
Nachbericht: K.I.Z in der Arena
Letzte Woche, am Montag, den 24. März, waren wir beim Konzert von K.I.Z, die im Rahmen ihrer Görlitzer Park Tour zu Gast in der Nürnberger Arena waren. Über 2 Stunden haben die drei auf der Bühne abgerissen und eine bemerkenswerte Show auf die Bühne gezaubert. Hier der Nachbericht mit Bildern von Sarah.

Nachdem K.I.Z im Juni 2024 ihr neues Album „Görlitzer Park“ und das Album zum Album „Und der Anschlag auf die U8“ veröffentlichten, stand im Februar und März nun die große „Görlitzer Park“-Tour an. Am 24.03. spielte das Rap-Trio in der Arena Nürnberger Versicherung.
Pünktlich um 19 Uhr betritt zunächst Support-Act Apsilon die Bühne. Gemeinsam mit seinem Bruder und Produzenten Arman präsentiert der Rapper rund 30 Minuten lang einen Mix aus beat-lastigen und ruhigeren Songs, wie zum Beispiel „Grau“, „Köfte“ und „Koffer“. Mit den oft gesellschaftskritischen und emotionalen Texten lässt Apsilon die tausenden Menschen in der Arena sowohl abgehen als auch bedächtig lauschen.


Die Fans müssen sich nach Apsilons Show nicht lange die Zeit vertreiben; knapp 20 Minuten später werden die Lichter in der Arena gelöscht und die Bühne hüllt sich in Nebel. Während Live-DJ Joe (Drunken Masters), Nico, Maxim und Tarek komplett in Weiß die Bühne betreten, schallt bereits lauter Jubel durch die Halle. Die ersten Klänge von „Frieden“ (Görlitzer Park) ertönen, die Rapper werden in Licht getaucht und wenige Momente später singen tausende Menschen „Wir träumen von Frieden“, während sie ihre Hände zu „Peace-Zeichen“ formen. Drei weiße Spotlights sind auf die Rapper gerichtet, im Publikum werden Handylichter in die Höhe gestreckt. Diese tiefgründige und fast schon andächtige Stimmung soll jedoch nicht lange anhalten, denn auf „Frieden“ folgt „VIP in der Psychiatrie“ und somit der gewohnte „Voll-auf-die-12“-Sound von K.I.Z, den das Publikum mit den ersten Moshpits zelebriert.

Die „Görlitzer Park“-Tour präsentiert sich als beeindruckende Produktion. Auf der Bühne stehen drei durchsichtige „Eiskristalle“, zwei kleinere und ein großer in der Mitte; angelehnt an das Logo der Hip-Hop- Formation. Vor den Kristallen steht Live-DJ Joe am DJ-Pult. Links und rechts neben der Bühne hängen zwei große Videowalls, über die die Zuschauer:innen das Geschehen mitverfolgen können.

Mit Songs wie „Urlaub fürs Gehirn“ und „Bier“ lassen K.I.Z dem Publikum kaum Zeit zum Durchatmen. Bierbecher fliegen durch die Luft, Moshpits werden geöffnet und die Menge feiert die Rapper, die mittlerweile seit 25 Jahren gemeinsam auf der Bühne stehen. Nach zwei Songs vom aktuellen Album, „Berlin wird dich töten“ und „Sommer meines Lebens“, wird der Titeltrack „Görlitzer Park“ angestimmt und die Show erreicht ihren nächsten Höhepunkt: Nacheinander löst sich die Bühne in drei Einzelteile, auf denen Tarek, Nico und Maxim dann durch den Gang, der das Publikum vorne teilt, fahren. Auf diesen drei kleinen Bühnen performen K.I.Z die nächsten Songs. Für „Applaus“ verlassen Nico und Tarek die Bühne; Maxim dreht sich zu Beginn des Songs auf einem weißen Stuhl. Der Song „Kinderkram“ vom Album „Rap über Hass“, in dem die drei Rapper ihre bisherige Karriere mit allen Höhen und besonders Tiefen Revue passieren lassen, wird nicht nur gesanglich vom Publikum laut begleitet, sondern erweist sich als weiteres emotionales Highlight. Zum Ende des Tracks werden von der Decke zwei riesige Banner mit den Worten „F*CK DEINE MUTTER RAP SEIT 20 JAHREN“ ausgerollt – und die Arena verfällt in frenetischen Jubel. Sehr ernst wird es beim Track „Sensibel“, den wiederum Tarek alleine auf der Bühne inmitten der Menge performt. Die Halle wird still und lauscht aufmerksam dem Song, in dem Tarek über Rassismus in Deutschland rappt. Neben all den überspitzten und sarkastischen K.I.Z-Songs sind es auch ernste Lieder und Momente wie diese, die nicht nur den Erfolg, sondern auch die Relevanz der drei Rapper unterstreichen.

