Live / Musik

Konzertbericht: Roy Bianco & Die Abbrunzati Boys in der Kia Metropol Arena

Am Donnerstag, den 24. Oktober waren Roy Bianco & Die Abbrunzati Boys mal wieder zu Gast in Nürnberg. Und jedes Mal, wenn sie da sind, wird die Location größer. Angefangen bei uns im Club Stereo über den Z-Bau bis hin zur Kia Metropol Arena dieses Jahr. Verrückt. Der Hype nimmt einfach kein Ende. Für uns war unter anderem Désirée vor Ort, die ein großer Fan ist und uns hier ihre Eindrücke schildert.

Und weil die gute viel zu viele schöne Bilder für einen Artikel gemacht hat, gibts HIER noch die komplette Bildergalerie.


Mit der MS Abbrunzatissima auf großer Fahrt – Roy Bianco und die Abbrunzati Boys, KULT Tour 2024/2025, Nürnberg Kia Arena.

Angefangen hat alles 1982, als sich Roy Bianco und Die Abbrunzati Boys im Touristenmoloch Sirmione am Gardasee kennenlernten. Aufregende Jahre folgten, man überwarf sich, doch letztendlich kam es zur Réunion und dem heißersehnten Comeback im Jahre 2019. Seitdem ist die sechsköpfige Combo nicht mehr aufzuhalten. Mit ihrem Nummer Eins Album „Kult“ sind die Musiker nun auf großer Tournee und stoppen in der ausverkauften Kia Metropol Arena in Nürnberg.

Doch der Weg zum Ruhm war steinig. Der erste Gig in der mittelfränkischen Hauptstadt war in unserem geliebten Club Stereo, später ging es im Rahmen des Nbg Pop in den Z-Bau Saal und nun verkaufen die Herrschaften kurzerhand die Kia Arena aus – wie auch so ziemlich jede andere Venue ihrer Tour, inklusive des Wiener Gasometers, der Münchner Olympiahalle und dem Kölner Palladium.

Am Ende ist es die Liebe, die bleibt.

Was macht die Gruppe so besonders? Ist es der einzigartige Mix aus Italo Schlager und Disko, gespickt mit Chansons und Indie? Oder sind es die doppeldeutigen Texte, die sowohl wortwörtlich, oder mit doppeltem Boden gehört und gegrölt werden können? Vielleicht aber auch der unique Kleidungsstil, der immer knapp am Trash vorbeischrammt und daher ganz neue Fashion Trends setzt? Am Ende ist es eine Mischung aus alledem und einer gehörigen Portion Amore. Denn wie sagt Roy Bianco live auf der Bühne: „Am Ende ist es die Liebe, die bleibt“.

Und so pilgern an diesem Abend tausende Tifosi auf der Suche nach Kurzweil und Liebe nach Nürnberg, um sich ihre Jahresration Amore abzuholen – und die sieben Tourbecher, die die Gruppe designed hat. Einen für jedes Bandmitglied und einen mit Gruppenfoto. Wem das nicht genügt, der hat die Möglichkeit, sich am Merchandise mit allerlei Dingen einzudecken: T-Shirts, Pullis, Musik, Mützen – nur die Strandtasche gibt es erst ab dem Hamburg Konzert am 28.10.2024 . Den meisten Zuschauer:innen geht es aber eh nur im die Musik und davon wird es im Verlauf des Abends noch viel zu hören geben.

Nach einem energetischen Auftritt der Senkrechtstarterin Dilla und ihrer Band ertönt um 21 Uhr die Ouvertüre zu „Weiße Rosen“. Eine Computerstimme bereitet die Tifosi auf die kommenden zwei Stunden vor: „Es erwartet dich nicht weniger als die Heilige Messe des Italoschlagers“ Und so sei es. Die MS Abbrunzatissima sticht in See und wir sind alle mit an Bord.

Ralph Rubin ist absent

Die Kapitäne Roy Bianco & Die Abbrunzati Boys, begleitet von ihrer Showband Drummer Bungo Jonas, Bassist Eisensepp und Trompeter Blechkofler, betreten unter frenetischem Jubel auf die Bühne. Nur einer fehlt: Keyboarder Ralph Rubin ist absent – er und Frau Rubin erwarten ein Kind. Statt des sympathischen Tastenvogels steht deshalb eine Kopie aus Pappe hinter dem Klavier. Ein bisschen schade natürlich, aber welch schöneren Grund könnte es für die Abwesenheit geben?

