Interviews / Live / Musik

Vom Zauber der Nacht und nachdenklichen Tierfabeln – Interview mit Die Sauna

Habt ihr euch schon einmal gefragt, ob Hunde Gedanken und Sorgen haben können? Vielleicht war diese Frage der Startpunkt für die musikalische Tierfabel „Hundeleben“ der bayerischen Band Die Sauna. Ihr zweites Album „In die Nacht hinein“ erzählt aber nicht nur von den Ängsten eines Hundes – in den elf Songs schwanken die Gedanken zwischen Träumen und Sehnsüchten, ausgeliehener Freude, Schokoladenbrote und die Dunkelheit. Zum Ende ihrer Album-Tour hat das Sextett vom Schliersee auch im Club Stereo Nürnberg Halt gemacht –Gelegenheit für ein Interview mit Sänger Matthias und Gitarrist Thomas.

Ich habe gelesen, dass ihr – wie vermutlich viele andere Bands auch – durch die Jahre der Pandemie etwas nervös wart vor den ersten Auftritten und der Tour. Wie ist nun euer Fazit nach den ersten Gigs?

Matthias: Es ist immer eine positive Nervosität, die bei jedem Auftritt da ist und hoffentlich auch nie weggeht.
Thomas: Vor der Tour war eine Grundnervosität da, ob das überhaupt stattfindet. Ursprünglich geplant wurde es im Sommer, da war ja noch gar nicht absehbar, ob das alles klappt und ob es nicht noch einmal einen Lockdown gibt. Dann wurden im späten Herbst auch einige Konzerte abgesagt, weil es eine gewisse Übersättigung gab an Konzerten, Inflation und alles teurer und so. Aber wir hatten wohl etwas Glück, weil in dem Genre, in dem wir so unterwegs sind, gerade sonst nicht so viel an Konzerten parallel stattfindet. Wir sind eigentlich recht positiv überrascht von der ganzen Tour: Also, dass es überhaupt stattfinden konnte und dass auch Leute kommen.

Damit Leute zum Konzert kommen, muss man aber schon auch fleißig werben auf den eigenen Social-Media-Kanälen. Doch immer mehr Bands beklagen, dass mehr Zeit und Anstrengung für das Befüllen ihrer sozialen Kanäle draufgeht als für ihren eigentlichen kreativen Schaffensprozess. Habt ihr da eure Balance gefunden?

Thomas: Es ist schon zeitaufwändig, v.a. im Vorfeld einer Tour oder einem Album, weil man dann eben doch regelmäßig was machen muss. Das Posten an sich ist eigentlich gar nicht so das Problem, aber das Überlegen davor. Dann trifft man sich und braucht erst einmal die Idee, wieder irgendwas zu machen. Das ist schon immer etwas „zaach“. Wir haben auch gemerkt, dass wir jetzt nicht mehr ganz so sehr dahinter sind, immer gleich die Kamera rauszuholen und draufzuhalten. Wir müssen uns schon mehr überwinden, auch immer etwas hochzuladen. So ganz ohne geht es aber leider auch nicht und irgendwo muss man sich da ja nach wie vor auch so ein bisschen portraitieren.

„In die Nacht hinein“ ist kein klassisches Konzeptalbum, dennoch drehen sich viele Songs um die Nacht, die Dunkelheit, um Träume. Ab welchem Zeitpunkt im Entstehungsprozess stand fest, dass ihr den „Nacht-Mantel“ über das Album stülpen wollt?

Matthias: Das war nicht von Anfang an der Plan, das Album „in die Nacht hinein“ zu nennen, aber es liegt auch schon ganz allein daran, wie, wann und in welcher Atmosphäre wir Songs schreiben. Da ist es eigentlich immer dunkel und immer so eine wohlig-warme Nacht-Umgebung in unserem Bandraum. Wir haben eine kleine Lichterkette, die sich so rumschlängelt und recht viel mehr Lichtquellen gibt es da nicht. Der Raum ist recht dunkel, aber schön und nicht düster oder ranzig. Deswegen ist das intuitiv passiert und der Titel fügenderweise entstanden.

Ein Album, inspiriert von der Dunkelheit des Proberaums – der übrigens im Keller der stillgelegten Grundschule liegt, die zwei eurer Bandmitglieder sogar noch selbst besucht haben. Doch In welchem Zeitraum ist das Album eigentlich entstanden?

