Nachbericht: Van Holzen in Stuttgart
Am 17.11.2025 fand das Konzert der Ulmer Rockband Van Holzen in Stuttgart statt. Eigentlich wäre das Konzert im Wizemann gewesen, was jedoch aufgrund von schlechteren Ticketverkäufen in die kleinere Location Goldmarks verlegt wurde, was jedoch den Vibe des Konzertes meiner Meinung nach überhaupt nicht verschlechtert hat sondern eher persönlicher und besser gemacht hat- aber lest am besten selbst:
Die Vorband ELL eröffnete den Abend mit ihrem 3-stufigen Aufwärmprogramm. Nach kurzer Erklärung (Stufe 1: im Takt nicken, Stufe 2: hüpfen, Stufe 3: abwechselnd nach links und dann nach rechts springen) schaffte sie es die Crowd zum mitmachen zu animieren. Die politische zweimann/frau Band spielte einen bunten Mix ihrer Krachpop Lieder und rief schon nach den ersten Liedern zu der ersten „Wall of Death“ des Abends auf. Jedoch gab es dabei eine Besonderheit, keiner durfte sich dabei berühren. Das Publikum zeigte sich motiviert und gab ihr bestes, jedoch mit wenig Erfolg, da selbst die Raucher von draußen nach ELLs ersten Songs in die Venue kamen und der Raum sich schnell füllte. Besonders fiel auf, dass ELL sehr mit dem Publikum interagierte und dieses unter anderem zu unzählige Mini Moshpits mit 2-3 Personen aufrief, was eine sehr lockere Atmophäre schaffte.

Spätestens dem Lied „Mein Körper meine Entscheidung“ wurde ELLs linke Einstellung deutlich. Mit einem Shotout an die Künstlerin Kim Hoss, welche sich für gesellschaftskritische Themen wie Sexualität, Feminismus, Schöneitsideale…einsetzt und mit ihr diesen Song released hat schaffte sie das Publikum zum Jubeln zu bringen und wer ganz genau hinhörte, konnte hören, dass einige im Publikum den Song kannten und mitsangen.

Nach einer kurzen Umbau Pause wurde es dunkel im Goldmarks. Aus den Lautsprechern erklangen die ersten Töne, die Crowd jubelte und die Band Van Holzen kam mit viel Stroboskoplicht auf die Bühne. Das Goldmarks füllte sich noch mehr, und war wahrscheinlich so voll wie schon lange nicht mehr.

Bereits nach den ersten beiden Liedern begrüßte der Frontsänger Florian Kiesling die Crowd des heutigen Abends. Die darauf folgende Awarness Ansage des Sängers hätte kaum besser sein können, sie wirkte nicht nur durchdacht sondern vor allem absolut ehrlich und ernst gemeint. Besonders ehrlich wirkte auch, dass er offen erwähnte, dass das Konzert aufgrund schwacher Ticketverkäufe verlegt wurde, sie aber unbedingt trotzdem spielen und die Show keinesfalls absagen wollten. „HIER IST EH GEILER!“,rief nun einer der Fans und alle anderen stimmten unter tosendem Applaus zu.

Schnell wurde klar, dass die politische Einstellung von Van Holzen gleich ist wie ELLs. Zwischen Liedern des neuen Albums „So lange die Erde sich dreht“ und älteren Liedern, viel Stroboskoblicht, Mosphits, Crowd Surfer und einer textsicheren Crowd fanden die Fans während den wenigen etwas ruhigeren Liedern nur kaum Zeit zu verschnaufen. Die Stimmung war ausgelassen und frei. Florian bedankte sich herzlich bei Ell welche bei dem Lied „ virtuell“ auf die Bühne kam um den Part von dem eigentlichen feat. Mia Morgan zu übernehmen. Die Band wirkte sichtlich gerührt von der Energie im Raum und nahm sich mehrfach Zeit, der Crowd zu danken. Besonders schön war der Shoutout an Flinta Personen, der von allen im Publikum gefeiert wurde.

Obwohl der Großteil der Crowd aus Männern bestand, habe ich mich als Frau durchgehend wohl und sicher gefühlt. Die Stimmung war respektvoll, aufmerksam und mitreißend genau so, wie man es sich bei einem Rockkonzert (bzw bei jedem Konzert) wünscht.

Die Venue war zwar eher klein und dadurch stellenweise ziemlich eng, aber gerade das gab dem Abend etwas angenehm familiäres. Ein großes Plus: Nach dem Konzert kam die Band sogar noch nach draußen, nahm sich Zeit für Fotos, Autogramme und kurze Gespräche. Diese Nähe und Wertschätzung dem Publikum gegenüber hinterlässt bleibenden Eindruck.

Einen kleinen Kritikpunkt gab es jedoch: Das Mikrofon des zweiten Sängers war über weite Strecken viel zu leise, sodass man ihn bei harmonischen Parts kaum hören konnte. Schade, da seine Stimme ansonsten genauso stark und sauber waren wie die des Frontsängers.

Fazit: Ein schönes Rockkonzert mit starker Stimmung, dankbarer Band und einer sehr angenehmen Crowd. Trotz der engen Venue ein wirklich gelungener, intimer Abend mit kleinen technischen Schwächen, aber viel Herz. Ich freu mich auf nächstes Mal.

// Text & Bilder: Annabel Bader //
