Schreibschwein © David Häuser
Konfetti - Die Kolumne

Konfetti! Und außerdem … Nürnberg leuchtet

Yippie Yah Yei ihr Schweinebacken! Endlich ergibt alles einen Sinn. Die klirrende Kälte, die macht, dass man sich plötzlich sehr für die Erfindung „beheizbarer Mantel“ interessiert und nicht so sehr für nachmittägliche Spaziergänge. Die Lebkuchen, Schokonikoläuse, Spekulatiuspackungen und Dominosteine, die uns seit August aus den Supermarktregalen hinterhältig angrienen und die zu erwerben oder gar zu verzehren wir uns seitdem hartnäckig geweigert haben. Die 17 offenen Tabs am PC, die mein verzweifeltes Suchen nach „Tageslichtlampe“ und „beheizbares Fußkissen“ bezeugen. Das nagende schlechte Gewissen, ob es, wirklich jetzt schon in Ordnung ist, die Heizung ein kleines bisschen weiter aufzudrehen. Die schaurige Dunkelheit, die Menschen (mich) zum sofortigen Darniederlegen zwingt (nebst schauriger Erkenntnis, dass im Bürokomplex gegenüber gar nicht ausschließlich wahnsinnige Highperformer arbeiten, sondern es nicht wie vermutet mitten in der Nacht, sondern grade mal 17 Uhr ist). Die zahlreichen Tipps zum Basteln der meisterlichsten Laternen, die meinen Instgram-Feed fluten. Und der Umstand, dass in meiner Familie bereits ein-, zweimal das Lieblingsthema „Wie machen wir’s eigentlich an Weihnachten?“ touchiert worden ist. Alles, was grade noch völlig sinnbefreit erschien, leuchtet mir urplötzlich ein. Und das im wahrsten Sinn des Wortes, denn: Nürnberg leuchtet! Ganz besonders leuchtet es bei mir vor der Haustür. Überall auf der Welt sitzen gerade vermutlich Agenten verschiedenster Geheimeinrichtungen vor ihren Satellitenbildern und wundern sich. Nanu, denken sie, was ist denn das hier für ein heller Fleck? und zoomen weiter, immer weiter hinein in die von Düsternis gezeichnete Welt. Inmitten des schönsten Mitteleuropas leuchtet es strahlend, der Zoom zeigt Deutschland, Bayern, Franken, Nürnberg, und urplötzlich irgendwo zwischen Rathenauplatz und Stadtpark einen Feuerwehreinsatz! Oder ein schweres Polizeiaufgebot? Anders können sie es sich nicht erklären, dass dort auf einmal die wildesten Lichter zu sehen sind. Sie versuchen, die Morsezeichen im heftig blinkenden Grell zu dechiffrieren, doch keine Chance. Handelt es sich vielleicht um Deutschlands größte Disko, die mal kreischend orange, dann ampelgrün, auf einmal alarmsignalrot und dann wieder neonblau erscheint? Hat sich da jemand eine private Flugzeug-Landebahn gebaut, die es sogleich zu melden gilt? Ach nein, liebe Geheimdienste, ich kann euch beruhigen: Es sind nur meine Nachbarn, die ihre alljährliche Weihnachtsbeleuchtung installiert haben, vermutlich um für „stimmungsvolles Ambinente“ zu sorgen. Fragt sich nur, welche Stimmung da herbeigerufen werden soll. Immerhin klappt’s, ich fühl mich schon sehr nach Glühwein aus dem Tetrapack und RTL2. Adveniat regnum tuum – ich freu mich drauf!

// Text: Katharina Wasmeier / Foto: David Häuser //

~~ Diese Glosse erscheint unter dem Namen „Runter vom Sofa“ in der Freitagsausgabe der Nürnberger Nachrichten und Nürnberger Zeitung ~~