Konfetti - Die Kolumne

Konfetti! Und außerdem … Okeesos und Pfuideifis

Sagen wir mal so: Hätt ich ein Bier daheim, dann würd ich jetzt eins trinken. Ja, obwohl es erst kurz vor Mittag ist. Oder: grade deswegen. Einfach nur, weil ich’s kann. Seit gestern nämlich kuschelt sich in meinem Hauswirtschaftsraumarbeitszimmer mein Kühlschrank eng an mich. Ich verstehe das: Es ist kalt, wir alle brauchen Nähe und Liebe, auch so ein zwei Meter großes, zentnerschweres Trum. Jetzt ist es aber gar nicht so, dass er mir wegen Einsamkeit aus der Küche hierhergefolgt ist, sondern musste ich ihn verbannen – ein Grund mehr, ihn zu streicheln, weil wer schon einmal einfach abrupt aus seiner vertrauten Umgebung herausgerissen worden ist, der kennt das Gefühl von Verwirrung. Ich bin jedoch auch verwirrt, erstens wegen dieser ungewohnten körperlichen Nähe, will sagen: Enge, zweitens wegen des exorbitanten Saustalls, der um mich herumexplodiert ist. Grund für das Chaos ist ein neuer Küchenboden, den ein gewisses Traditionsunternehmen mir rotgesichtig spendiert als Friedensangebot, denn ich finde, es hat mir ein rechtes Glump angedreht, derweil die Firma findet, ich bin eh selbst schuld, wenn ich leichenfledderisch aus der Insolvenz schöpfe und muss mich jetzt nicht beklagen, dass der Wohnungsboden nunmehr gelb-gefleckt statt grau ist. Und auf der anderen Seite ein Vermieter die Hände sich in Unschuld wäscht, nicht aber erkennt, warum sich ein alter roter Drunterboden jetzt durch eine Gummischicht nach oben fressen sollte. Wenn ich einmal nicht mehr bin, dann wisst ihr, woran’s lag. Nämlich möglicherweise an meinem Kühlschrank. „Man soll seinen Kühlschrank mindestens zweimal jährlich putzen, sonst wird’s problematisch“, hat eine frisch vom Hygienekurs entlassene Kollegin gestern erst doziert, und ich hab gefunden, dass das wirklich also völlig übertrieben ist und auch gar nicht nötig bei meiner eh schon großen Grundsauberkeit. Karma und ich – ihr wisst, was kommt. „Den Kühlschrank müssen Sie komplett ausräumen, damit ich den rausschieben kann“, hat der Bodenmann gesprochen und ich selbstbewusst: „Das glaub ich aber nicht!“ und er: „Doch.“ und ich: „Na gut.“ Und jetzt kann ich verstehen, warum Menschen von der Archäologie so fasziniert sind. Denn so ein Kühlschrank ist tief, das Sediment folglich vielschichtig, vielschichtiger gar als so manche Person, und also hab ich mich einmal durch die letzten Jahre graben können, in denen aus den Leckers und Nochguts nach hinten weg langsam Okeesos und schließlich Pfuideifis werden. Von letzteren hab ich zahlreiche geborgen, jetzt weiß ich nicht ob ein Biologe informiert werden muss oder die Stadt wegen der Entdeckung oder einfach alles mir gehört. Ich glaub es ist lieber alles meins, die Stadt hat’s eh nicht so mit der Konservierung von Kulturgut. Und ich dafür einen ganzen Haufen leerer Gläser für meine aktuelle Obsession. Denn es muss immer noch gebastelt werden. Mehr dazu gibt es nach der nächsten: … Naaapfuideifi, hab ich gottlob keine gefunden im Kühlschrank!

 

// Text: Katharina Wasmeier / Bild: Hannah Rabenstein //

~~ Diese Glosse erscheint unter dem Namen „Runter vom Sofa“ in der Freitagsausgabe der Nürnberger Nachrichten und Nürnberger Zeitung ~~