Live / REIN & RAUS

Konzertbericht: Kofelgschroa

Wenn sich an der Theke beklagt wird, dass das Bier zu kalt ist, dann hat das meistens einen dieser Gründe: 1. Der Kühlschrank ist falsch eingestellt, oder 2. der Gast ist etwas älter

Beim Konzert von Kofelgschroa im Club Stereo traf Punkt 2 zu. Ein so bunt gemischtes Publikum hatte ich persönlich im Stereo noch nicht erlebt. Vom Grundschüler bis zum Rentner war hier wirklich alles vertreten und füllte den Club bis auf den letzten Platz aus.

Als um halb neun die ersten Klänge aus Tuba, Akkordeon, Tenorhorn und Gitarre von der Bühne schallten und nach und nach die Liedzeilen „Und dann warn wieda Leit do und dann hat’s ma wieda leid do“ lauter wurden, war jedem Gast das eigene Alter egal. Es wurde im Takt gewippt und die Musik aufgesogen.
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Wie wichtig Kofelgschroa die Musik ist merkt man daran, dass viele Lieder größtenteils instrumental sind und nur hier und da durch kleine aber feine Textzeilen aufgelockert werden.

Auf Grund der musikalischen Ähnlichkeit drängt sich natürlich der Vergleich mit LaBrassBanda auf, doch die vier Jungs aus Oberammergau sind auf ihre eigene Art einzigartig.

Wo bei LaBrassBanda fetzige Balkanrhythmen die bayerische Blasmusik durchziehen, da wählen Kofelgschroa lieber die eher ruhigen, fast schon sentimentalen Töne und bleiben deutlich näher am „Heimatsound“. Sich selbst bezeichnen sie auch schon mal humorvoll als „Sentimentalgschroa“.

Das Konzert kam fast komplett ohne Ansagen aus. Ab und an wurde eine kurze lustige Anekdote erzählt, nur um danach direkt wieder zur Musik zurückzukommen. (Falls jemand von euch ein Harmonium brauchen sollte, Akkordeonist Maximilian hat da noch eins übrig, das nicht in den Tourbus gepasst hat.)
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Nach über 1,5 Stunden wurde sich noch kurz beklagt, dass niemand mehr Oberammergau von den Passionsspielen kennt, sondern nur noch vom Lied „Heut kommt der Hans zu mir“, oder wie Peter Wackel es nennt, „Oberammergau“.

Die ganz eigene Version dieses Volkslieds war dann auch der Abschluss eines wirklich tollen Konzertes, welches meine persönliche Konzertsaison 2015 würdig eröffnete.

/ Text & Bilder: Simon Strauß