Nachbericht: Southside 2018
Endlich wieder Southside!
6 Jahre ist mein letzter Besuch schon wieder her. Warum, weiß ich auch nicht. Eigentlich jedes Jahr fett auf dem Schirm und meistens auch mit spitzem Line-up. Aber irgendwie hat’s nie geklappt. Dieses Jahr hab ich’s mir fest vorgenommen. Spätestens als bekannt war, das Arcade Fire und Arctic Monkeys da sind. Also vor Wochen schon alles geplant und eine Wohnung über Airbnb in der Nähe gebucht (ich weiß, ist nicht das gleiche wie Zelten, aber dafür bin ich einfach mittlerweile zu alt. Ich steh auf ein gemütliches Bett, entspanntes Frühstücken und gepflegtes Duschen). Freitagmittag ging’s dann los…
Das Line-up war ja insgesamt fantastisch: Neben den schon genannten Arctic Monkeys und Arcade Fire waren da noch so Perlen wie Kraftklub, Two Door Cinema Club, Franz Ferdinand, Prodigy, Billy Talent, Marteria, Jutice, Dendemann, Beginner, The Kooks, Wanda, Feine Sahne Fischfilet, Portugal, the Man und massig mehr gute Bands. Alles hab ich nicht gesehen, aber das Wichtigste schon:
Freitag:
Arbeitsbedingt erst mittags losgefahren und mit Einchecken in die Wohnung und kurzem Frischmachen erst so gegen 19 Uhr am Gelände. Schade. Ein paar gute Sachen, wie Drangsaal, Dermot Kennedy oder The Hunna schon verpasst, aber macht nix. Pünktlich zu Franz Ferdinand vor der Green Stage gestanden. Inkl. erstem 1l Longdrink Becher. Wetter war spitze, was nicht selbstverständlich beim Southside ist, und das Festival war mit 60.000 Menschen ausverkauft. Stimmung war bombig. Franz Ferdinand auch. Alle Hits gespielt und sehr souverän abgeliefert. Guter Einstand.
Wir konnten direkt stehen bleiben, denn auf der gleichen Bühne ging’s danach gleich mit Kraftklub weiter. Und die haben eine Wahnsinnsshow abgeliefert! Angefangen mit rotem Nebel über das gesamte Gelände vor der Bühne, bis zu ihrer neuen „Gäng“, die sich aus ca. 30 Tänzern und Tänzerinnen zusammensetzt, die sich bei einem Fan-Casting in den letzten Monaten gefunden haben. Bühne großartig, Show großartig, Songs großartig. Nach ca. 60 Minuten hat sich die Band verabschiedet, die ersten „Zugabe“-Rufe wurden laut und nach ca. 10 Minuten sind die Jungs auf einem Wagen neben der Bühne aufgetaucht. Damit sind sie in die Menge vor der Bühne gefahren und haben von da einfach weiter performt, bis sie sich von der Menge wieder zurück auf die Bühne haben tragen lassen und dort das Konzert beendet haben. Ok. Verrückt. Kann man so machen. War auf jeden Fall ’ne geile Erfahrung und ein spitzen Konzert!
Direkt danach an gleicher Stelle und auf gleicher Bühne die Arctic Monkeys. Mein erstes Highlight. Das letzte Mal gesehen hab ich die Band vor etlichen Jahren ebenfalls beim Southside und sie sind noch um einiges besser geworden. Ich find das neue Album ja unfassbar gut, auch wenn es insgesamt eher ruhiger ist. Aber natürlich wurden auch fast alle Hits gespielt. Ein wenig arrogant kommt der gute Alex Turner ja schon immer rüber, macht aber nix. Er hat eine bemerkenswerte Ausstrahlung auf der Bühne und musikalisch kann man der Band eh kaum was vormachen. Großartig!
Leider mussten wir nach der ersten Zugabe unseren Platz der letzten 5 Stunden verlassen und sind rüber zur Blue Stage. Das zweite Highlight stand an: Arcade Fire. Auch die hab ich das letzte Mal beim Southside gesehen, als sie mit ihrem Meisterwerk „The Suburbs“ auf Tour waren. Es ist ja nicht einfach, die Arctic Monkeys zu toppen, aber ein Schwergewicht wie Arcade Fire schafft das. Über der Bühne hing ’ne riesen Leinwand, die das gesamte Konzert mit Filmchen und Stories begleitet hat. Knappe 10 Musiker standen auf der Bühne und haben ein denkwürdiges Konzert mit allen Hits abgefackelt. Da hat dann auch die Kälte, die nachts ziemlich heftig über uns kam, nicht wirklich gestört. Nach dem Konzert, so gegen 2 Uhr, haben wir uns auf den Weg in unsere schöne und warme Wohnung gemacht.
Durch den Timetable haben wir trauriger Weise mit Johnossi, Bonaparte, James Bay und Portugal, the Man auch am Abend einige Highlights verpasst, aber man muss ja Prioritäten setzen. Und das, was wir gesehen haben, war schon mehr als gut für einen Abend.
Samstag:
Gut und lang geschlafen, entspannt gefrühstückt und gerade noch zu den letzten 20 Minuten von Chvrches gegen 16:30 Uhr auf dem Gelände gewesen.
Heiß war’s. Und natürlich auch schon wieder voll und alle mit guter Laune, nur nicht mehr ganz so frisch wie am Freitag. Schöne Stimmung. Am Samstag stand bei uns nicht soo viel auf dem Programm und so sind wir ein bisschen über das große Gelände geschlendert und haben ein bisschen Atmosphäre in uns aufgenommen.
