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Nachbericht: Thees Uhlmann liest „Sophia, der Tod und ich“

Sophia, der Tod, Thees Uhlmann und Ich.

Jetzt liest der Uhlmann auch noch. Reicht es nicht, dass er tolle Musik macht, muss er uns jetzt auch noch aus seinem Buch vorlesen?
Ja, muss er!

Denn erstens ist „Sophia, der Tod und ich“ ein unglaublich gutes Buch und zweitens ist Thees Uhlmann ein hervorragender Vorleser. Ob er das alles heimlich mit seiner Tochter geübt hat, oder ob er einfach ein Naturtalent ist, weiß man nicht, ist aber auch egal.

An diesem Abend im Erlanger E-Werk konnte das Publikum nicht nur Auszüge aus seinem Buch hören, sondern auch die eine oder andere Anekdote aus dem Leben des Tomte-Sängers. Diese wurden teils in einem wunderbaren Zusammenhang mit der Geschichte des Buches verwoben, teils wurde einfach mal abgeschweift und über mehrere Umleitungen dann doch wieder zum Buch zurückgefunden. Es wurde erzählt, wie sich Thees bei Marcus Wiebuschs Fertigpizzen durchschnorrte, wie er mit Reimer Bustorff St. Pauli-Spiele besucht und wie er es liebt, im E-Werk aufzutreten. Nebenbei werden Einbruchspläne in Erlanger Bong-Shops geschmiedet und stolz berichtet, wie sein Name von seinem Verleger in einem Atemzug mit „his Bobness“ Bob Dylan genannt wurde.

Im Grunde genommen war der Abend wie das Buch: auch hier wird gerne mal abgeschweift und sich in einer irrelevanten Seitenstory verloren, was das Ganze aber umso sympathischer macht. Thees Uhlmann schreibt so wie er spricht oder denkt, aber das weiß ich nicht, ich kann ja keine Gedanken lesen. Obwohl ich das Buch „Ich weiß was Sie denken“ schon gelesen habe und auch ab und an schon mal tatsächlich direkt wusste, was jemand von mir will, bevor derjenige auch nur ein Wort gesagt hatte. Das war aber meistens meine Mutter, die in meinem Zimmer stand, das meistens so aussah, als hätten die Ludolfs ihr Lager outgesourced. Da wusste ich immer, dass sie sich darüber beschweren würde, dass ich mal aufräumen sollte, „was sollen denn die Leute denken“. Auf die Antwort, dass in mein Zimmer nur Leute kommen, die ich auch reinlasse, kam dann zurück „Und was, wenn’s brennt und die Feuerwehr oder die Sanitäter hier reinmüssen und es aussieht wie Sau? Die kaufen doch alle bei mir in der Metzgerei ein und kennen mich. Was denken die dann von mir?!“
Zwei Wochen nach meinem Auszug brannte es tatsächlich, mein Zimmer sah aus wie Sau und niemanden hat’s interessiert. Soviel dazu …

Ungefähr so wie ich gerade eben verliert sich auch Thees Uhlmann gerne mal und ich vermute, dass es in seinem Kopf auch ähnlich zugeht. Da werden von den Synapsen die komischsten Verbindungen geknüpft und irgendwann landet man vom Gedanken an Brötchenkaufen bei ’ner theologischen Diskussion mit sich selbst, ob es denn den historischen Jesus wirklich gegeben hat und wer das denn bitte beweisen kann.
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„Sophia, der Tod und ich“ ist ein Buch über das Leben, oder eigentlich über das Ende des Lebens, schließlich steht hier plötzlich der Leibhaftige vor der Haustür und erzählt dem Protagonisten, dass er nur noch drei Minuten zu Leben habe und dann an „irgendwas mit Herz“ sterbe. Nach kurzer Diskussion klingelt es wieder und Sophia, die Ex-Freundin, steht da. So beginnt ein unglaublicher Roadtrip durchs Land. Eine anrührende und dennoch unglaublich lustige Geschichte über die wohl seltsamste Reisegruppe der deutschen Literatur.

Bald ist Weihnachten und dieses Buch sollte von Euch unbedingt auf den Gabentisch gepackt werden. Wenn ihr es noch zu einer Lesung schaffen solltet: Thees schreibt liebend gerne danach noch ’ne Stunde lang Widmungen in Bücher.

www.theesuhlmann.de

www.e-werk.de

/ Text: Simon Strauss / Bilder: Ingo Pertramer und Kiepenheuer & Witsch /