Nachbericht: Von Wegen Lisbeth im Löwensaal
Der Nürnberger Löwensaal ist keine einfache Bühne. Einst behausten ihn die richtigen Löwen. Zugleich gibt es kaum ein entspannteres Tier als ein Panda. Die Schweizer Band Panda Lux um die Brüder Silvan und Samuel Kuntz vermittelte vor dem restlos ausverkauften Löwensaal das Gemüt ihres Wappentiers beinahe perfekt.

Im gechillten 70er-Look mit einem Hauch Tame Impala Vibe präsentierte das Quartett eine durch und durch melodische und leicht melancholische Songauswahl, und bot dem dankbaren Publikum eine Mischung aus dem Songwriter-Folk-Gesang, Indie-Gitarren und New Wave Synthesizern.

Spätestens bei dem letzten Song „Fahrschein ins Glück“ fällt es auf, dass die Band nicht nur geographische, sondern auch musikalische Schnittstellen mit dem bekannten Landsmann Faber hat.

…und diese Trompete…

Als die eigentlichen Helden des Abends – die Berliner Indie-Giganten Von Wegen Lisbeth – die Bühne betreten, wird es plötzlich auf der Bühne fast genauso dunkel wie im Saal. Mehr Gemeinschaftsgefühl geht kaum, Pech für PhotografInnen.

Im Lauf des fast zweistündigen Sets kann man jedes Bandmitglied auf fast jedem Instrument spielend genießen und davon wurde es eine ganze Menge dargeboten: von Trompete über Kinder-Glockenspiel bis zum Xylophon und Synthesizer.

Von dem Konzert-Opener „Westkreuz“ an bis zur aller letzten Note entsteht durch diesen enormen Grad an musikalischer Diversität eine besondere Atmosphäre, die die Band mit dem Publikum auf eine fast schon alchemische Art und Weise verbindet.

Das liegt auch an der erstaunlich hoher Sound-Qualität. Man hört jedes einzelne Instrument, jede einzelne Note, jede Nuance so deutlich, dass die normalerweise als Haupttrumpf der Band gehandelten ironischen und unglaublich intelligenten Texte ein wenig ihre Pole-Position beim Auffassen durch das Publikum verlieren. Im Vordergrund steht heute der Klang.

Beim Kracher „Bitch“ erklärt der Frontmann Matze Rohde, dass die Band dieses viel zu grobe Schimpfwort nicht mehr singen möchte, es sei dem mitsingenden Publikum überlassen, mit welchem Wort es die Textlücke füllen sollte. Spätestens jetzt wird allen klar, unter welcher hoffnungslosen Minderheit man sich befinde. Mehr Indie geht nicht.

Die Band gibt alles: von altbewährten Hits wie „Chérie“, „Sushi“, „Meine Kneipe“ über die Lieder aus der Covid-Epoche wie „L.OST“, „Meerschwein“ und „Elon“ bis zu ganz neuen wunderbaren Nummern wie „Gleichgewicht“, „Mars“ und (Ta-dam! Merkt Euch bitte diesen Titel, live ist es der Hammer!) „Madame Tussauds“.

Spätestens bei der abschließenden Hymne „Wenn du tanzt“ verwandelt sich das strahlende Publikum in eine tanzende Biomasse.
Fiese Heuschrecken, räudige Immobilienhaie Alles Tiere, wenn du tanzt
Da passt es irgendwie, dass das Ganze im Löwensaal stattfindet.

// Text: Andre Sokolanski / Bilder: Anna Ritter //
