Diskotanz
Konfetti - Die Kolumne

Konfetti! Und außerdem … Das Gedicht vom Sonnenkönig

Wovon der Sonnenkönig seit Jahrzehnten vergebens träumt, gelang einem anderen Nürnberger mit Grandezza: Peter Althof erobert das Herz der Nation nonchalant im Zehntagessturm. Die Noris rückt zusammen, aus dunklen Straßen erklingen strahlende Heldengesänge, erste Bronzestatuen werden gegossen, der Nürnberger Trichter erfährt reißenden Absatz, ein Bürgerbegehren verlangt die Umbenennung des Hauptmarktes in „Peter-Althof-Platz“ (wegen Rathaus und Dschungel, is‘ klar): Niemand braucht Reichskleinodien, wenn er die Dschungelkrone haben kann! Doch während der Großteil der Bevölkerung frenetisch jubelte, spielte sich in einer kleinen, bescheidenen Villa im Osten der Stadt dramatische Szenen ab … Später, viel später, sollten sich die Menschen an den Schenken folgendes Gedicht zuraunen:
Der Sonnenkönig grämte sich „Was mach ich denn jetzt nur?
Von Beliebtheit beim Volke fehlt mir wohl jede Spur.“
Er raufte auf dem Throne die Haare sich schier aus,
ein Leben ohne Zepter war ihm ein wahres Graus.
Zu viel stand auf dem Spiele, der Masterplan war groß:
Herrscher aller Länder – und abends fränkisch Kloß!
Er sah zurück und dachte „Ich hab alles versucht.
Auf meinem Herz, so scheint es, lastet ein schwerer Fluch.
War stets mit beiden Ohren ganz nah am Bürgermund
und tat dann, was ich hörte, als meine Wahrheit kund.
Trug stets heitere Kostüme, auf dass der Zweifel bricht,
und plakatierte Städte mit meinem Lachgesicht.
Hab christlich mich gegeben und Essen stets geteilt
– wenngleich auch nur auf Facebook, das ginge sonst zu weit.
Ich wusste mich zu zeigen als des Zeitgeists Kind,
auch wenn andere stets unkten, ich sei Fähnlein im Wind.
Was manche nennen Lüge, heiß ich Evolution.
Und wenn du mir nicht glaubst, änd’re ich schnell den Ton.
O göttlicher Franz-Josef, was ist denn nun dein Rat?
Es fehlt mir offenkundig an einer Wundertat.“
Sein Blick fiel auf ne Truhe, „L’etat c’est moi“ stand drauf.
Darin wahrte er Schätze der Regentschaft auf.
Der Sonnenkönig stutzte: Kann es so einfach sein?
Und tauchte euphorisch im Kostümfundus ein.
Er wühlte sich durch Ohren, Perücken, Silikon-
brüste schienen verloren, doch was kümmert’s schon?
Ganz unten in der Truhe, „Es muss doch hierdrin sein!“,
erblickt sein jauchzend Herz den Sonnenglorienschein.
Der König grub gleich freudig erregt das Ass heraus,
„Ach Gott na sag mal träum ich? Jetzt geht es hoch hinaus!
Im Dschungel magst du siegen, der wahre Chef bin ich!
So werd ich schon hinbiegen, was meinem Recht entspricht!“
Er setzte sich die Mütze auf sein grames Haupt
und plötzlich schien der Himmel im Sonnenschein grell laut.
Die Menschen draußen sangen: „Der König hat’s vollbracht!
Er bringt uns den Frühling, vorbei die Winternacht!“
Doch schon nach zwei Tagen die Wolken kehr‘n zurück.
Was erst schien wie Erlösung, war nur ein Schurkenstück!

// Text: Katharina Wasmeier / Bild: Hannah Rabenstein //

~~ Diese Glosse erscheint unter dem Namen „Runter vom Sofa“ in der Freitagsausgabe der Nürnberger Nachrichten und Nürnberger Zeitung ~~