
Nachbericht: Taubertal Festival 2025
Sommer, Sonne, Livemusik und eine ganze Menge guter Laune.
Auch dieses Jahr hatte das Taubertal Festival einiges zu bieten. Wir waren vom 7.8. bis 10.8. für euch in Rothenburg ob der Tauber mit dabei – und nehmen euch natürlich wieder gerne mit!

Das Taubertal Festival fand 2025 bereits zum 27. Mal statt und bot Musikfans wie gewohnt ein breitgefächertes Angebot an Bands. Die Genre-Schwerpunkte lagen dieses Jahr vor allem auf Rock/Metal und Indie. Das Festivalgelände befindet sich – wie der Name „TauberTAL“ schon andeutet, im Tal der Stadt Rothenburg ob der Tauber. Die beiden Bühnen, die „Sound for Nature Stage“ und die etwas größere „Taubertal Stage“, sind umgeben von Natur, Wasserläufen und vielen Bäumen, die für angenehmen Schatten sorgten.


Donnerstag
Bereits am Donnerstag, dem 7. August, ging es mit den ersten Acts auf der Taubertal Stage los. Dubioza Kolektiv eröffneten die Main Stage in ihren gelb-schwarzen Outfits und riefen zum „Taubertal Tango“ auf. Mehr oder weniger synchron sprang das gesamte Publikum von links nach rechts und tanzte zu den Beats der Band.
Danach heizten H-Blockx richtig ein. Ein Song ging nahtlos in den nächsten über. Die ersten Taubertaler:innen glitten bereits als Crowd-Surfer über die Köpfe der Menge, und die ersten Moshpits wurden gestartet. Spätestens jetzt lag die Vorfreude auf das Festival spürbar in der Luft.
Als H-Blockx das bekannte Lied „Ring on Fire“ von Johnny Cash coverten, entstand ein riesiger Circle Pit im vorderen Bereich der Crowd und mehrere kleinere weiter hinten. „Ich spüre was zwischen uns, ich hab Gänsehaut… ich hoffe, ihr wollt uns nächstes, übernächstes Jahr, und immer wieder hier sehen“, rief Sänger Henning Wehland ins Mikrofon.
Als Headliner des Abends spielten keine geringeren als Mehnersmoos. Mit ihrer Festival-Hymne „BIR“ brachten sie die Crowd vom ersten Moment an zum Springen, Moshen und Mitsingen.
Als DJ Arschlochficker ein Saxophon-Solo hinlegte, brach die Menge in Jubel aus – die Stimmung war ekstatisch. Später coverte die Band „Can You Feel the Love Tonight“ und verwandelte das wunderschöne Infield in ein Meer aus Taschenlampenlichtern.
Freitag
Am Freitag ging es schon ab 14:00 Uhr auf der kleineren Sound for Nature Stage weiter. Dort traten im Wechsel nationale und internationale Newcomer-Bands aus dem Emergenza Band Contest auf, um sich die Chance zu erspielen, am Sonntag die Main Stage eröffnen zu dürfen.
Corduroy County aus Deutschland und Brostein aus Norwegen machten den Anfang. Auch wenn die Crowd noch klein war, entstanden bereits Mini-Moshpits aus drei Leuten, und zu den Growls von Brostein wurde kräftig geheadbangt.


Anschließend spielte From Fall to Spring auf derselben Bühne. Die 2008 gegründete Post-Hardcore-Band aus dem Saarland brachte deutlich mehr Leute vor die Bühne wofür sich die Band dankbar zeigte.
Die Zwillingsbrüder Phillip und Lukas Wilhelm lieferten gemeinsam mit ihrer Band eine energiegeladene Metalshow, die trotz Härte unglaublich familiär und herzlich wirkte – besonders, als „One More Light“ von Linkin Park gecovert wurde und die ganze Menge mitsang.

Die Taubertal Stage wurde später von den Hilltop Hoods eröffnet. Die australische Hip-Hop-Band zog viele Oldschool-Fans an. Sogar ein aufblasbares Känguru wurde in der Crowd gesichtet.

