Nachbericht: Edwin Rosen im Z-Bau
Nachdem die Festival-Saison jetzt endgültig vorbei ist, können wir uns auch wieder einzelnen Konzerten widmen und besuchen. Letzte Woche war Edwin Rosen gleich zweimal bei uns in Nürnberg zu Gast im Z-Bau, präsentiert und veranstaltet vom Club Stereo. Michelle war Samstag für uns vor Ort und hier ist ihr Nachbericht.
Am 18. Oktober durfte ich die Zusatzshow von Edwin Rosen im Z-Bau in Nürnberg besuchen. Schon beim Betreten des Saals war klar, dass die Vorfreude der Fans, die teils bereits seit mittags vor der Halle auf den Einlass warteten, sehr groß war. Den Auftakt machte um 19 Uhr Francos Pain. Der englischsprachige Musiker präsentierte seine Songs mit solch einer Wärme und Authentizität, dass sofort eine gemütliche Wohlfühl-Atmosphäre entstand. Obwohl er ausschließlich auf Englisch sprach, war die Verbindung zum Publikum sofort da. Es wurde mitgewippt, mitgefühlt und immer laut applaudiert. Bei ruhigeren und emotionaleren Songs entstand unaufgefordert ein Meer aus Handylichtern, die sanft mit dem Takt hin und her schwankten. Francos Pain zeigte sich sichtlich berührt und meinte sogar, dass dies bisher seine Lieblings-Supportshow sei, da das Publikum so herzlich und offen gewesen sei.


Knapp eine halbe Stunde später, um 20 Uhr, wurde es ganz still und der Raum füllte sich mit dichtem Nebel, und langsam zeichnete sich eine Silhouette im Dunst ab. Das Bühnenbild war wie eine kleine Märchenwelt gestaltet, die an ein verwunschenes Waldstück erinnerte. Verwachsen, mystisch und voller kleiner Details. Teil davon war auch eine Art Bushaltestelle, die später noch eine besondere Rolle spielen wird. Mit den ersten Tönen von dem Song „Schau dir zu“ trat Edwin Rosen aus dem Nebel hervor und das gesamte Publikum sang lautstark mit. Ab diesem Moment war klar: Dieser Abend wird emotional. Zwischen den Songs nahm sich Edwin Zeit für eine Ansprache: Er erzählte, dass der nächste Song von Einsamkeit handelt. Er sprach offen über das Thema, weil das laut ihm nicht oft genug geschehe. Er betonte, dass es ihm wichtig sei darüber zu sprechen, da sehr viele Menschen dieses Gefühl kennen, aber oft nicht wissen, wie oder mit wem man darüber sprechen soll. Er wies darauf hin, dass in der ganzen Halle Plakate mit Nummern verteilt seien, bei denen man anrufen kann, wenn es einem nicht gut ginge und man über dieses Gefühl mit jemandem anonym sprechen möchte. Außerdem sei das Awareness-Team vor Ort, falls sich jemand unwohl fühlen sollte. Auch diese Telefonnummern seien auf den Plakaten abgedruckt, wodurch man sich direkt mit dem Awareness-Team verbinden könne. Ihm sei es wichtig, dass sich jeder auf seinen Konzerten wohlfühlt, erzählte er.


Seine Worte wirkten ehrlich und berührend und es war schön zu sehen, wie selbstverständlich er Sensibilität in seine Konzerte integriert. Allein durch seine Worte fühlte man sich wohl und gesehen. Während der Show gab es Momente zwischen Melancholie, Herzschmerz und Euphorie. All in all: eine Mischung aus Tränen, Tanzen und Freude.


Er sprach davon, dass er positiv überrascht von der Crowd sei, da er diese Show noch besser als die am Tag zuvor gespielte Show fand. Was, wie er meinte, eher unüblich für eine „Zusatzshow“ sei. Auch er schaffte eine starke Verbindung zum Publikum: Oft grinste er in die Menge, während er seine Songs performte und die ganze Halle die Texte laut mitgesungen hat. Er meinte, dass dies bisher sein liebster Tourstopp sei, und das war in der ganzen Venue zu spüren.


Zum Abschluss spielte er seinen wohl bekanntesten Song „Vertigo“ und ein letztes mal brach der ganze Saal in Tanzen aus, während die letzte Energie nochmal ausgelassen wurde. Danach endete das Konzert bereits um 21 Uhr, das mit einer Stunde eher kurz war, was sich jedoch gar nicht bemerkbar machte, da man nicht das Gefühl hatte, dass irgendwas fehlte. Edwin schuf durch sein Konzert einen Raum für Emotionen, Awareness und Sensibilität. Unterstützt durch das Bühnenbild hatte man das Gefühl, für einen kurzen Moment aus der Realität voller Sorgen flüchten zu können und in eine Märchenwelt einzutauchen.



// Text & Bilder: Michelle Labutin //
