Konfetti - Die Kolumne

Konfetti! Und außerdem … How to Festival

Ich bin ganz entspannt, so entspannt bin ich, dass ich wie ein großer weicher Käse zu meinem Tischlein gewabert bin und ganz transzendent mich auf die Schäse habe gleiten lassen, und da waber ich jetzt vor mich hin und lächle versonnen in den grauen Himmel hinein, weil dem fühl ich mich grad ziemlich nah, dem Himmel, ganz hinauf hab ich mich meditiert, kein Yoga brauch ich und auch keine Achtsamkeit, sondern es reicht mir schon eine Spargelschälung. So ungefähr beim ersten Kilo hat ein Wolkenspalt sich über mir geöffnet, eine Stimme hat hinabgescholten, „Naaa, geh weida!“, hat’s gedröhnt, „du konnstas imma no niead! Jetzt losst amoi an Opa des mocha!“, eine astrale Hand hat die meine geführt und ich hab mich zurückgelehnt, so rein intellektuell. Also zumindest geistig. Also wegen denken. Zum Denken gibt’s grad viel, zum Beispiel „Wie retournier ich mein Schminkutensil oder: Taugt Make Up für dekorative Stuckarbeiten auf dem Heimbalkon?“ weil wo man bis neulich im ungeschminkten Urzustand im Licht des Laptopbildschirms fahl, doch unbehelligt vor sich hin hat glänzen können und dann nur manchmal ist eine kleine Hektik ausgebrochen, wenn man sich richtig schick gemacht hat, schön mit Frisur toupiert und sauber Smokey Eyes und verruchten Rotelippensollstduküssen, weil man geht am Nachmittag endlich einmal wieder fein aus. In den Baumarkt, zum Beispiel. Ach, da haben wir ja schon erörtert dass da alle Gegebenheiten zum Großevent von Haus aus installiert sind, und jetzt neuerdings zum noch viel besseren Festivalgefühl hat’s vor so einem Baumarkt auch hübsch mit flatterrotem Absperrband sorgfältig in Kurven gelegte Warteschlangengatter, also es fehlt nur noch ein Dosenbier oder vielleicht auch eher fünfsechs und schon ist Festivaljuchee und wie’s nach der Schlange weitergeht is’ wurscht weil das kriegst du bekanntlich eh schon nur noch Halbmast mit. Auf die Maske malst du noch eine abgerockte Mimik, alles super. Nur halt schminken nicht mehr, weil das einziges was du nachher hast ist jeden Tag ein neues Turiner Grabtuch, und ich weiß jetzt nicht wie es auf dem Reliquienmarkt grad aussieht aber auch da hat der Bedarf wahrscheinlich Grenzen. Ah, Grenzen. Muss man aufheben, doch man fragt sich, wie. Und ersinnt kreative Lösungen. Zum Beispiel eine Möglichkeit zur Vereinfachung wär wenn du dir nicht ein Joghurttelefon ans Ohr hältst sondern einmal schön hausmacher Kartoffelsalat in der Jugendherbergsgröße und dann den leeren Eimer auf den Kopf, das hat bestimmt eine Mordsakkustik und beide Hände frei für Maibowle. Und dann hab ich noch überlegt ist es sehr schön wenn man sich über Hecken, Zäune und Erdgeschossbalkongitter auf einen Ratsch verabredet, doch kaum residierst du im ersten oder höher Stock wird’s problematisch. Die Lösung steht grad ungenutzt in Freibädern und auf Tennisplätzen. Ich möchte gern einen Verleih anmelden für Bademeisterhochsitze und solche vom Referee gleich mit. Die stell ich mir gegenüber an die Hecke und empfange fortan Besuch mit Kartoffelsalateimern auf dem Kopf. An der Telefonschnur zieh ich Grillwürstel auf. Ich glaub, das geht schon.

 

 

// Text: Katharina Wasmeier / Bild: Hannah Rabenstein //

~~ Diese Glosse erscheint unter dem Namen „Runter vom Sofa“ in der Freitagsausgabe der Nürnberger Nachrichten und Nürnberger Zeitung ~~