„Während I Prevail und Papa Roach drüben spielen, seid ihr HIER bei uns? Wo sind die Pommesgabeln?!“, fragte Raum27-Sänger Tristan Stadtler lachend auf der Sound of Nature Stage. Schon zehn Minuten nach Konzertbeginn musste der Einlass zur Bühne gestoppt werden so voll war es.
Jetzt war endgültig klar, wie vielfältig das Taubertal Festival und sein Publikum sind. Die eingängigen Sommersongs luden zum Tanzen und Mitsingen ein. Besonders schön war das harmonische Zusammenspiel der ganzen Band und ihre mitreißend gute Laune, spürbar bis in die letzten Reihen.

Mein persönliches Highlight des Festivals war ohne Zweifel Paula Carolina. Sie spielte um 19:50 Uhr auf der Sound for Nature Stage – leider als einzige FLINTA*-Künstlerin des gesamten Festivals. Die sympathische Indie-Sängerin war überglücklich, Teil des Festivals zu sein, und tanzte mit einem Lächeln auf den Lippen durchgehend über die Bühne. Die Stimmung war grandios, textsicher sangen die ersten Reihen mit, während sich die Begeisterung in der Menge ausbreitete.
Doch Paula sprach auch ein wichtiges Thema an: das FLINTA*-arme Line-up. Um ein Zeichen zu setzen, lud sie spontan alle FLINTAs im Publikum auf die Bühne ein, um gemeinsam mit ihr einen unveröffentlichten Song zu performen. Innerhalb von Sekunden standen mehr FLINTAs auf der Bühne, als man auf so manchem Festival-Lineup des ganzen Jahres findet. Ein echter Gänsehautmoment, der im Gedächtnis bleibt.
Kurz darauf postete Paula auf TikTok ein Video von diesem Moment mit der Caption: „Taubertal – das war richtig geil. Noch geiler wäre es, wenn ich nächstes Jahr nicht die einzige FLINTA-Künstlerin auf dem Line- up wäre. Ich liebe euer Festival einfach zu sehr.“
Ein weiterer Kommentar aus dem Backstage brachte es sarkastisch auf den Punkt:
„Festivallandschaft 2025 heißt auch: Es gibt keine FLINTA-Duschen im Backstage, weil die Headliner- Produktion lieber vier Duschen für sich allein beansprucht. Dann wird eben der komplette FLINTA- Duschcontainer für Papa Roach reserviert. Nee klar, versteh ich schon, Taubertalfestival – da kann man ja wirklich nix machen.”
Wir sehen das genauso.
2025 gibt es genug talentierte FLINTA*-Acts, die es mehr als verdient hätten, auf dem Taubertal zu spielen. FLINTA-Künstlerinnen sind nicht nur wichtig – sie sind essenziell. Sie bringen neue Perspektiven, Vielfalt und Repräsentation auf die Bühnen. Vielfalt ist kein „Nice-to-have“, sondern längst überfällig.


Im Anschluss spielten Kasi & Antonius auf der Sound for Nature Stage. Einige eingefleischte Fans standen bereits seit 14:00 Uhr in der ersten Reihe und das Warten hatte sich gelohnt.
Die Show übertraf alle Erwartungen. Die Lichtshow war dominiert von starkem Stroboskoplicht, und als Antonius den Song „17“ alleine performte, wurde klar: Auch wenn auf dem Line-up nur „Kasi“ steht ohne Antonius ist das Projekt nicht komplett.
Zum Ende kündigten die beiden eine neue Tour an, für die es bald Tickets geben soll. Außerdem machte Kasi auf die Organisation Viva con Agua aufmerksam und rief zum Becherspenden auf:„Ihr verliert die Becher sowieso“, meinte er mit einem Lächeln.

Den krönenden Abschluss des Tages lieferte Papa Roach – leider ohne Fotoerlaubnis, aber mit einer Crowd, die bis ganz nach hinten gefüllt war. Mit zahlreichen Feuer-Elementen und einer energiegeladenen Show brachte die Band das Gelände zum Kochen. Ein besonderer Moment: Eine Schweigeminute für Chester Bennington und Ozzy Osbourne, beendet durch den Song „Leave a Light On“. Das ganze Festivalgelände verwandelte sich in ein Meer aus Lichtern, ein kollektiver Gänsehautmoment, der alle vereinte.
Samstag
Um 15:50 Uhr eröffnete Betontod mit Bengalos und Konfettistreifen die Main Stage. Obwohl die erste Reihe schon fest von Fans der späteren Headliner belegt war, ließ sich die Stimmung davon nicht bremsen. Überraschenderweise gelang es Betontod sogar, 01099- und Kontra-K-Fans zum Mitfeiern zu bewegen. Die Stimmung war ausgelassen und energiegeladen.