Thomas: Kurz vor dem Lockdown haben wir noch eine Tour zu Ende gespielt und dann ging ja erstmal gar nichts. Dann haben wir im Sommer wieder angefangen, uns regelmäßig zu treffen. Das war richtig cool, weil das quasi das Einzige war, was wir richtig machen konnten. Dann wurden relativ schnell ein paar Songs geschrieben. Dann kam aber wieder der Punkt, ab dem man sich nicht mehr zu fünft treffen durfte und dann wieder zwei Monate gar nichts passiert. Dann kommt man in so ein Auf und Ab und muss dann immer wieder bei Songs ansetzen und hat Songs, die dann schon ein Jahr alt sind. Ein Konzeptalbum ist es in dem Sinne nicht, weil wir immer wieder versuchen mussten, die Songs, die wir schon zwei Jahre mitziehen, wie z.B. „Hundeleben“ sowie neue Songs wie „Badengehen“ alle noch in denselben Rahmen reinzubringen. Einerseits war es ein Fluch, immer wieder rausgerissen worden zu sein, auf der anderen Seite aber auch Segen, weil wir ganz viele Momente als Band hatten, in denen wir uns intensiv mit der Musik auseinandersetzen konnten und uns darüber unterhalten haben, was wir musikalisch und textlich ausdrücken wollen.

Wie entsteht denn generell euer Sound? Wer hat die Soundideen?

Thomas: Eigentlich relativ zusammen. Wir haben ein bisschen probiert, dass man mit eigenen Ideen kommt, aber das hat nie so richtig funktioniert. Und bei den letzten zwei Alben haben wir uns immer getroffen und uns zwei Stunden was um die Ohren gespielt. Manchmal kommt was raus, manchmal nicht. Ist schon sehr unproduktives Arbeiten, aber andererseits dafür sehr intuitiv: Dann hat man mal eine Idee und die formt man dann irgendwie weiter und dann kommt der Gesang dazu und dann schaut man, dass man das über die imaginäre Ziellinie treibt.

Der zweite Song des Albums „In die Nacht hinein I“ hört ziemlich unvermittelt und plötzlich auf. Was hat es damit auf sich?

Matthias: Das ist pure Absicht.
Thomas: Wir haben den einfach bei zwei Minuten abgeschnitten. Wir haben überlegt, wie wir den Song aufhören und uns dann entschieden, ihn einfach da abzuschneiden. Er sorgt für gewisse Irritation, aber es ist andererseits auch ein Gefühl, was wir hervorrufen wollen.

Für eine Rock-/Popband seid ihr relativ groß. Wie ist das so, zu sechst in einer Band zu sein?

Matthias: Super, ich kenn‘s nicht anders.
Thomas: Ja, es ist cool. Wir haben natürlich immer ein bisschen Probleme, weil wir in unserer Größe öfter auf kleineren Bühnen spielen. Und dann kann es natürlich passieren, dass wir auf einer Bühne spielen, auf der wir keinen Zentimeter mehr Platz haben. Aber irgendwie funktioniert es doch immer und so hat man gleichzeitig auch einen wuchtigeren Sound, weil man mehr Instrumente mit dabei hat.

Ihr scheint eine besondere Verbindung zu Nürnberg zu haben, immerhin seid ihr zu eurem Label Buback hier beim Nürnberg Pop Festival gekommen.

Thomas: Die Bookerin Vanessa kam nach unserem Auftritt auf uns zu. Da waren wir noch einem ganz frühen Stadion und im BY-ON Förderprogramm. Witzigerweise haben wir eine Woche vorher darüber gesprochen, dass wir jetzt mal eine Bookingagentur brauchen. Und so war es dann perfekt. Gerade wenn man aus Bayern kommt und noch schlimmer – aus dem Süden von Bayern – ist das für Musikdeutschland auch nicht immer das beste Prädikat. Und dann ist es gut, wenn man mit einem Label wir Buback einen Hamburger Stempel draufbekommt.

PS: Bilder vom Konzert im Clubs Stereo mit Raketenumschau als Vorband könnt ihr HIER sehen.

// Bild: Anil Coskun //
// Text: Sarah Grodd //