Das Gastronomieangebote beim Southside kann sich sehen lassen und ist bei weitem vielseitiger als z.B. bei RIP, getränketechnisch ist es ähnlich. Der Enerydrink Rockstar ist hier allgegenwärtig und so kann man verschiedenste Longdrinks mit allerlei Geschmacksrichtungen zu sich nehmen. Uns angetan hatte es, neben dem obligatorischen Gin-Tonic, der Vodka-Melone. Natürlich in 1l Bechern. Mehrfach am Tag. Jägermeister hat auch ganz groß aufgefahren und war mit einem ca. 4m hohen hölzernen Hirsch auf dem Gelände vertreten, in dem im 2. Stock auch aufgelegt wurde und dem Feuer aus den Hörnern und Rauch aus den Nüstern kam. Nett.
Nach ein paar Klängen von George Ezra ging’s zu Feine Sahne Fischfilet, die erwartungsgemäß die Bühne abfackelten und einen spontanen Besuch von Marteria auf der Bühne hatten.
Um 19 Uhr zu Wanda, die mächtig Gas gaben, da sie wussten, dass von ihren 80 Minuten die meisten Besucher wahrscheinlich nur 60 da waren, da um 20 Uhr die Übertragung des WM-Spiels der Deutschen Mannschaft gegen Schweden anstand.
Da sind wir dann auch hin und es war schon was besonderes, mit ca. 40.000 Leuten zusammen auf einem Festival bei bestem Wetter ein Fußballspiel zu sehen. Vor allem auch mit dem dramatischen Ende, dem Tor in der 94. Minute. Natürlich waren dann alle bestens gelaunt. Auch wenn das jetzt im Nachhinein natürlich überhaupt nix gebracht hat. Aber zu dem Zeitpunkt waren alle überzeugt, dass wir jetzt auch Weltmeister werden…
Durch das Spiel verpassten wir The Offspring, Chefket und Samy Deluxe. Aber das war’s wert. Nach dem Spiel haben wir uns noch die fantastischen Two Door Cinema Club auf der Bühne gegeben. Wahnsinn. Die haben ja tatsächlich nur Hits. Jeder Song konnte mitgesungen werden. Schönes Ding.
Auf Marteria danach haben wir verzichtet, den haben wir im Oktober erst in der Arena gesehen, und sind mit dem Taxi zu unserer Behausung zurückgefahren. Schöner Samstag.
Sonntag:
Eigentlich wollten wir um 14 Uhr vor Ort sein, um die Parcels zu sehen. Aber das Bett und das Frühstück waren einfach zu schön bzw. bequem und so schafften wir es erst wieder gegen 16 Uhr aufs Gelände. Das Erste, was wir gesehen haben, war Madsen. Hab bisher nicht wirklich viel von der Band gehalten und war deshalb eher verhalten, aber live waren die Jungs ziemlich gut. Hat sich gelohnt.
Nach 45 Minuten ging’s von der Green Stage rüber zur Blue Stage, zu meinem dritten Highlight dieses Wochenendes: Dendemann. Endlich mal wieder live! Und tatsächlich auch mit einigen neuen Songs. Krasser Typ. Verlernt hat er auf jeden Fall nix. Souverän wie seit 20 Jahren. Gut gelaunt und beste Stimmung beim Konzert. Hach. Einer meiner Jugendidole. Allein dafür hat sich der Besuch an diesem Wochenende gelohnt.
Direkt im Anschluss auf der gleichen Bühne die Beginner. Ähnliches Schwergewicht, aber die hab ich auf ihrer letzten Tour in der Fürther Stadthalle schon gesehen. Auch das natürlich ein fettes Konzert bei bester Stimmung.
Leider verpassten wir die zur gleichen Zeit spielenden The Kooks. Schade. Nach den Beginnern haben wir uns auf den Heimweg gemacht und sind Sonntagabend noch zurückgefahren, weil Montag für meine Begleitung die Uni wartete. Dadurch ist uns leider Justice durch die Lappen gegangen, die ich zwar auch schon vor einigen Jahren auf dem Southside gesehen hab, aber die damals eine unfassbare Show abgeliefert haben. Hätte ich gern noch gesehen. Naja. War zu verschmerzen.
Was gibt’s noch zu sagen? Überraschend war, dass dieses Jahr gar nicht soo viele Nürnberger vor Ort waren. Das war die letzten Jahre noch anders. Dabei gab es gerade am Line-up überhaupt nix auszusetzen. Ganz im Gegenteil. Für mich zählt Southside, neben dem MS Dockville in Hamburg, zu den schönsten Festivals, die wir hier in Deutschland haben. Perfekte Organisation. großartige Leute, beste Stimmung, klasse Line-up, alles sehr entspannt und freundlich. Und das Wetter hat dieses Jahr zum Glück auch gepasst, außer dass es nachts empfindlich kalt wurde. Ich nehm mir jetzt natürlich vor, auch nächstes Jahr wieder hin zu fahren. Hoffe, ich kann das einhalten. Die erste VVK-Stufe, die gleich am Montag gestartet wurde, ist mit 10.000 verkauften Karten nach einem Tag schon wieder beendet. Aber auch in der zweiten Stufe sind die Tickets noch relativ günstig. Vor allem im Vergleich zu RIP. Also kauft euch ein Ticket. Das Line-up wird mit Sicherheit wieder sehr sehr gut.
Danke Southside. Bis nächstes Jahr!
// Text, Videos & Bilder: Jens Riedel //