Konfetti - Die Kolumne

Konfetti! Und außerdem … Zufällig Weihnachten

An Heilig Abend oder in der Weihnacht ereignen sich rund um den Globus die wahnwitzigsten Dinge. Das Vieh im Stall kann plötzlich sprechen, anderes fliegen. Dicke bärtige Männer turnen auf Dächern herum, Rauschgoldengel erscheinen und jungfräulich gezeugte Kindlein werden geboren … Im vergangenen Jahr ist auch mir eine besonders kuriose Geschichte widerfahren, von der ich heute gerne erzählen möchte. Es war Heilig Vormittag, wir saßen auf gepackten Köfferchen, um for Christmas home zu driven, nämlich zu den Schwiegereltern in bayerisch Sibirien. Diesem Besuch war die lange und höchst komplizierte Planung vorausgegangen, die eine Großfamilie mit allerhand Geschwistern, Stief-, Schwipp- und Patchwork-Verästelungen so mit sich bringt, sowie ein am Vorabend erhaltener Anruf des seit langem gebuchten Hotels („Wasserschaden, leider canceln“) nebst großer Hektik. Doch es kam anders. „Der Papa hat Corona, wir lassen das heute lieber“ sprach’s plötzlich aus dem Telefon, und wir ließen unsere Koffer fallen. Nach einigen Schreckminuten sowie solchen der völligen Orientierungslosigkeit überfiel mich ein so maliziöser wie irrsinnig befreiender Gedanke: „Du“, hab ich zum Mann gesagt, „das hat’s noch nie gegeben: Wir müssen nirgendwo hin, wir müssen nichts vorbereiten, wir bekommen keinen Besuch, haben absolut null Plan und dafür maximale Freiheit. Hopp, wir gehen auf den Christkindlesmarkt, da waren wir noch gar nicht!“ Auf ein Tässchen oder zwei – gesagt, getan, und nach Tässchen eins rief ich glücklich den Bruder an, um uns dort als außerplanmäßige Weihnachtsüberraschung zum Essen anzumelden, was dieser erst schüchtern, dann glaubhaft goutierte. Bei Tässchen zwei trafen wir Freunde, die aus unerfindlichen Gründen einen guten Draht zur Feuerzangenbowle pflegten, so dass nach Tässchen vier oder fünf die Laune blendend und das Glück perfekt war, als auch noch das Christkind kam und jetzt ein tolles Foto mit mir hat. Nach Tässchen dings nebst heißem Slivovitz herrschte Einigkeit darüber, dass ein reinigendes Zwischenbier in der Nebenangastronomie eine ausgezeichnete Idee und es sowieso viel praktischer sei, direkt von der Stadt zum Bruder zu reisen anstatt erst lästig nochmal heim … Später hat es dann geheißen, der Bruder hätte zur Begrüßung etwas sauertöpferisch geguckt, das muss aber ein Missverständnis sein. Der Abend ging lang, vergnügt und unbefangen und läutete die Wasmeier’schen Weihnachtsfestspiele äußerst würdig ein, in deren Verlauf sogar die Tiere sprechen konnten, wenngleich nur die im handgeschnitzten Krippenstall, um den herum Erwachsene auf dem Boden lagen, um mit dem Zwergenkind „Jesus und seine Weihnachtsbagger“ zu spielen … Ich wünsche entspannte und friedvolle Weihnachten, Licht, Wärme, Nachsicht und Geduld – und wenn alles anders kommt: einfach laufen lassen. Frohes Fest!

// Text: Katharina Wasmeier / Foto: Unsplash //

~~ Diese Glosse erscheint unter dem Namen „Runter vom Sofa“ in der Freitagsausgabe der Nürnberger Nachrichten und Nürnberger Zeitung ~~