Konfetti! Und außerdem … Zauberwort
Es gibt in so einem Menschenleben viele Zauberworte. Zauberworte sind solche, die einen Zauber auslösen sollen. Abrakadabra, Simsalabim, Hokuspokus, Hexhex, Expecto Patronum, das übliche halt. Und dann sind das aber auch so generell Worte, die eine bestimmte Wirkung nach sich ziehen (sollen): Bitte und Danke, beispielsweise, Guten Tag, oder auch einmal ein Prositdergemütlichkeit, da passieren dann auch Sachen, deswegen kann man vielleicht manchmal vorher gut überlegen, ob man es wirklich aussprechen soll, so ein Zauberwort. Früher beispielsweise, da war „Ruhigerabend“ ein Zauberwort, das mit einem Ausgesprochenwerdenverbot belegt worden war. Weil irgendwann hat eine Freundesgruppe feststellen müssen, dass immer wenn ein Mensch daraus um einen ruhigen Abend gebeten hatte, alle anderen Menschen gern mitmachen wollten bei dem ruhigen Abend und versehentlich eine Flasche vergorenen Saft mitgebracht haben und dann so jung nicht mehr zusammengekommen sind und dann plötzlich Sirtaki, so schnell hast du gar nicht geschaut. Jetzt heutzutage erhärtet sich in mir der Verdacht, dass ein spezialgefährliches Zauberwort lautet „Herrenabend“. Ich mein, ich hab wirklich, also Handaufsherz wirklich schon sehr viele Damenabende gehabt. Da ist dann vielleicht einmal eine klitzekleine doch sehr wichtige Handtasche kurz verlegt worden oder auch ein Nagel ist einmal ein wenig abgebrochen und ganz, ganz vielleicht gab es da mal einen Vorfall mit einer Telefonzelle und einem Wildpinkler und noch viel, viel vielleichter auch einen mit einem GoGo-Bunny und einer Bühne, und wenn wir alle alt und würdevoll genug sind, dann erzähl ich diese Geschichten vielleicht auch einmal in ganz. Aber ich schwöre: Noch nie, niemals sind Sachen passiert wie solche, die sich anscheinend zwingendermaßen an die Fersen des Wortes „Herrenabend“ heften müssen. Typischerweise beginnt der Herrenabend beim Frühstück, wenn wegen undeutlicher Bartnuschelaussprache die Bedienung zwei große Weißbier bringt statt zwei kleiner Kaffees. Kannst du sagen: Da steckst du nicht drin. Typischerweise wird man aber im Fortfolgenden Opfer eines Raubüberfalls und seines Handys verlustig, der Taxifahrer verliert die Orientierung und fährt zur nahegelegenen Konzerthalle 20 km durch die Stadt, wo die Herren als ungeplante, doch gefeierte Stargäste auf einer türkischen Hochzeit gastieren, es zu Splittergruppen kommt, die dank des feinen Kommunikationsnetzes von Rettungssanitätern wieder zusammenfinden, man im Eifer des Gefechts die Worte „Ein großes Wasser bitte!“ mit „Fünf große Schnaps aber mit Schuss bitte!“ verwechselt, vor Freude von Mauern herabstürzt und in der Folge als Büßer mit dem Dornenkranz wieder zu sich kommt, während eilig herbeigerufene Frauen Hände tätscheln und fragen, ob man die Reservierung um 15.30 zum Bundesligaschauen stornieren solle. Ecce homo! Da haben wir ein neues Zauberwort: „Bundesliga“ – so schnell ist ein Mensch noch nie genesen. Ich schwör!
// Text: Katharina Wasmeier / Bild: Hannah Rabenstein //
~~ Diese Glosse erscheint unter dem Namen „Runter vom Sofa“ in der Freitagsausgabe der Nürnberger Nachrichten und Nürnberger Zeitung ~~