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Konzertbericht: ClickClickDecker

Overdressed und dehydriert

Was stellt man sich musikalisch vor, wenn man an Hamburg denkt? Kettcar, Blumfeld, Tocotronic, die Sterne? Oder einfach nur ClickClickDecker. Hier wird der Sound all dieser Bands in einer wunderbaren Melange vereint. Die Melancholie von Blumfeld, die textliche Finesse der Sterne, den Rock’n’roll von Tocotronic und die hanseatische Kühle von Kettcar.

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ClickClickDecker ist wahrscheinlich die unterbewertetste Band der Hansestadt und auch das ruhigste, was bei Audiolith Records unter Vertrag steht. Kevin Hamann und seine beiden Mitmusiker Sebastian Kleemann, der als Petula wunderbar in den Abend einstimmte, und Oliver Stangl, der als gebürtiger Nürnberger jede Menge Familie mit in den Club Stereo brachte, sorgten mit dieser wunderbar perfekten Unperfektheit für eine Atmosphäre, die bei einem Wohnzimmerkonzert nicht anders wäre. Verspieler wurden nicht professionell überlächelt, sondern sorgten innerhalb der Band für kurze Lachanfälle oder führten zu kleinen Anekdoten.

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Der textliche Level von ClickClickDecker ist irgendwo in den Wolken anzusiedeln. Beinahe poetisch schaffen sie es komplexe Gefühle in zwei Zeilen zu packen und den Zuhörer mit auf eine Reise in ihren Geist und ihre Gefühle zu nehmen. Nach drei Minuten ist man am Bahnhof Melancholie angekommen und steigt um in Richtung Glücksgefühl um zwischendrin zu erfahren, dass früher zwar mehr Lametta war, aber man immerhin das Talent für den schlechten Moment hat.

Wer ClickClickDecker nicht kennt, der sollte sie kennenlernen und wer sie kennt und nicht liebt, der hat sie vielleicht einfach nicht verdient.

/ Text & Bilder: Simon Strauß /