Anschließend betraten die politisch engagierten Irie Révoltés die Bühne. Mit ihrem Mix aus französisch- deutschen Texten und klarer Haltung setzten sie ein starkes linkes Statement. Die energiegeladene Tanzperformance der Band war ansteckend – die gesamte Crowd tanzte mit. Beim dritten Song kam der Frontsänger in den Graben und sang weiter, während er mit der ersten Reihe abklatschte.

Auf der Sound for Nature Stage ging es mit Heisskalt weiter. Die deutsche Rockband ist nach einer künstlerischen Pause endlich mit voller Energie zurück und das spürte man. Energiegeladen, laut, emotional die Band ließ den Besucher:innen keine Verschnaufpause.

Danach war Madsen an der Reihe. Mit ihrer typischen Show und einem textsicheren Publikum gaben sie zum siebten Mal auf dem Taubertal-Festival alles.

Am frühen Abend übernahm 01099 die Main Stage – und lockte vor allem das jüngere Publikum in großer Zahl vor die Bühne. Die Band berichtete davon, wie sie sich am Vormittag die Stadt angeschaut und die Schönheit Rothenburgs bestaunt hatten. „Wohnt hier wirklich jemand?“, fragte einer der Sänger lachend in die Crowd.
Beim Song „Laufen“ startete die gesamte Crowd eine vorher kurz einstudierte Choreografie. Drei Schritte nach links, drei nach rechts, das konnten sich alle gut merken und machte begeistert mit. Besonders schön: Auf einer großen Leinwand im Hintergrund wurden während der Feature Songs Videos von Künstler:innen wie Blumengarten, Kasi und LEA gezeigt.
Während zu Beginn noch viele auf dem Hang saßen, schafften es Paul, Zachi und Gustav, alle zum Aufstehen und Tanzen zu animieren. Bei „Verschwendete Zeit“ spielte Gustav das Flügelhorn und auch bei anderen Songs wurden kreative Instrumente eingebaut.
Besonders unterhaltsam war das Überraschungscoversong „Bongzimmer“, welchen ein Fan durch das Drucken eines Buzzer auswählte. Währenddessen sprang Zachi spontan in die Crowd und testete die Moshpit-Tauglichkeit der Fans. Sein Fazit: „Definitiv bestanden!“

Danach sorgte Team Scheiße auf der anderen Bühne für gute Laune. Trotz fortgeschrittener Uhrzeit brachten sie die teilweise müden Festivalgäste nochmal zum Mitsingen und Tanzen.
Gitarristin Mello verliebte sich spontan in eine riesige aufblasbare Ente in der Crowd – und bekam sie geschenkt. Die Show war, entgegen des Bandnamens, alles andere als „scheiße“ das Publikum war begeistert.

Den Abschluss des Festival-Samstags machte Kontra K. Obwohl die Show sehr durchchoreografiert und professionell wirkte, hatte die Crowd sichtlich Spaß. Der Headliner des Abends lieferte eine energiegeladene Performance ab.

Sonntag
Am letzten Festivaltag wurde die Gewinnerband des Emergenza Band Contest gekürt. Gewonnen hat die deutsche Band Chrisom Bloom. Die Freude war riesig – nur wenige Minuten später standen sie bereits auf der Main Stage und eröffneten diese voller Energie. Ihre Show war beeindruckend professionell: klare, kraftvolle Vocals, begeisterte Fans und eine Performance, die an Måneskin erinnerte, deren Song gegen Ende des Sets sogar gecovert wurde.

Auf der Sound for Nature Stage eröffnete anschließend die Alternative-Metal-Band Emil Bulls aus München. Mit kraftvollen Screams und sympathischer Ausstrahlung brachten sie eine gute Portion positiver Energie mit die ansteckend war.