Nach Tareks Solo-Performance werden die beweglichen Bühnenteile wieder in ihre Ursprungsform gebracht und Maxim, Nico und Tarek heizen den Zuschauer:innen mit „Rap über Hass“ ein, dessen letzte Strophe und Outro als „Killing In The Name Of“ (Rage Against The Machine) Remix die Halle zum Beben bringt. Trotz der tausenden Menschen macht diese Show keinen Anschein von Anonymität, wie Maxim zum Beispiel beim Track „Geld wie ein Magnet“ beweist und für das Intro kurzerhand einen Ausflug ins Publikum unternimmt.

Nach „Samstag ist Krieg“ und „Grabstein“ verlassen die drei vorerst die Bühne und DJ Joe von den „Drunken Masters“ bietet den begeisterten K.I.Z-Fans ein 10-minütiges DJ-Remix-Set mit Tracks wie „Das Kannibalenlied“, „Böhses Mädchen“ und „Halbstark“. Die Arena springt, tanzt, mosht und begrüßt dann mit lautem Applaus Nico zurück auf der Bühne, der nach „Der durch die Scheibeboxxxer“ den noch unveröffentlichten Song „Andertheker“ (VÖ: 28.03.) zum Besten gibt, bevor auch Tarek und Maxim wieder die Bühne betreten. Alle drei tragen jetzt schwarze, Uniform-ähnliche Outfits. An dieser Stelle sollte auch die beeindruckende Licht- und Lasershow erwähnt werden, die sich durch das ganze Konzert zieht. So werden die Eiskristalle und der Raum während „Walpurgisnacht“ in grünes (Laser-) licht getaucht, bei „Illuminati“ formen Laser eine Pyramide über den Köpfen der Rapper. Für einen Schmunzler sorgt dann das Anstimmen des Backstreet Boys Songs „I Want It That Way“, bevor es beim vorerst letzten Track des Abends noch einmal zur Ekstase kommt. Schon nach den ersten Tönen von „Ein Affe und ein Pferd“ schreit die Arena auf und mehrere Moshpits öffnen sich im Innenraum der Halle. Erneut fliegen Bierbecher durch die Luft und die Menge rappt aus voller Kehle jedes einzelne Wort. Nur ein paar Sekunden vergehen danach, bevor Tarek, Nico und Maxim noch einmal zurück auf die Bühne; jetzt aber wirklich zum letzten Mal. Mit „Familienfeier“ vom aktuellen Album beendet das Trio diesen Abend schließlich nach zweieinhalb Stunden, während die Halle in rotes, blaues und grünes Licht getaucht wird.

Das Fazit dieses Konzerts ist vielschichtig, aber klar ist: Diese Show war ein zweieinhalbstündiger Urlaub fürs Gehirn. Angefangen von der beeindruckenden und interaktiven Bühne, der dynamischen und abwechslungsreichen Licht- und Lasershow bis hin zum massiven Sound. Mit vielen Songs der aktuellen zwei Alben und Klassikern wie „Neuruppin“, „Hurra die Welt geht unter“ und „Ehrenlos“ wurde das Publikum auf eine Reise quer durch das K.I.Z-Universum eingeladen. Teilweise neue Versionen der Songs in Form von Remixes wurden präsentiert und Maxim, Tarek und Nico zeigten sich zwischen den Songs gewohnt witzig, sympathisch und auf ihre Art unverschämt zugleich. So machte sich Tarek über das fränkische, gerollte „r“ lustig, nachdem ein Raunen durch die Halle ging, als er die Besucher:innen als „Bayern“ bezeichnete; kurz darauf fügte er jedoch lachend hinzu: „Nein, nein, das ist total süß“. K.I.Z bleiben K.I.Z. Irgendwo zwischen tiefstem Sarkasmus, Pöbeln, der Gesellschaft den Spiegel vorhalten und Partyexzess – das haben diese kurzweiligen zweieinhalb Stunden in Nürnberg bestens gezeigt.





// Text & Bilder: Sarah Weinberg //