
Nachbericht: Bibiza im Löwensaal
„bis einer weint“ heißt das neue Album von BIBIZA, das im November 2024 erschien. Rund ein Jahr nach seinem Konzert im Z-Bau kehrte der Wiener Musiker am 28. Februar nach Nürnberg zurück – dieses Mal machte er im Löwensaal Halt.

Der Support-Slot gehört an diesem Abend der Musikerin BEAKS, ebenfalls aus Wien, die abseits der Musik auch als Model und Fotografin arbeitet. Vor dem weißen Vorhang, der über die Bühne gespannt ist, performt die Sängerin eine halbe Stunde lang ihre Songs. Die erste Single erschien 2023. Die bass- und beats-lastigen Songs kreieren eine Atmosphäre, die man auch in einem dunklen Kellerclub in Berlin oder London wiederfinden würde. Ein wenig düster, ein wenig NNDW-Feeling.

Eine knappe halbe Stunde nach dem Auftritt von BEAKS erlischt das Licht im Saal und ein Spotlight richtet sich auf den weißen Vorhang. Die ersten Töne des Songs „bis einer weint“ ertönen und das Publikum im ausverkauften Löwensaal schreit und jubelt. Plötzlich erscheint die Silhouette des Musikers in der Mitte des Vorhangs und er singt die ersten Zeilen des Songs, bevor dann pünktlich zum Refrain der Vorhang fällt. Schon auf der letzten Tour hatten BIBIZA und seine Band ein ausgefallenes Bühnenbild und auch dieses Mal erwartet das Publikum ein an das aktuelle Album angepasste Setting. Auf der linken Seite der Bühne ist im hinteren Teil eine Bar aufgebaut, hinter der Keyboarder Xaver performt. In einem Regal stehen auf zwei Etagen etliche Flaschen des BIBIZA Weins, den Fans im Albumbundle ergattern konnten. An der Decke der Bar dreht sich das ganze Konzert über ein rot leuchtender „bis einer weint“ Schriftzug. Die Seiten der Bar zieren auf Schnüren aufgefädelte, weiße Theatermasken und vor der Bar stehen zwei rote Barhocker mit silbernen Stacheln. Die Band ist überwiegend in schwarz, rot und silber gekleidet. BIBIZA selbst trägt unter anderem ein silbern schimmerndes Shirt und darüber eine schwarze Zunftweste.

Beim zweiten Song „Wunschkonzert“ sind die Besucher:innen im übertragenen Sinne endgültig im Konzert angekommen und es wird gesprungen, getanzt und laut gesungen. Diese Momentaufnahme zieht sich durch die gesamte Show, denn der Wiener und seine Band bieten den Fans für eine Stunde und 45 Minuten eine packende, energiegeladene und abwechslungsreiche Show. Auf der Setlist finden sich viele Songs des neuen Albums wieder, unter anderem „Salamander & Chamäleons“, „aufnimmawiederschaun“, „Discoschnupfen“, „check in / check out“, „Böses Spiel“ und „Die Rechnung kommt“. Auch die Single „Tanzen“ performt BIBIZA und begeistert damit besonders das weibliche Publikum. Mit Lyrics wie „Sie will einfach tanzen, also lass sie tanzen. Der Club ist voller Geier oder notgeiler Schimpansennur – darauf fokussiert, dass das heute noch was wird. Doch eine Casanovabraut ist desinteressiert“ macht der Sänger auf unangenehme bis übergriffige Situationen aufmerksam, die Frauen beim ausgelassenen Feiern oftmals durch Männer durchleben müssen. Ein Drittel der Setlist besteht aus Songs des Vorgängeralbums „Wiener Schickeria“, mit dem BIBIZA seinen endgültigen Durchbruch in der deutschsprachigen Szene erlebte. Von „Eine Ode an Wien“ über „Stadtpark Insomnia“, „Blau“ und „Schick mit Scheck“ feiern die Menschen im Löwensaal jeden einzelnen Moment. Im Moshpit, beim gemeinsamen Tanzen oder beim kollektiven Springen.

Die große Bar auf der Bühne dient während der Show nicht nur als Bühnenbild, sondern wird auch aktiv in das Konzert eingebunden. Vor dem Song „Luxusparese“, in dem BIBIZA einen kritischen Blick auf die politische Lage Europas wirft, setzt er sich auf einen der Barhocker und greift nach einer Zeitung, die auf dem Tresen liegt. Während er durch die Seiten blättert, richtet er sich zum Publikum und erzählt, er habe gerade gelesen, dass viel zu viele Menschen Rechtsextreme wählen und er das nicht verstehen kann. Kurz danach schallen laute „Ganz Nürnberg hasst die AfD“-Rufe durch den Löwensaal. Einige Zeit später dient die Bar einer kleinen Pause, in der die Band am Tresen lehnt und BIBIZA mit einer Flasche Wein an der ersten Reihe entlangläuft und die Becher der Fans damit füllt. Im Hintergrund läuft der Track „Donauwalze“. Nicht nur in diesem Moment zeigt sich BIBIZA Fan-nah. Für den Song „angefahrn“ begibt er sich mitten ins Publikum und performt den Song inmitten der glücklich strahlenden Besucher:innen.

Mit „Schick mit Scheck“ endet das offizielle Set, doch die Zugabe lässt nicht lange auf sich warten. Mit „Opernring Blues“ kehren die Musiker zurück auf die Bühne und es scheint, als wäre der komplette Raum zu einem Moshpit verschmolzen. Die Stimmung ist elektrisierend und alle scheinen den größten Spaß zu haben. Es folgt „Femme Fatale“, ebenso ein Song von „Wiener Schickeria“. Für das große Finale spielen BIBIZA und Band noch „Gute Nacht“, den letzten Track des aktuellen Albums und werden vom Publikum mit Handylichtern unterstützt. Die letzten Zeilen klingen im Löwensaal aus und der Applaus und Jubel, der danach folgt, scheint nicht zu enden. Verschwitzt und euphorisiert verabschieden die Menschen den Sänger und seine Band. Doch der Wiener hat noch nicht genug und kehrt kurze Zeit mit der Gruppe inklusive Support BEAKS auf die Bühne zurück. Zu „Letzter Tanz“, einem Titel, den BIBIZA gemeinsam mit dem „DREAM DJ Team“ und „Turnup Tun“ vergangenen September veröffentlichte, tanzt nun die große Gruppe ausgelassen auf der Bühne, während sich BIBIZA selbst noch einmal persönlich bei den Fans bedankt und vor der ersten Reihe hin und her läuft. Nach ein paar Minuten ist dann endgültig Schluss mit Party und Ekstase und die Menge verlässt erschöpft aber begeistert den Löwensaal. BIBIZA hat nicht nur erneut den Wiener Schmäh und kesse Texte nach Nürnberg gebracht, sondern hat bewiesen, dass er und seine ausgezeichnete Band sowohl musikalisch als auch textlich nach dem Erfolgsalbum „Wiener Schickeria“ noch einen draufsetzen können. Ein Mix aus instrumentalen Schmankerln, Lyrics mit Augenzwinkern, einer enthusiastischen Performance und auch ernsten Momenten – aber niemals ohne das Feiern und die Lebensfreude dabei zu vergessen.





// Text & Bilder: Sarah Weinberg //