Schreibschwein © David Häuser
Konfetti - Die Kolumne

Konfetti! Und außerdem … Müdigkeit

Na, auch noch nicht wach geworden? Es ist jetzt halb fünf am Nachmittag, und wo andere Leute sagen würden „Ich habe gefühlt den ganzen Tag geschlafen“ kann ich mit Fug und Recht und kein bisschen Stolz behaupten: Ich HABE den ganzen Tag geschlafen. Eine analytische Ergründung der Ursache bin ich mir bislang schuldig geblieben, aber ein, wenn nicht DER Grund, der mir von Menschen, denen ich von meiner Unbill berichte, reflexhaft entgegengeschossen wird, ist: das Wetter. Natürlich, es muss das Wetter sein. Das Wetter ist hierzulande grundsätzlich an allem schuld. Kopfweh? Wetter! Leichter Schwindel? Wetter! Nicht geschafft, einkaufen zu gehen? Wetter! Steuererklärung drei Monate zu spät abgegeben? Na klar: Wetter! Ich möchte noch einen Schritt weitergehen und gleich die ganze Saison unter Generealverdacht stellen, allerlei Misslichkeiten zu verantworten hat, vor allem an denen, die mit gesteigertem Schlafbedürfnis zu tun haben. Im Frühling ist es die Frühjahrsmüdigkeit, die uns befällt, im Sommer prinzipiell die Hitze, die uns lähmt. Im Winter ist es der Bär in uns, der seine Sehnsucht nach Winterschlaf nicht abschütteln kann, und im Herbst ist eh grundsätzlich alles schwierig (dunkel, nass, grau), so dass die Vorbereitung auf den Winterschlaf uns dann noch den Rest gibt. Es gibt noch einen zweiten Grund, der ins Feld geführt wird von befragtem Personal: Alter. Dagegen möchte ich mich strikt verwehren und recke unter größter Anstrengung meinen gehobenen Zeigefinger als Zeichen exorbitanter Empörung unter der Bettdecke hervor. Alterssymptome? Ich? Niemals! Andere – meinetwegen, aber ich bin im Herzen forever 20 und im Körper ebenso. Es ist halt einfach nur ganz praktisch, sich nur noch 20.15 Uhr-Filme auf den Öffentlich-Rechtlichen anzuschauen, die pünktlich und vorhersehbar um 21.45 Uhr enden und ein Zubettgehen um 22 Uhr ermöglichen. Es ist doch nur sinnvoll, sich mit Freunden ausschließlich am Nachmittag zu treffen, damit es selbst nach großer Ausschweifung problemlos möglich ist, am nächsten Tag pumperlfit zu sein, weil schließlich war man um 20 Uhr zu Hause und um 22 Uhr (danke, ÖR) im Bett. Es ist absolut klug, Unternehmungen jedweder Art mit mindestens einer Woche Vorlauf zu planen, denn so hat man viel mehr Zeit, unter Verweis auf Schläfrigkeit (s.o.) abzusagen anstatt am selben Tag sehr stressig sich erst zu verabreden, dann lange mit der Verabredung zu hadern um schließlich kurzfristig abzusagen. Und wenn man das oft genug so gehandhabt hat, kommt man bald auch gar nicht mehr erst in die Verlegenheit, etwas absagen zu müssen, weil sich ohnehin niemand mehr mit einem verabredet – win-win! Was also soll der Grund sein für diese unendliche Müdigkeit? Ich ahne es: vermutlich mein seltsames Leben als Tradwife, dem ich mich am vergangenen Wochenende hingegeben habe. Aber davon erzähle ich ein andermal. Jetzt muss ich: schlafen.

// Text: Katharina Wasmeier / Foto: David Häuser //

~~ Diese Glosse erscheint unter dem Namen „Runter vom Sofa“ in der Freitagsausgabe der Nürnberger Nachrichten und Nürnberger Zeitung ~~