleicht einmal mit viel Glück von aus einem Urlaub, vorzugsweise dann aber von aus einem Campingzelt, wegen Feeling und Realness. Das ist aber gut so, weil sonst tät ich sagen müssen, dass „Unwetter“ fei eine nostradamus’sche Scharlatanerei ist, die’s in Wahrheit überhaupt gar nicht gibt. Leb ich schließlich auf der Insel der Glückseligen, wo man schon sehen kann, dass hier und da so eine ausgewachsene Gewitterfront uns anvisiert, sich dann aber lieber denkt: „Nein, also hier im schönen Nürnberg, da geh ich doch nicht runter, spinn ich denn? Da bieg ich lieber vorher links ab oder auch einmal nach rechts herum und veranstalte da ein Mordsunheil.“ Dann schebert’s angeblich im Norden und im Süden, manchmal auch schon vorher im Westen, da kommt’s ja schon meistens immer her, dieses sogenannte Unwetter, von dem immer alle reden, und dann ganz aufgeregt und „amtliche Warnung“ mit ganz vielen Ausrufezeichen und „bitte fei lieber nicht aus dem Haus“ und dann Apokalypse und es wird umeinandergerannt und geräumt und Balkonmöbel festgezurrt und der Biergarten lieber gleich ganz zugelassen und der Badeausflug verschoben und den ganzen Tag im Türstock gesessen. Also wenn man nicht schon ein bisschen länger Nürnberger ist, dann macht man das so. Der Altgediente hingegen hockt sich superentspannt in ein Draußen und schaut hier und da nach oben und ganz vielleicht zieht er einmal kurz den Plastikponcho an, damit ihm die fünf Nieseltropfen nicht die Frisur ruinieren. Wenn sich eins sorgt ob der Nonchalance, dann lacht er heiser auf und sagt „Gewitter? Ich bitte dich. Wir sind in Nürnberg.“ Und dann kriegt er freilich recht, und sogar auf dem Regenradar kannst zuschauen, wie so ein glutrotes Trum von links auf uns zurast, und dann so kurz vor der Insel der Glückseligen wird scharf abgebremst und sich entweder direkt aufgelöst oder halt eben vorsichtshalber abgebogen. Warum genau das so ist, hat mir bis heut niemand ausreichend erklären können oder mögen. Aber es ist mir schon auch ein bisschen gleich, weil so lang ich mordsentspannt zuschauen kann, wie sich ein schwarzer Wolkenbruch über mir teilt wie das Meer einst um Moses herum, bin ich glückselig auf meiner Wetterinsel. Das muss jetzt nur noch der Wetterbericht auch einsehen und mit der „amtlichen Warnung“ vielleicht ein bisschen dezenter umgehen. So a bisserl Regen ist fei nämlich was anderes als ein Mordsunwetter. Ich hab’s gesehen. Auf dem Video.

// Text: Katharina Wasmeier / Bild: Hannah Rabenstein //

~~ Diese Glosse erscheint unter dem Namen „Runter vom Sofa“ in der Freitagsausgabe der Nürnberger Nachrichten und Nürnberger Zeitung ~~