Beaks
Interviews / Live / Musik

Zwischen Laufsteg und Spiegelzelt: Beaks im Interview

Vor ihrem Auftritt beim Haldern Pop Festival im Spiegelzelt habe ich mit Anna Francesca, alias Beaks, gesprochen. Beaks hat in kurzer Zeit viel Aufmerksamkeit erlangt – durch ihre Musik und ihren ungewöhnlichen Weg von der Poesie über Fotografie und Modeljobs bis hin zur eigenen Musik. Bevor sie auf die Bühne geht, spricht sie mit mir über Vertrauen, Reisen und den besonderen Spirit der Wiener Szene.

Vom Laufsteg zur Bühne

Bevor die Musik in den Vordergrund rückte, war Anna bereits Poetin, Fotografin und Model. Doch die Bühne ist für sie eine ganz andere Erfahrung. „Wenn du auf einem Runway bist, hast du die Klamotten von irgendeinem Designer an und der schickt dich da raus. Du hast überhaupt keine Verantwortung, deine Personality offenzulegen. Auf der Bühne ist es viel verletzlicher. Das ist das, was du gemacht hast. Du zeigst den Menschen, wer du bist.“

Ihre ersten Konzerte waren dementsprechend aufregend – und der allererste Gig fand gleich in Tokio statt. „Das war krass. Ich weiß gar nicht, ob das wirklich passiert ist. Ein guter Freund von mir, Max Wilburn, hat mich damals direkt gesigned und organisiert ständig Label Nights rund um die Welt. Tokio war eine davon.“

Nähe vor dem ersten Ton

Wenn Anna über das Entstehen ihrer Musik spricht, geht es zuerst um Menschen und Beziehungen. „Ich arbeite eigentlich nur mit Freunden. Wenn ich mit jemandem Neues arbeite, dann gehe ich davor mit der Person einen Kaffee trinken. Musik machen ist sowas Intimes und man öffnet sich so sehr. Ich vergleiche das oft mit Blind Dating.“

Im Studio beginnt alles mit Gesprächen, kleinen Ideen und gemeinsamem Jammen. „Ich spiele ein bisschen Bass oder Gitarre, die andere Person spielt was dazu. Es entsteht eigentlich sehr natürlich, und der Text kommt dann meistens am Ende dazu.“

Dabei setzt Beaks gerne bewusst auf das Einfache: „Ich liebe es sehr, ganz einfache Dinge zu verwenden für meine Songs. Die einfachsten Basslines, die ich selber einspiele – das sind Dinge, an die Leute, die seit 15 Jahren Bass spielen, oft gar nicht denken würden.“

Fernweh und Heimatgefühl

Beaks hat früh durch das Modeln angefangen, viel zu reisen – heute zieht es sie mit der Musik immer wieder auf internationale Bühnen. „Es ist mir wichtig, dass das, was ich mache, überall Leute erreicht. Nicht konzentriert auf den Dachraum. Ich will raus. Ich genieße es extrem, in Deutschland oder Österreich zu spielen. Aber ich will überall sein.“

Gleichzeitig kennt sie die Kehrseite des Unterwegsseins: „Gerade habe ich nicht wirklich einen Ort, der meine Base ist. Es ist extrem toll, weil man sehr unabhängig ist. Aber manchmal denke ich mir, ich würde mich gerne mal eine Woche in meinem Zimmer einsperren. Wenn man gerade kein Zimmer hat, ist das ein bisschen blöd.“

Ein fester Anker bleibt die Wiener Szene, in der alles begann. „Die Szene in Wien ist sehr klein. Wir sind alle extrem gute Freunde, wir arbeiten alle zusammen. Jeder macht mit jedem Musik. Es ist einfach wie eine Familie. Aber dadurch, dass die Szene so klein ist, will man auch raus und Neues entdecken. Aber man kann immer zurückkommen.“

Besonders prägend war für sie auch die Tour mit Bibiza: „Ich war mit Bibiza auf Tour – das hat mich extrem gepusht, weil wir uns alle gegenseitig unterstützen.“ Für Beaks ist Wien damit nicht nur Heimat, sondern ein Sprungbrett. „Es gibt extrem interessante Musik in Wien, die oft gar nicht so bekannt ist. Jeansboy kann ich nur empfehlen.“

Zwischen Clubshow und Festival

Bevor es ins Spiegelzelt ging, war Anna selbst überrascht: „Ich war kurz schockiert, weil es so schön ist. Ich freue mich schon extrem auf die Show.“ Am liebsten mag sie jedoch intime Clubshows: „Wenn es so eng und dunkel und heiß ist. Richtige Cave-Situations mag ich gerne. Aber Festivals, die zum Entdecken da sind, sind auch toll – weil die Leute so offen und begeistert sind.“

// Text: Sarah Grodd // Bild: Masa Stanic //