Konfetti - Die Kolumne

Konfetti! Und außerdem … Sonntwoch

„Stell dir vor“, hat die Freundin grad geschrieben, „ich war bis eben ganz in Ruhe und alleine einkaufen, ich fühl mich wie neugeboren!“ Hab ich gelächelt und genickt und verständig und versonnen weiter in die Auslegeware geblickt. Weil zufällig war ich auch grad in Ruhe und alleine einkaufen und hab daher gut nachfühlen können. Weil noch am Vortag war ich genau bei eben jener Freundin in, nuja, „Unruhe“ möcht ich gar nicht sagen, aber doch eher so in nicht dass man danach pfeilgrad vom Radl fällt vor lauter Entspannung statt sportiv in die Pedale zu treten. „Au weh!“ ist’s mir aus Versehen rausgerutscht gewesen beim Freundinnenwohnung betreten. „Hast jetzt aufgegeben?“ Weil ich sag einmal so, neulich, da hat es in der Wohnung noch so ausgeschaut als wär grad „Schöner Wohnen“ zum Shooting dagewesen, alles fein und dekoriert und an seinem Platz und hinter einer unauffälligen kleinen Tür ein Kinderzimmer mit vielleicht einem klitzekleinen Sauställchen, ganz beruhigend war das da. Und dann ist jetzt irgendwas passiert in den letzten Wochen, und plötzlich ist die Situation folgende, dass also das ganze Kinderzimmer war leer, picobello wie einmal durchgeschleckt und aber der ganze Inhalt vom Kinderzimmer hat sich in die Wohnung verteilt, Spielzeugausbruch quasi, und da wo einmal ein edles Desingersofa war hat’s jetzt eine Räuberhöhle, mehrere Etagen, eh klar, und unterkellert und innendrin noch ganz mittig einen Schatz, und wo einmal Fenster, da jetzt Gemälde, und wo einmal ein Balkon war, da hat’s jetzt eine feine Hütte mit Fenstern und Liegestuhl und lustig ist dass wenn man nicht aufpasst dann rollt man statt zu laufen weil da wo ein Boden war da hat es Autos und Züge, die singen Weihnachtslieder, wenn man drauftritt, und dann rutscht man aus und latscht rückwärts mit links in einen Klebegummikäfer und rechts in ein Küchle, das man auch noch selbst mitgebracht hat, und dann schreit der Kleine, wegen Küchle weg, und der Große, weil der Kleine, und aus dem Babyfon schreit toujours der Kindsvater, wegen statt Schlafzimmer jetzt Homeoffice. Haben wir uns erst einmal einen Wein aufgemacht und grad als ich fragen wollt, warum jetzt das eigentlich so ist, dass am Muttertag muss man zur Mama heim und ihr auf den Geist gehen, am Vatertag rotten sich Väter und alle die es noch und niemals werden wollen zusammen und feiern fern des Haushalts ihre Herrlichkeit, also in dem Moment bringt der Große (3) eine Gerätschaft. Die war so rosa und länglich, ein bisschen wie ein Mikrofon so groß, aber schmaler und ein bisschen bauchig und tailliert und abgerundet an den Enden und sehr schmeichelnd in der Hand mit einem An-aus-Knopf, und natürlich hab ich sogleich erkannt dass es sich hierbei nicht um ein ausgebüchstes Produkt vom Amorelie handelt sondern die berühmte Spielzeugverschwindelampe, die Dinge erst wieder herausrückt wenn man sehr lang sehr leise ist … So, also ich jedenfalls superentspannt mit dem Gesicht im Grillfleisch, und dann hat’s geschnackelt und Beschwerde aus der Redaktion: „Ein Sofa kommt schon noch, ja?“ Das war’s dann mit der Ruhe. Aber zum Glück ist morgen Feiertag. Oder Sonntwoch. So wie jeden Tag.

// Text: Katharina Wasmeier / Bild: Hannah Rabenstein //

~~ Diese Glosse erscheint unter dem Namen „Runter vom Sofa“ in der Freitagsausgabe der Nürnberger Nachrichten und Nürnberger Zeitung ~~