Geschmacksfragen: Elijah Presly
Der aus Worms stammende Künstler, Musiker und Autor Steven Elijah Neuhaus, alias Elijah Presly, spricht offen über seinen Autismus und feiert das Anderssein, auch wenn es manchmal schwierig ist. Dieses Jahr, am 17. Oktober, ist sein wichtiges Debüt-Album „Anderssein ist seine Superkraft“ mit so illustren Gästen wie Cassandra Steen, Henning Wehland, Ferris MC und vielen mehr erschienen. Einen Tag vorher, also am 16. Oktober, ist auch seine gleichnamige Biografie in Buchform als multimediales Statement erschienen. Für uns hat er unsere Geschmacksfragen beantwortet.

Dein (aktueller) Lieblingssong?
„Anderssein ist eine Superkraft“ – weil er für mich kein klassischer Song ist, sondern ein Statement. Er hat diese rohe, ehrliche Seele, wie wir sie hier in der Soul City Mannheim atmen – eine Mischung aus Urbanität, Echtheit und Verletzlichkeit. Es geht nicht um Lautstärke, sondern um Wahrhaftigkeit. Henning Wehland hat diese Zeilen so gesungen und gerappt, als würde er sie aus einer inneren Kammer heraus schreien – mit der gleichen Wucht, die man aus seinen H-Blockx-Zeiten kennt, und der emotionalen Tiefe der Söhne Mannheims. Der Song feiert nicht das Heldentum, sondern die Zerbrechlichkeit, aus der Stärke wächst. Anderssein ist hier kein Label, sondern ein Zustand, in dem man endlich man selbst sein darf.
Deine (aktuelle) Lieblingsplatte?
„Whisky in Roses“ von Yelawolf und J. Michael Phillips. Das ist Musik, die sich traut, wieder Charakter zu haben. Kein Stromlinien-Pop, kein Zwang zur Hookline – einfach pure, ehrliche Kunst. Der US-Markt zeigt uns hier, was wir in Deutschland manchmal vergessen: Vertrauen in Tiefe. Ein Song, der nicht wie eine Single klingt, ist meistens die wahre Single. Weil er bleibt. Weil er nicht verkauft, sondern erzählt. Diese Platte riecht nach Leben – nach Whiskey, Staub und Wahrheit.
Dein Lieblingsort?
Ein Studio in der Nacht. Wenn draußen alles still ist und du nur noch Frequenzen spürst. Da, wo Musik entsteht, bevor sie ein Produkt wird. Wo Wahrheit und Verletzlichkeit denselben Klang haben.
Dein Lieblingsdrink?
Ein ehrlicher Whiskey – einer, der kratzt, aber wärmt. Wie das Leben selbst: bitter, süß, ehrlich. Kein Drink zum Vergessen, sondern zum Erinnern.
Dein Lieblingsessen?
Etwas, das handgemacht ist. Brot, das noch nach Feuer riecht. Weil ich glaube, dass alles, was mit Händen geschaffen wird, eine Spur von Seele trägt. In der Kunst ist das nicht anders.
Was du gerne mal über dich wo lesen würdet, aber bisher ist es noch nirgendwo gestanden.
Dass Authentizität kein Image ist, sondern ein täglicher Kampf. Ich würde gerne lesen, dass man sich selbst treu bleiben kann, ohne laut zu werden. Dass Kunst nicht aus Perfektion entsteht, sondern aus der Ehrlichkeit, nicht perfekt zu sein. Wenn man das begriffen hat, ist Anderssein keine Last mehr – sondern ine Superkraft mit Ecken und Kanten. Und genau das wäre ohne die Typen aus unserem Mannheim-Music-Lab-Kollektiv so nicht möglich gewesen.
Vielen Dank für die Antworten!

// Text: Jens Riedel / Bilder: Elijah Presley (by: Daniel Lindenblatt) //
