Konfetti - Die Kolumne

Konfetti! Und außerdem … Nachgeben

Neulich ich so: Südstadt. Beschwerliche Reise, eh klar, deswegen Verkehrsmittel der Wahl: Auto. An der Stelle könnte jetzt der ein oder andere ein bisschen auf seine winterwohlgenährten Schenkel klopfen und dazwischen was von gelungenem Witz gackern, aber ich schwöre, es lagen triftige Gründe des Wetters und ganz vielleicht auch ein bisschen der Bequemlichkeit vor. Pirsch ich also durch die Gassen, so aufmerksam und verkehrsgerecht wie es halt geht inmitten einer verrückten Autoherde, und jubiliere nicht nur innerlich, als plötzlich rechts am Straßenrand ein Auto blinkt, um einen der spärlich bis nicht gesäten Parkplätze freizugeben, der noch dazu, man wird ja bescheiden, in nur zehn Gehminuten Entfernung, also grad so, dass man nicht mehr sagt, da hätt ich auch am Flughafen parken und mit der U-Bahn reinfahren können, zum Ziel lag. Ich so: rechts blinken, Rückwärtsgang, und rein mit der Luzy – um µ-Sekunden später beherzt auf die Bremse zu steigen. Weil in dem kurzen Moment, den ich gebraucht hab, den richtigen Gang einzulegen, hat nämlich ein von hinten kommender Mensch erkannt, dass er viel besser in den Parkplatz passt als ich, und folgerichtig diesen kurzerhand vorwärts hinein beherzt beschlagnahmt. Noch bevor ich mein Flammenschwer zücken und für Gerechtigkeit sorgen hab können, hab ich dann lieber lachend in die Hände geklatscht. Das hat weniger mit dem Umstand zu tun gehabt, dass eine frappierend an russische Mafiabodyguards erinnernde Mannsperson aus dem Auto gesprungen und grienend auf mich zu geeilt ist, was bei sensibleren Gemütern vielleicht für eine gewisse Einschüchterung gesorgt hätte, sondern vielmehr damit, dass ich stehend applaudieren wollt und meinen Hut ziehen vor so viel Dreistigkeit. Menschen, die immer überzeugt sind, völlig im Recht zu sein, ringen mir einen gewissen Respekt ab. Um genau zu sein erreichen die bei mir oftmals genau das gewünschte Ziel, nämlich dass ich so verdattert bin, dass ich sie schlichtweg gewähren lasse. Kannst jetzt sagen, richtig so, der Klügere gibt nach, aber musst dann schon auch sagen, dass der Klügere dann hinterher vor allem mehr nach-denkt und entsprechend mutmaßlich dann halt einfach in Wahrheit der Blödere ist. Das wird sich, und wir haben ja noch gar nicht über das superwichtige Januarthema „Vorsätze“ gesprochen, umgehend ändern. Weg mit der Impulskontrolle, her mit den Ellenbogen! Ab sofort geh ich hart ins Gefecht! Und üb auch schon sehr fleißig. Wirklich. Also immerhin hab ich in diesem Jahr schon dreimal der lästigen Unsitte des Nichtausredenlassens Einhalt geboten. Mit jeweils großem Nachdruck und mittels der an Aggressivität nicht zu überbietenden Formulierung „Wenn es Sie sehr stört, mich vielleicht einmal ausreden zu lassen, dann sagen Sie doch bitte einfach kurz Bescheid.“ Ich finde, das hat Potenzial. Als nächstes gewöhn ich mir dann an, zu allem und jedem einfach nur noch „Armes Deutschland“, „arme Welt“ oder „danke Merkel“ zu sagen. Das wird super! „Die große Schlagernacht“ (T90, Flughafen), „Superfresh“ (Hirsch & Rakete, Vogelweiher), „Orchid“ (Zentralcafé, Königstraße), „Voll auf die 12“ (Matrixx, Klingenhof), „Star FM Club“ (Stereo, Klaragasse) und am Samstag „MUZ Jubiläum“ (Fürther Straße), „Radio Z Winterfest“ (Zentralcafé), „Dröhnboot-Revival“ (KK, ebd.), „Dubworxx“ (Z-Bau, Frankenstraße), „Lass zocken“ (Stereo), „Disco Queen“ (Mississippi Queen, Hafen), „Retro“ (Parks, Stadtpark). Ich hab dann übrigens noch einen Parkplatz direkt vorm Haus gefunden. So viel zum Nachgeben.

// Text: Katharina Wasmeier / Bild: Hannah Rabenstein //

~~ Diese Glosse erscheint unter dem Namen „Runter vom Sofa“ in der Freitagsausgabe der Nürnberger Nachrichten und Nürnberger Zeitung ~~