Diskotanz
Konfetti - Die Kolumne

Konfetti! Und außerdem … Krampus fugit

Time flies oder: Krampus fugit, wie der Lateiner sagt. Mit seinen alpakafellwarmgefütterten Siebenzeilenstiefeln schreitet der Advent als alljährlich eiligste Jahreszeit dahin, so dass du ihn eigentlich „Adrennt“ nennen solltest, hab ich mir überlegt und dabei genüsslich an einem walnussgroßen Stück Butter gelutscht, das jemand mit einer Tasse Puderzucker vermengt, mit Zimt und Mandelkern bestäubt und „Plätzchen“ genannt hat – eine Verniedlichungsform, die in mir sogleich die rosane Idee erweckt, es müsse irgendwo auf der Welt dann wohl auch „Plätze“ geben. Wie die dann wohl aussehen? Swimmingpoolgroße Matten zuckerwattesamtigweichen Konditorenglücks, süße Putten reiten auf knusprigen Einhörnern, jauchzende Kipferl wälzen sich in der Bourbonvanille, die Knusperknäuschenhexe verteilt mit der Suppenkelle lachend Marmelade auf spitzbübisch zwinkernde Sterne … So geht’s da vermutlich zu, aber nein! Wir müssen ja hier sitzen in Lebkuchenhausen und zuschauen, wie’s draußen grau und grantig wird und Anflüge von Winterwonderland geschwind zu einem tristen Elend zusammenschmurgeln, wie es ein stinknormaler Regen niemals schaffen tät, weil der verklumpt wenigstens nicht zu apokalyptischen Unheilshaufen voller schwarzmodrigem Laub und Hundezeugs, die verzweifelte Eltern mit Karotten und Schals dekorieren und „Olaf“ nennen. Oh, da müssen wir jetzt künftig achtgeben, weil schließlich heißt die Bundeskanzlerin jetzt so. Naja, jedenfalls irgendwo in diesem Spannungsfeld zwischen Plätzchen und Tristesse haben sich me, myself and I auf ihre Kernkompetenz besonnen, denn Achtsamkeit, Resilienz und Selfcare sind dieser Tage wieder wichtiger denn je, um unbeschadet durch den Adrennt zu kommen und nicht an Heilig Abend den MichlausLönneberga zu geben und mit dem Kopf in der Suppenschüssel „Last Christmas!!“ zu weinen und anschließend in der Notaufnahme zu enden. Die haben da grad weiß Gott anderes zu tun. Meine Kernkompetenz, die mich durch die Tage trägt und ihnen einen Sinn verleiht: Dinge kaufen und dann wieder zurückgeben. Natürlich nicht im Internet, das wäre zu einfach, sondern vor Ort. Beispiel Baumarkt: Gehe hinein, um eine Schraube zu kaufen. Passiere Gardinenabteilung, entwickele spontanen Wunsch nach dekorativer Veränderung. Verlasse Baumarkt mit acht Armen voller Zubehör. Bemerke daheim erst dimensionalen, dann geschmacklichen Irrtum. Verbitte dir spöttische Kommentare zu „Kopflosigkeit“ oder „Sprunghaftigkeit“, nenne es „impulsiv, kreativ und entwickelnd“. Bringe alles wieder zurück, freue dich über Geldgeschenk. Nenne dich „Der Nikolauser“ und biete deine Dienste auf dem Querdenkerschwarzmarkt an. Werde reich. Baue Plätzchenwunderland. Wälze dich mit den Kipferln im Bourbon. Liebe das Leben. Alles wird gut.

// Text: Katharina Wasmeier / Bild: Hannah Rabenstein //

~~ Diese Glosse erscheint unter dem Namen „Runter vom Sofa“ in der Freitagsausgabe der Nürnberger Nachrichten und Nürnberger Zeitung ~~