Schreibschwein © David Häuser
Konfetti - Die Kolumne

Konfetti! Und außerdem … Mehlwurm

Ich wollte einen Kuchen backen. Um genau zu sein ein „Brot“, denn so haben wir das alle vor ziemlich genau fünf Jahren gelernt: Lasse Bananen so lange wie möglich liegen und vor sich hingammeln, ignoriere den Prozess absichtlich und überrasche dich nach einiger Zeit selbst mit dem Reifegrad deutlich über dem Verfallsdatum. Zermatsche die Bananen, füge allerlei einschlägige Zutaten aus dem Segment „Backen“ hinzu samt einer ordentlichen, für „Brot“ genannte Erzeugnisse üblichen Portion Zucker, und fertig ist ein formidables Gebäck, das nur Unwürdige als „Kuchen“ bezeichnen. Wahre Connaisseure hingegen sagen „Bananenbrot“ und schieben sich stündlich ein bis zwei dicke Ranken davon zwischen die Kiemen, weil Brot ist gesund, und außerdem haben wir fünf Prozent des Weißmehls durch Vollkorn ersetzt! Hätten wir. Denn dann haben wir eines der großen Gläser geöffnet, in denen wir zum Schutze vor Befall durch Viecherkram alles, was Nudel, Mehl, Reis & Co. heißt, aufbewahren, und hatten gottlob die gute neue Brille auf und die Ruhe weg. Dank diesen (Ruhe und Brille) konnte nämlich ein genauer, sehr genauer Blick ins Glas geworfen werden, und bei dieser genauen Betrachtung begannen sich einzelne Mehlstäube plötzlich zu bewegen. Gut, hab ich gedacht, es ist noch früh am Morgen, du hast vorhin auch einmal heftig geatmet und draußen weht ein rechter Wind, da kann so ein Mehl schon einmal in Bewegung geraten. Aber dass das Mehl von heftigen Luftstößen auch kleine Beinchen und Köpfchen bekommen könnte, war mir dann doch ein bisschen rätselhaft. Eilig hab ich das Glas geschlossen und es unschlüssig zur Seite gestellt, wo es jetzt seit Tagen steht und seine mikroskopisch kleinen Bewohner munter weiter Gräben und Tunnel ins Getreide bohren. Unerwünschten Tierbefall im Lebensmittel – es ist ja nichts Neues. Regelmäßig hört man von Menschen, die zum Großreinemachen in Küchen gezwungen werden, weil sich irgendwo ein feiner Nistplatz aufgetan hat, aus dem sich dann die Viecher tummeln. Als besonders eindrücklich habe ich einen Sesam in Erinnerung, der bei einem gemeinsamen Sushi-Event genau so lange köstlich schmeckte, bis das Ursprungsglas zum Zwecke des Nachschlages angereicht und darin nebst den schmackhaften Saaten noch allerlei schleimiges Fadenzeugs gefunden wurde. Bon appetit! Dann kam eine Frage auf: Wenn doch jetzt eh Insektenmehl & Co. en vogue sind, weil nachhaltig und Proteine, wieso soll ich dann teuer kaufen, was eine Industrie erzeugt, wo ich doch offenbar selbst sehr gut Insekten produzieren kann? Wie viel bleibt übrig von der Milbe nach 60 Minuten bei 175 Grad (Umluft)? Und warum also soll ich also das gute Mehl in den Müll schütten anstatt in die Rührschüssel? „Beim Menschen konnten nach Verzehr [mit Mehlmilben] befallener Lebensmittel Magen-Darmprobleme, asthmatische Erkrankungen der Atemwege und ekzemartige Hauterkrankungen beobachtet werden“, sagt das Umweltbundesamt. Na gut.

// Text: Katharina Wasmeier / Foto: David Häuser //

~~ Diese Glosse erscheint unter dem Namen „Runter vom Sofa“ in der Freitagsausgabe der Nürnberger Nachrichten und Nürnberger Zeitung ~~