Konfetti! Und außerdem … Faschingsgrinch
PFÖÖRÖÖÖÖÖT! Hellau ihr Jecken, hier spricht euer Faschings-Grinch! Seit zehn Minuten versuche ich, meine Haltung zum Fasching zu ergründen – bislang ohne Erfolg. Möglicherweise bedeutet das: Mir völlig egal, Hauptsache Krapfen. Aber trotzdem frag ich mich, wieso. Ok klaro: Nürnberg. Ich weiß noch, als ich vor 20 Jahren mal mit einer Kollegin rheinländischen Ursprungs am Faschingsdienstag im Büro saß. Um uns herum trötete und jubelte es, Heidi fasste dem Klaus von hinten an die … Dingens und alles war voller Kamelle. Dank „Radio Köln“ karnevalte es konfettibunt durch unser Zimmer – derweil ein Blick aus dem Fenster hinab aufs Nürnberg neben grauen Straßen auch grauen Nebel zeigte und vielleicht auch noch ein braunes Blatt. So ähnlich ist es auch, wenn man in der Faschingszeit abends mal draußen unterwegs ist: Gelegentlich zeigen sich im Schatten von Häusern oder, o Schreck, im grellen Licht der U-Bahn Menschen, die schwer beschämt (oder alkoholisiert) allein oder zu zweit unterwegs zu einer Faschingsfete sind. Höchst verlegen zupfen sie den weiten Mantel übers Feen- oder Vampirkostüm und hoffen inständig, dass sie niemandem begegnen – wenn sie nicht ohnehin die Kostümierung im Rucksack bei sich tragen, um sie erst am Orte des Geschehens anzulegen. Ich weiß, wie sie sich fühlen, weil ich einmal mit der Freundin mit nach Köln fuhr. Besser: „isch war nach Karneval jewesen“, wo die Freundin mir von Weiberfastnacht bis Nubbelverbrennung alles angedeihen lassen wollte, was so dazugehört, inklusive „acht Kölsch bitte, aber hoppsa“ zum Frühstück. Am Rosenmontag tobte die Stadt und in mir drin ein großer Stress, hatte sich doch recht schnell herausgestellt, dass meine zurückhaltende Verkleidung („zur Not häng ich mir halt eine Luftschlange um“) mich zu einem Alien unter Seemännern, Wärmflaschen und Marienkäfern werden ließ. Ein Zustand, der sich nur unter Zuhilfenahme sehr vieler Kölsch zum Frühstück aushalten ließ. Es ist aber gar nicht so, als tät ich mich nicht verkleiden mögen. Im Kindergarten habe ich so lange geheult, bis ich als Prinzessin gehen durfte, um nach einer schweren Stunde nach meiner Latzhose zu verlangen. Aus der Grundschule gibt es beschämende Zeugnisse von mir als Katze, in der Unterstufe fand man mein Clownskostüm toll und lobte meinen Kissenbauch, der in Wahrheit gar kein Kissen war. In der Mittelstufe gingen die anderen, kein Scherz, als Nutten und ich als Obelix mit Hörnerhelm, die anderen knutschen, ich – naja. In der Oberstufe ging ich wie alle als Cool und in der Folge eh das ganze Jahr mit blauen Kontaktlinsen zum Raven … Ich meine, aus dieser Zeit stammt auch ein epochaler Vatersatz: „Wenn man dich anschaut könnt man meinen es ist das ganze Jahr lang Fasching.“ Na also – da haben wir’s! Pförööööt und alaaf!
// Text: Katharina Wasmeier / Foto: Unsplash //
~~ Diese Glosse erscheint unter dem Namen „Runter vom Sofa“ in der Freitagsausgabe Nürnberger Nachrichten und Nürnberger Zeitung ~~