Danach spielte Ennio auf der Main Stage. Mit einem Augenzwinkern verglich er den „Taubertal“-Schriftzug mit dem berühmten Hollywood-Schriftzug nur, dass es hier schöner sei.
Die zu Beginn etwas dünn besetzte Crowd füllte sich schnell. Als ein Unfall passierte, stoppte Ennio sofort das Konzert. Die Crowd reagierte vorbildlich, machte Platz für Sanitäter:innen und Security. Ennio bedankte sich herzlich nicht nur bei seiner Crew, sondern bei allen Helfenden und dem Publikum. Er verriet lächelnd, dass er noch nie in so einem schönen Ambiente spielen durfte.
Sein Auftritt war emotional und musikalisch stark. Besonders berührend war das Outro, das von der Band allein ohne Ennio gespielt wurde. Beim Song „Gift“ umarmten sich viele Besucher:innen, während sie im Takt schunkelten ein magischer Moment.

Nothing But Thieves betraten danach die Main Stage. Das Bühnenbild war schlicht, doch das ließ umso mehr Raum für die musikalische Leistung. Frontmann Conor Mason überzeugte mit seiner beeindruckenden stimmlichen Bandbreite – von hohen Soli bis zu tiefen, emotionalen Tönen. Alles saß und harmonierte perfekt.

Den krönenden Abschluss des Festivals machte Yungblud. Bereits am Vormittag standen Fans Schlange, um ihrem Idol möglichst nah zu sein.Ein emotionaler Höhepunkt: Yungblud holte Elva – eine Künstlerin, die zuvor beim Emergenza Contest aufgetreten war auf die Bühne, um mit ihm den Song „Fleabag“ auf der Gitarre zu begleiten. Ein wahr gewordener Traum. Später performte er einen Song direkt unten in der Crowd – umarmte Fans und erzeugte eine intime, unvergessliche Atmosphäre.
Bei „Lowlife“ forderte er die Crowd auf, auf die Schultern der Liebsten zu steigen und die Menge folgte begeistert. Dann folgte ein bewegender Moment: Mit zitternder Stimme kündigte er das Cover von „Changes“ an ein Dankeschön an Ozzy Osbourne, der ihm, wie er sagte, das Leben gerettet habe. Die gesamte Crowd sang mit. viele mit Tränen in den Augen. Zum Abschied sagte er:
„We’ve had three shows in Germany – and Taubertal was the best fucking crowd. I’m sorry we have to leave, but I promise I’ll come back to Germany every fucking year.“
Mit dem Song „Zombie“ verabschiedete sich Yungblud schließlich. Die Crowd war textsicher, euphorisch und feierte den letzten Auftritt mit unzähligen Plakaten, Crowdsurfern und Moshpits.


Vier Tage später ist das Taubertal Festival 2025 nun leider vorbei. Für uns überzeugt das Festival vor allem durch das genreübergreifende Line-up und die Professionalität der auftretenden Bands. Auch die besondere Location mit dem naturverbundenen Ambiente umgeben von Fluss, Wald und Hängen macht das Festival einzigartig.
Allerdings sind die Wege zum Campingplatz oder in die Stadt sehr lang und vor allem extrem steil. Mit oder ohne Campingequipment erfordern sie einiges an Ausdauer und Kraft. Vor allem für Menschen mit Behinderungen ist das eine echte Herausforderung. Zwar fahren Shuttlebusse, jedoch nicht auf den besonders steilen Wegen das wäre dringend verbesserungswürdig.
Auch ein paar mehr Mülleimer wären wünschenswert. So könnte man nicht nur die schöne Umwelt noch besser schützen, sondern auch dem Umweltteam die Arbeit ein wenig erleichtern.
Ein weiterer Punkt, der uns besonders am Herzen liegt: Wie bereits erwähnt, fehlen FLINTA–Acts auf dem Line-up. Dass mit Paula Carolina nur eine einzige FLINTA-Künstlerin aufgetreten ist, ist zu wenig – vor allem bei einem Festival dieser Größenordnung. Es gibt mehr als genug talentierte Acts, die man hier auf die Bühne bringen könnte. Vielfalt und Repräsentation sollten längst eine Selbstverständlichkeit sein.
Trotz dieser Kritikpunkte bleibt das Taubertal Festival 2025 für uns absolut positiv in Erinnerung. Die Essens- und Getränkestände bieten für jeden etwas und bewegen sich preislich im üblichen Festivalrahmen. Die Mitarbeitenden sind freundlich, hilfsbereit und jederzeit ansprechbar. Besonders schön: das vorhandene Awareness-Team, das jederzeit ein offenes Ohr hatte, für jede Art von Anliegen.
Wir freuen uns sehr auf das nächste Jahr und sind gerne wieder mit dabei!
// Text & Bilder: Annabel Bader //