Und so jubeln die Fans ob der Information und feiern die Liebe, aus der neues Leben entsteht.
Die Bühne wartet mit einem Laufband für Roy Bianco, weißen Rosen und begehbarer Architektur auf. Abgerundet wird das stimmige Bild, das die Zuschauer:innen in die Utopie, die die Abbrunzatissima kreiert, katapultiert, durch eine durchgängig ansprechende Lichtshow und sehr gutem Sound.

„KULT“ fast komplett im Set.

Die Setlist beinhaltet fast die ganze neue Platte, nur „Unter Palmen“ hat es nicht auf die Bühne geschafft. das Macht aber gar nichts, denn auch Klassiker wie „Brennerautobahn“, „Ponte di Rialto“ und „Giro“ finden so ihren Platz an diesem Abend, der für alle Anwesenden noch lange nachhallen wird. Nach dem Opener „MS Abbrunzatissima“ schenken die Barden „Vino Rosso“ aus, um mit ihren Fans im Anschluss nach „Santorin“ zu düsen. Doch die Reise ist noch lange nicht vorbei. Das trappige „Bardolino“ gibt sich mit dem Chanson aus Eisensepps Feder „Ich liebte die Musik“ die Hand und bei „Goodbye, Arriverdeci“ sehen die Fans ein Duett von Roy Bianco und Dilla. Mehr Schmacht geht kaum. Überraschend kommt wohl das Cover von „Supersonic“, mit dem die Abbrunzatissima beweist, dass sie die besseren Oasis sind. Die Gallagher Brüder sollten sich auf ihrer Comeback Tour besser warm anziehen.

Schlagerstrudel wie aus dem Bilderbuch

Natürlich wird in Nürnberg auch kräftig gestrudelt- spätestens bei „Brennerautobahn“ gibt es im Publikum kein Halten mehr und es bilden sich Parade-Schlagerstrudel. Bei denen kann jede:r mitmachen, es geht weitestgehend achtsam zu und spätestens nach der obligatorischen Bandansage, die Arschlöcher zum Gehen aufruft und sich eindeutig gegen Homophobie, Misogynie, Transphobie und allen anderen humanistisch verwerflichen Einstellungen ausspricht, sollten es auch alle verstanden haben: Roy Bianco und Die Abbrunzati Boys Konzerte sind Safe Spaces, bei denen auch bitte die Herren der Schöpfung ihre Shirts anzulassen haben.

Trotzdem bleiben kleine Malheurs nicht aus und so sieht man immer wieder freundliche Fans, die Fundstücke -meistens Schuhe- aus dem Schlagerstrudel gen Hallendecke strecken, um sie dem oder der rechtmäßigen Besitzer:in zurückzugeben. So viel Amore hält man kaum aus, jetzt echt mal. Die Highlights des Sets sind erwartungsgemäß „Bella Napoli“, „Velocità“ und der neue Überhit „Sophia Loren“.

Akustik auf der B-Bühne

Auch für die Fans auf den Rängen gibt es noch ein Schmankerl: Gegen Ende des Sets spielen die beiden Frontmänner ein kurzes Akustikset inklusive„Baci“ aus dem Block 20 – hier wird der Sitzplatz zum Logenplatz.

Ein weiteres Highlight ist die Illumination des Keyboards mit dem Olympischen Schlagerfeuers – diesmal durchgeführt von Blechkofler. Pathos, der ankommt. Das Publikum jubelt und macht sich bereit für das finale grande: einmal noch strudeln bei „Quanto Costa“, bevor das Konzert mit „Weiße Rosen“ endet. Die Band verteilt dieselben an das ergriffene Publikum und verlässt schließlich unisono die Bühne.

Was für ein Aben, was für eine Show. Hätten sie die Tour nicht „Kult“ genannt, so hätten das die Fans übernommen. Obwohl die Gruppe die bislang größten Venues ihrer Karriere spielen, werden dies die Clubshows der Zukunft sein – denn die Abbrunzatissima ist noch lange nicht am Zenit ihrer Karriere angekommen

// Text & Bilder: Désirée Pezzetta //