Konfetti! Und außerdem … Widerborste
Lieber Valentinstag – merci, dass es dich gibt! Im kalendarischen Reigen existenzieller Feiertage bist du die große, die letzte, die einzig wahre Bastion im unermüdlichen Kampf gegen renitente Alleinlebende. Das ganze Jahr ein einziger Versuch, auch den letzten Widerborst davon zu überzeugen, dass er ein Schandfleck der Gesellschaft ist, bäumst oder besser: blümst du, lieber Valentin, dich auf im Februar, um mit schwerem Geschütz noch einmal alles zu geben.
Den Weg geebnet hat dir die Industrie, die den Januar hindurch versuchte, ein zartes, doch listiges Pflänzchen des Unwohlseins ins Singleohr zu pflanzen und mit Partnerbörsen jedweder Couleur – Elitepartner für Singles mit, C-Date für die ohne Niveau – am impertinent aufrechten Selbstbewusstsein all derjenigen zu kratzen, die in nachgerade anmaßender Schändlichkeit in Frische, Freiheit und mitunter vernachlässigter Frömme durch die Welt spazieren, derweil der brave Bürger sich in verpartneter Weihe bis hin zur Reproduktion zum Wohle der Gemeinschaft unermüdlich abrackert (es seien an dieser Stelle Etymologie und Lesart des Wortes „Lebensaufgabe“ kurz zur Disposition gestellt). Es bedarf also des Winkes mit dem Rosenstock um all diese zu bekehren, die für jedwede feinsäuberlich im Alltag eingearbeitete subversive Missionierungsbotschaft einfach keine Empfänglichkeit zeigen mögen.
Da müht man sich ab, verlangt Einzelzimmerzuschläge und verbietet Love-Chair-Belegung, da erwähnt man tous les jours die praktische Verwend- und Einsetzbarkeit des Lebensabschnittsgefährdenden für allerlei Hilfsarbeiten, da verkauft man Obst, Gemüse und Frühstücksflocken einzig als großfamilienernährende Riesenkisten oder stigmatisiert Kleingebinde mit horrenden Preisen und der weithin signalleuchtenden Aufschrift „Single-Packung“, auf dass die Ärmsten an der Discountkasse zueinanderfinden mögen in ihrem Elend, man möchte ihnen ja nur helfen. Allein, es reicht nicht aus, wie unerhört!
Lustig lustwandelt das garstige Alleine durch die Tage, einzig Hüter seiner selbst, und beansprucht für sich auch noch allenthalben Extrawürste – oder hat jemand schon einmal gesehen, dass ein Tanzlokal für eine „Pärchen-Party“ geworben hat? Eben! Also fahren wir nochmal alle Geschütze auf, bombardieren den Single mit „Ihr schönstes Fotobuch“, „Ihr romantischster Ausflug“, „Ihr Name auf einem Schnarchzapfen“ in der unverhohlenen Absicht, es würden auch die letzten noch gebrochen, um fürderhin der Gesellschaft nicht zu Lasten fallen sondern sich artig als großes Abenteuer der Saison gegenseitig die Pralinés in den Rachen zu schussern. Aber, Freunde, nicht mit uns! Auf auf in die Nacht – wenn nicht jetzt (Fasching + Messe), wann dann? Te quila statt te amo!
/ Text: Katharina Wasmeier. Bild: Hannah Rabenstein /
~ Diese Glosse erscheint unter dem Namen „Runter vom Sofa!“ in der Freitagsausgabe der Nürnberger Nachrichten ~