Konzertbericht: Brückenfestival 2019
We are a natural disaster…
Jörg und Simon waren auf dem Brückenfestival und haben dort neben wirklich guter Musik auch jede Menge Feuchtigkeit erlebt (innerlich und äußerlich).
Freitag (Jörg):
BRÜ BRÜ BRÜ …. schallte es mal wieder durch das Pegnitztal. Das Brücken-Festival ist längst kein Geheimtipp mehr, aber trotz des enormen Zulaufs schafft es das Festival jedes Jahr seinen netten, gemütlichen Charakter zu bewahren.
Den Machern gelingt es zudem immer ein musikalisch abwechslungsreiches Programm auf die Beine zu stellen, dass sich quer über alle Genregrenzen legt. Der Freitag war da mal wieder ein perfektes Beispiel für.
Kaum hatte ich mich um kurz nach 18 Uhr mit einem Bier „bewaffnet“ unter der Brücke eingefunden, betraten Soft Grid aus Berlin die Bühne. Die Rolle des Openers ist immer etwas undankbar, da die meisten Leute dann doch lieber noch irgendwo auf dem Rasen in der Sonne abhängen und den ersten Klängen nur von weitem lauschen wollen. Egal,…… ihre Mischung aus Gitarren und Synthies kam trotzdem gut rüber. Ideal für das erste Bier unter der Brücke.
Eine Dreiviertelstunde später fiel dann auch im Kulturzelt der Startschuß und die neugierigen Besucher bekamen gleich hautnah zu spüren, wie weit die Genregrenzen reichen. Die dreiköpfige Gruppe Flut trat mit Cello, Schlagzeug und diversen Blasinstrumenten an. Musikalisch war das wohl irgendwas mit Jazz. Sorry, das soll nicht despektierlich wirken. Nur ist Jazz meilenweit von meinen Musikwelten entfernt. Ich habe schlichtweg kein Plan von solchen Klängen. Gute 20 Minuten hat meine Neugier durchgehalten, dann ging`s wieder raus in die Sonne und rasch unter die Brücke.
Cinemagraph enterten dann die Hauptbühne und boten netten Indie-Pop. Das ist ist nicht neu und haut einen auch nicht vom Hocker. Aber für einen Sommerabend passt das schon. Wenn die Herren aus Mannheim dann auch mal ihre Gitarren von der Leine lassen, wird das sogar richtig gut und sorgt bei einem alten Britpop-Veteran wie mir für ein freudestrahlendes Lächeln.
Die Rasenfläche füllt sich, man triff bekannte Gesichter und schaut dann mal wieder im Kulturzelt vorbei. Yippie Yeah nennt sich die Singer-Songwriterin, die das kleine Zelt beglückt. Auch hier eine nette Atmopshäre, auch wenn die Texte manchmal so wirken, als hätte jemand sein Tagebuch zerrissen, die Blätter in die Luft geworfen und das Ganze dann vertont und vertextet.
Danach geht’s mit viel Retro zurück auf die Hauptbühne. Okta Logue sollten den Höhepunkt des Abends setzen. Retro? Retro! Das muss ja nicht immer gleich langweilig und altbacken klingen. Die vier Herren aus Hessen bewegen sich halt gerne in den 60ern.
Ihre psychedelischen Rocksongs treffen dann aber auch auf modernen Indierock und ja, zeitweise wehte auch ein Hauch von Springsteen unter der Theodor-Heuss-Brücke. Das bunte Publikum nahm es dankbar auf. Schließlich gilt: Einfach eine schöne Zeit haben!
Weniger schön was sich dann danach abspielte: In der Umbaupause zog ein Unwetter über das Pegnitztal hinweg. Ordentlicher Regen und diverse Blitze zuckten über dem Nachthimmel. Gut für diejenigen, die direkt unter Brücke standen und nur ein paar Spritzer abbekamen, schlecht für den Rest, der eine heftige Dusche abbekam. Auch wenn es etwas merkwürdig erschien: Als der Großteil des Unwetters bereits abgezogen war, entschieden sich die Veranstalter des Brücken Festivals den Freitag an dieser Stelle abzubrechen. Die letzte Band Puts Marie musste auf ihren Auftritt verzichten. Sehr schade, aber Sicherheit geht da wohl vor. Schön zumindest, dass die Leute nach der Ankündigung relativ entspannt und ohne Panik abgezogen sind.
Samstag (Simon):
Der Samstag hatte das für meinen Geschmack interessantere Programm zu bieten und – Spoiler – auch keinen Regen.
Seit ihrem Konzert im Club Stereo liebe ich Steiner & Madlaina und war deshalb sehr positiv überrascht, als sie fürs Brückenfestival angekündigt wurden. Auch die Ankündigung der israelischen Band „The Angelcy“ löste leichte Jubelstürme in mir aus, haben diese schließlich bei bislang zwei gesehenen Konzerten vollstens überzeugen können.
In die anderen Bands hatte ich mal reingehört, aber mehr auch nicht. Einfach mal überraschen lassen.
Da ich irgendwie erst um 16:30 von der Couch hochkam, wurde es dann doch irgendwie etwas knapp um rechtzeitig unter der Brücke anzukommen. Aber Freunde begrüßen, Bier holen und kurz quatschen passte schon noch rein, bevor die beiden Schweizerinnen Steiner & Madlaina die Bühne betraten. Ganz wundervoller mehrsprachiger Indie-Pop, der stellenweise deutlich zeigte, dass Faber der Bruder von Madlaina Pollina ist. Aber es ist kein einfacher Abklatsch, sondern eher hier und da mal etwas angelehnt. Die beiden haben ihren eigenen sehr wunderbaren Stil und sich mal wieder in mein Herz gespielt.
Kurze Zwischenmoderation der zauberhaftesten Glitzerfee Bird Berlin, dann kamen Shkoon. Die waren, nunja, anders trifft es ganz gut. Sie waren einfach ein komplett anderer Stil als ihre Vorgängerinnen. Elektrobeats gemischt mit arabischen Klängen, die einen wunderbaren multikulturellen Wind unter der Theodor-Heuss-Brücke wehen ließen. Gefiel mir wirklich gut. War mal was anderes.
Der wilde Stilmix ging dann mit Black Milk weiter. Feinster Oldschool HipHop, der Reminiszenzen an den Wu Tang Clan und andere Größen der 90s weckte. Dicke Beats gepaart mit astreinem Sprechgesang. Machte definitiv Lust auf mehr und sollte man im Auge behalten.
Dann endlich: The Angelcy! Das beste was Israel seit Jesus Christus zu bieten hat. Naja, okay, vielleicht etwas übertrieben. Aber die sind wirklich gut! Ein wunderbarer Mix aus Folk, Indie, Pop und Klezmer-Elementen, der einfach nur gute Laune macht. Da bewegt man sich automatisch im Takt und will dass der Abend nicht mehr endet.
Und als die Zeile „We are a natural disaster“ durch das Pegnitztal hallte, war die Überschrift für diesen Bericht geboren. Freitags Abbruch wegen Naturkatastrophe und dann Samstag ne Band, die sich selbst so bezeichnet. Welch wunderbarer Zufall für ein wunderbares Festival.
Zum Abschluß muss noch erwähnt werden, dass Bird Berlin mit seiner charmanten Art das Festival wieder einmal wunderbar moderiert hat.
Bis nächstes Jahr!
Brü Brü Brü!
/ Text & Bilder: Jörg Meyer & Simon Strauß /