Live / REIN & RAUS

Nachbericht: Preis für Popkultur

Eins vorneweg – ich liebe Preisverleihungen. Ich schaue mir die zu gerne im Fernsehen schön faul auf dem Sofa an, die Vorstellung einmal dabei zu sein – vorhanden und bis jetzt immer ein kleiner Traum von mir.

Was Musikpreisverleihungen betrifft, können sich die Deutschen von den Engländern und Amerikanern noch ne Scheibe abschneiden. Die Grammy’s, die BRIT Awards oder die VMA’s oder EMA’s sind eine einzige Show. Was so spontan daherkommt, ist wahrscheinlich monatelang einstudiert. Wir haben den Echo und die 1Live Krone. Der Echo wirkt im Vergleich so bieder. Die vermeintliche Spontanität kommt nicht rüber. Als würde Robin Schulz die ganze Zeit neben irgendeinem hohen Musikbusinesstier sitzen und dann, als die Kamera ganz zufällig auf ihn schwenkt, den Echo bekommen. Super spontan.

Kritik am Echo gab es häufiger und weil man eben auch mehr Transparenz in die Preisverleihung bringen möchte und der Echo eben nicht die komplette musikalische Bandbreite Deutschlands widerspiegelt, wurde der Preis für Popkultur ins Leben gerufen. Eine Fachjury aus Clubbesitzern, Musikjournalisten, Promotern, Führungskräften bei Major Labels und Musikern nominierten Künstler und stimmten am Schluss über die Gewinner ab. Nix mehr, wer die meisten Platten verkauft hat, kriegt den Echo.

So und damit die Gewinner auch gebührend gefeiert und nicht einfach auf der Webseite veröffentlicht werden, wurde am Freitag im Tempodrom in Berlin der Preis für Popkultur verliehen. 12 Kategorien und fünf Live-Auftritte. Boy, Drangsal, Isolation Berlin, Bosse und Casper standen auf der Bühne und Bernd Begemann führte durch den Abend.

Mein Traum einmal bei einer Preisverleihung dabei zu sein, er war so nah und erfüllte sich.

Da saß ich also im Tempodrom, freudig aufreget, das Licht im Saal ging aus. Der Vorhang öffnete sich und Isolation Berlin spielten gleich mehrere Songs zu Beginn. Vom Feuilleton gefeiert und ich muss sagen, musikalisch haben sie mir nicht gefallen. Das war zu drückend gleich für den Anfang. Bernd Begemann macht das wieder wett. Mit Fahrstuhlmusik betrat er die Bühne und führte schmissig, immer einen Witz parat, durch den Abend. Weit entfernt von Spießigkeit. Bosse und Boy überraschten mich mit ihren Auftritten. Die hatte ich mal komplett unterschätzt. Vor allem Boy klingt live um Welten besser als auf Platte! Da muss doch glatt mal wieder Boy hören!

Casper brachte die Menge zum Kreischen und „Lang lebe der Tod“ macht live schon was her. Das wirkt einfach noch mal ganz anders mit Licht und wenn Dagobert und Blixa Bargeld die Bühne betreten und ihren Part singen. Drangsal beendete den Abend musikalisch und vom Programm her. Während Casper mit Band in die erste Reihe stürmte und sie ihn abfeierten, leerte sich langsam das Tempodrom und der erste Prei für Popkultur war vorbei.

Was mir sehr gut gefallen hat, war, dass sich die Verleihung nicht ins Endlose zog. Nicht für jede Kategorie gab es einen Laudatoren und so wurden Lieblingskünstlerin und Lielingskünstler zum Beispiel zusammengefasst. Mine und Peaches wurden als Lieblingskünstlerinnen ausgezeichnet und ich hätte nicht damit gerechnet, dass Mine gewinnt. Waren doch noch Miss Platnum, Peaches, Alice Phoebe Lou, Helena Hauff und Sara Hartmann nominiert. Mine hat anscheinend auch nicht damit gerechnet, dass sie gewinnt und hat sich richtig gefreut. Da wurde sie mir gleich noch sympathischer!

Den Preis als besten Newcomer gewann Drangsal, der sich leicht schüchtern bedankte und die Bühne mit „Hauptsache haben AnnenMayKantereit den Preis nicht bekommen“ verließ. Gleich mal der erste Seitenhieb. Jan Böhmermann gewann in der Kategorie „Schönste Geschichte“ mit seiner „Schmähkritik“. Er war leider nicht anwesend, hatte aber eine Videobotschaft geschickt und erklärte, typisch für Böhmermann, warum er nicht kommen konnte. Erstaunlicherweise waren K.I.Z. in sechs Kategorien nominiert und haben in keiner gewonnen, das hätte ich nicht gedacht. Wer alles nominiert war und am Ende den Preis für Popkultur mit nach Hause nehmen konnte, gibt es hier im Überblick.

Wer sich auch so gerne Preisverleihungen anschaut, kann das gerne hier machen. Ich glaube, ich schaue da auch noch mal rein, um mich zu vergewissern, dass ich auch da war. So real fühlt sich das noch nicht an. Und wer weiß, vielleicht sitzt man da nächstes Jahr wieder im Tempodrom. Eine Einladung würde ich wieder annehmen.

Wir waren hier auf dem @preisfuerpopkultur #pfp #casper #boy #bosse #drangsal #isolationberlin

Ein von how deep is your love (@hdiylnbg) gepostetes Video am

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/ Text: Matilda Pfeil / Bild: Pressefreigabe /