Konfetti - Die Kolumne

Konfetti! Und außerdem … Stromlos

Noch mehr Neues vom Pubertier! Als ich letzthin erzählt hatte von der Schockstarre der Erlebnisgefahr, hab ich einen Punkt verschwiegen, der mutmaßlich ausschlaggebend gewesen wäre. Nämlich, dass die Jugend gezwungen war, den Abend unter Verzicht auf das Allerheiligste zu verbringen, das Elixier des Lebens, das Manna der Welt: das Smartphone. Wegen ein bisschen dumm war’s wichtig, beide Akkus mit einander whatsappen und wichtigen Spielen zu entleeren und so sah man sich dann vom Umstand eines schwarzen Displays ohne Powerbank frappiert. Weil man sich also hätte ver- und damit Gefahr laufen können, mich nicht herbeiwhatsappen zu können, zog man es vor, gar nicht erst zu gehen. Und entspricht damit einer Behauptung, die meine Lehrerfreundin schon lang vertritt: „Die sind heut so: Wenn ich ein Problem nicht mittels Smartphone lösen kann, dann löse ich es eben gar nicht.“ Um diese Hypothese zu verifizieren, hab ich neulich einen Versuch im Freibad aufgebaut. Die Jugend war schwer erschöpft. Zwei Stunden schwimmen, rutschen, Speckbrettl spielen, Staudämme bauen und das Bad erkunden – das kann schon anstrengen, wenn man den Erwachsenen dauernd dabei zuschauen muss, derweil man doch nur vergeistigt auf der Decke liegen möcht. Um dieser erneuten Zumutung zu entwischen, beschloss das junge Paar schlau, einen von uns lästigen Aktivisten möglichst weit entfernten Platz zu beziehen. Noch schlauer befand es, es würde uns nicht auffallen und gar ein Verbot nach sich ziehen, wenn der Umzug zwar vor unseren Augen, jedoch schweigend vonstattengehen würde. Verwundert hab ich ihnen nachgeblickt und mich gefragt, ob in den verwirrten Hirnen tatsächlich der Glaube herrscht, ich hätte den Umzug jetzt nicht bemerkt. Ich: maulig. Gruppenkompetenz gleich Null, Social Skills eben so, was wäre, wenn ich jetzt dann hätt das Bad verlassen mögen?! Jetzt Experiment: Was die können, können wir schon lange, und Umzug mit Sack und Pack in einen Schatten – 50 Meter weg vom ursprünglichen Ort. Dann Spannung: Was wird geschehen? Ich denke, ich hätte folgendes getan: Absuchen des kompletten Bades, zurückkehren zum alten Platz, heulen, vom Bademeister gefunden werden, Eltern ausrufen lassen, Rettung. Doch weit gefehlt! Nach einer Stunde: Erscheinen der Eminenzen auf der Versuchsbühne. Kurzes Umblicken. Innehalten. Handy klingelt. Handy klingelt. Whatsapp. Ansteuern einer Treppe, ermattetes Fallenlassen. Warten. Nach zehn Minuten nochmal umblicken. Sitzend. Handy klingelt. Starre. Dann zündende Idee: erheben, loslaufen und – den Kiosk ansteuern, der weithin sichtbar eine Gyros-Box anpreist. Betreten der Restauration. Verschwunden bleiben. Nach weiteren 30 Minuten Auflösung des Experiments. Man habe doch angerufen und das ganze Bad abgesucht und dann davon Hunger bekommen. Natürlich. Es erfolgte dann eine kurze Einweisung in „Sozialkompetenz: Basiswissen“, „Stromlos glücklich: überleben ohne Handy“ und „Elektrische Fußfessel versus Rückholleine – Pubertät gegen Menschenrechte“. Demnächst Praxistest. Bericht folgt. „7Y Why so serious“ (Hirsch & Rakete, Vogelweiherstraße), „Education in Dub“ (Z-Bau, Frankenstraße), „The Future of Drum’n’Bass“ (Desi, Brückenstraße), „Catch me if you can“ (T90, Flughafen), „Querbeat“ (KK, Königstraße) und am Samstag „Offen auf AEG – Party“ (Muggenhofstraße), „2000er Party“ (Parks, Stadtpark), „Zirkus Beretton“ (Stereo, Klaragasse), „Gold & Butter“ (MUZ, Fürther Straße), „City of Rock“ (Matrixx, Klingenhof).

// Text: Katharina Wasmeier / Bild: Hannah Rabenstein //

~~ Diese Glosse erscheint unter dem Namen „Runter vom Sofa“ in der Freitagsausgabe der Nürnberger Nachrichten und Nürnberger Zeitung ~~