Nachbericht: Prima Leben und Stereo 2015
Das wars dann also: Die letzte Ausgabe vom PLUS am Vöttinger Weiher ist gelaufen, das Wetter hat durchgehalten und die vielen entspannten ehrenamtlichen Helfer sorgten für zwei tolle Tage auf dem überschaubaren Gelände in Freising. Ebenso entspannt: die Festivalbesucher – aber bei Sonne, See und guter Musik ist das auch kein Wunder.
Schon am Freitag Nachmittag beim Auftritt von NÖRD fanden sich zahlreiche tanzbereite Menschen, die den hyperaktiven Synthie-Pop aus Berlin zurecht feierten. Deutsche Texte und ein Sound, der in die Beine geht, ergeben eine Mischung, die ankommt.
Deutsch ging es weiter mit dem ebenfalls aus Berlin stammenden Singer/Songwriter Philipp Dittberner mit seiner Band, die mehr zu bieten hatten als den Hit „Wolke 4“. Unter dem enthusiastischem Geschrei der Teenies aus der ersten Reihe präsentierte der junge Herr Songs aus dem Debüt-Album „2:33“, welches im Herbst pünktlich zur Tour erscheint. Weiter hinten lauschte das ältere Publikum seinen durchweg gefühlvollen Liedern über Liebe, Freundschaft, Sehnsucht und Verlust ganz entspannt im Sitzen. Was natürlich nicht fehlen durfte war der Abschluss mit „Wolke 4“, diesmal ganz unelektronisch. Schön anzuhören und zwar durchweg, finde ich.
Sehr beliebt, neben den Bands, waren die kreativ beschrifteten Pappschilder, welche man am Stand von PULS kreieren konnte (andererseits auch nervig, da sie oft zu fliegen lernten und auch vor Hinterkopflandungen nicht zurückschreckten). Aber auch der Weiher lud ein, sich abzukühlen oder einfach nur gechillt am Ufer zu sitzen und den schönen Tag zu genießen, während im Hintergrund auf der Seebühne DJs ihre Sets zum Besten gaben und auf der Hauptbühne gerockt wurde.
Zum Beispiel mit der jungen Band Trümmer: „Wo ist die Euphorie?“ – so die wohl bekannteste Frage der Hamburger, die für den nächsten musikalischen Umschwung des Abends sorgten. Gitarrenrock, mitreißend und auch ein bisschen punkig.
Persönliches Highlight des ganzen Festivals: Talisco! Nachdem ich die sympathischen Franzosen beim Auf den Dächern Festival 2014 in Berlin das erste Mal gesehen hatte, war ich sehr gespannt darauf, sie wieder live zu sehen. Die Mischung aus Elektro und Folk erzeugt Fernweh, Sehnsucht, und wunderbare Melancholie, da blieb nur eins zu tun: Augen schließen und sich gedanklich von der Musik in die Ferne tragen lassen. Nächster Auftritt in der Nähe und das sogar kostenfrei, am 14.08.2015 beim Brückenfestival Nürnberg. Nicht verpassen!
Booka Shade und Roger & Schu von Blumentopf beendeten den ersten Abend mit mächtig Stimmung, bei mir war allerdings da schon die Luft raus und ich ließ den Abend auf dem Campingplatz ausklingen.
Der bestbesuchte Opener am Samstag überhaupt – so kam es mir zu Ohren, ob es stimmt kann ich nicht belegen, da ich zum ersten Mal zu Gast bin beim Prima Leben und Stereo. Aber ich muss schon zugeben, das Impala Ray ziemlich viele Leute vor die Bühne lockten, mit Tuba-unterstützter Folkmusik zum Tanzen brachten und auch bei mir bleibenden Eindruck hinterließen. Schön wenn eine Band ihrer Lebensfreude in dieser Art und Weise Ausdruck verleiht.
Der träumerische Electropop von Cosby holte viele wieder auf den Boden, entspannt lauschte ich und genoss die stark an Claire erinnernden Sounds – Musik zum Treibenlassen, zum Abhängen am See oder wenn man Lust hatte auch zum Tanzen. Überzeugen könnt ihr euch auch selbst, sowohl von Cosby als auch von Claire am 19.09.2015 beim Nürnberg Pop Festival.
Witzig, deutsch und poppig gaben sich Die Liga der Gewöhnlichen Gentlemen. Ganz nett, aber so richtig konnte ich mich für den Rest des Lineups nicht begeistern.
Egal, ich blieb und schaute mit auch noch den bayrischen Mundart-Rapper Monaco F und die übrigen Bands an und schoss dabei ein paar Fotos.
Auch wenn ich mich musikalisch nicht mit den Künstlern anfreunden konnte, muss ich schon zugeben, dass Die Orsons da eine ziemlich geile Bühnenshow vor dem dichtgedrängten Publikum abgerissen haben.
Bereits im Vorfeld äußerte der ein oder andere seinen Unmut über die Bandauswahl, genauer gesagt, die zweifache Show der Blumentöpfe ganz direkt.
Nichtsdestotrotz feierten die Massen den Auftritt der Rapper von TNT (alias Blumentopf & Texta).
Liebend gern hätte ich mir noch Saalschutz angesehen, da Elektropunk schon eher nach meinem Geschmack war, allerdings war ich da schon wieder auf dem Heimweg in der Hoffnung, dass es nächstes Jahr erneut heißt „Prima Leben und Stereo“. Aber dank des Bau einer Umgehungsstraße, welche später direkt am Festivalgelände vorbeigehen wird, ist die Fortsetzung ungewiss. Doch die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.
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/Text + Fotos: André Prager /
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