Interviews

Gefragt: No More

Gefragt ist eine neue Interviewserie auf How deep is your love. So spontan wie die neue Serie beschlossen wurde, so spontan war auch das erste Interview. Wegen Fotoerlaubnis beim Konzertbesuch angefragt und einen Interviewtermin angeboten bekommen. Also auf zu meinem ersten Bandinterview.

Es ist Freitagvormittag, ich hatte beim Konzertveranstalter eigentlich nur wegen einer Fotoerlaubnis für das Konzert von No More nachgefragt. Was ich zusätzlich angeboten kam, überraschte mich: Ein Interview beim Abendessen mit der Band. Ich brauchte nicht lange überlegen und sagte zu. Hier ist das Ergebnis.

No More ist eine Industrial – Wave – Kultband, welche 1981 mit „Suicide Commado“ einen ziemlichen Hit gelandet hat, sich allerdings 1986 auflöste und zwanzig Jahre später das Projekt neu startete.

hdiyl: How deep is your Love?

Andy: Das ist immer das Problem bei Interviews, die erste Frage ist immer das, womit ich am wenigsten rechne und da weiß ich nie eine Antwort drauf. Das geht mir jetzt genauso (lacht). Also unsere Liebe zur Musik ist ziemlich tief, sonst würden wir den Kram nicht machen und unsere Liebe zueinander natürlich auch. (Tina lacht.). Mehr Unintelligentes möchte ich jetzt nicht dazu sagen.

hdiyl: In meinem Geburtsjahr 1986 habt ihr euch als No More nach sieben Jahren aufgelöst, warum der Schritt?

Andy: Musikalische Differenzen.

Tina: Weil es in der Konstellation nicht weiter ging.

Andy: Differenzen, wir haben uns auseinander gelebt.

Tina: Du kannst das „musikalische“ streichen (lacht).

hdiyl: Ich habe gelesen, ihr habt danach etwas völlig anderes gemacht. Etwas mit Tango und Chanson (Anm.d.Red: Projekt Nijinsky Style) und das hatte mit der ursprünglichen Musikrichtung nichts mehr zu tun.

Andy: Ja, letztendlich haben wir auch dort ähnliche Einflüsse gehabt oder anders gesagt: Wir haben dabei unsere Wurzeln auch nicht verleugnet. Die Ausrichtung war eben eine andere, Tina hat Akkordeon gespielt und wir haben Chansons, Tango und Tom Waits gehört und wollten uns auch aus dieser Szene vollkommen verabschieden.

Tina: Also, ich habe jetzt nicht nur Akkordeon gespielt, ich habe nach wie vor auch Synthesizer gespielt und zusätzlich Akkordeon. Und es hatte nix mit Folklore zu tun (lacht)!

hdiyl: Der Abschied aus der Szene: Wegen der Differenzen?

Andy: Nein. Für uns hat es sich ab 1982 in andere Richtungen entwickelt. 1984 würde ich uns sogar als Dark Wave Goth Band bezeichnen. Das damalige, heute ist das was anderes. Aber wir haben dann gesagt, uns ist das zu eng. Wir wollen irgendwie andere Sachen machen und haben uns dann auch von der Szene an sich entfernt. Was (Anm. d. Red. Revue betrachtet) ein bisschen blöd war, weil „Suicide Commado“ zu diesem Zeitpunkt erfolgreich wurde. Und als wir uns aufgelöst haben, also eigentlich Ende der Achtziger, wären wir wahrscheinlich auf dieser Nummer irgendwie geritten. Dann hätten wir wahrscheinlich auch Geld machen können.

Tina: Marketingtechnisch wäre das heute nicht mehr erlaubt, sich in so einem Moment aufzulösen.

Andy: Ja, das Timing war ziemlich schlecht (Tina lacht). Aber das bereue ich auch nicht, sonst würden wir jetzt nicht hier sitzen.

hdiyl: Ja, genau. Zwanzig Jahre später habt ihr das Projekt zu zweit unter gleichem Namen fortgesetzt. Unter derselben Ausrichtung, nehme ich an?

Andy: Wir haben immer gedacht, dass wir, wenn wir noch einmal wieder anfangen würden, da ansetzen würden, wo wir aufgehört haben. Aber das war für uns nicht denkbar. Wir haben eigentlich da wieder angesetzt, wo wir angefangen haben, nur ohne die anderen Bandmitglieder und sind jetzt an dem Zeitpunkt, wo wir uns aufgelöst haben (lacht). Und diesmal lösen wir uns nicht auf, sondern bringen ein neues Album raus.

hdiyl: Gute Überleitung. Beschreibt doch euer neues Album „Silent & Revolt“ einmal in maximal drei Sätzen.

Andy: Das Album erscheint im Juni 2015. Die Vorab-Single heißt „Stardust Youth“. Und ja, (kurze Pause) Es ist Pop!

hdiyl: Pop?!

Andy: Ja, für die Single sind wir relativ weit raus geschwommen würde ich sagen.

hdiyl: Es wird also überraschen?

Andy: Ich denke schon. Die Single werden wir heute nicht spielen, das haben wir noch nicht so gut drauf (lacht). Es werden aber drei andere Songs vom neuen Album gespielt.

hdiyl: Ihr habt vorhin den Klassiker „Suicide Commando“ angesprochen. Seid ihr stolz darauf oder nervt es, nur auf den einen Hit reduziert zu werden?

Tina: Damals hat es genervt, heute wären wir ohne „Suicide Commando“ nicht mehr da. Ganz einfach!

Andy: Wir waren damals zu dritt als wir den Song original aufgenommen haben. Ich glaube, wir drei sind immer noch peinlich berührt, dass genau diese Version (lacht) so erfolgreich ist. Aber wenn so eine Sache draußen ist, ist sie draußen!

hdiyl: Letzte Frage: Wie habt ihr euren Tour-Tag in Nürnberg verbracht?

Andy: Ich hab mit eine neue Gitarre gekauft. Und ansonsten haben wir geschlafen (lacht).

hdiyl: No More (Questions…) ; Vielen Dank für das Interview.

Den Nachbericht zum Konzert vom 10.04.2015 im Artischocken gibt es hier.

nomore

 

/Text+Bild: André Prager/

/Titelbild: 2006 No More / www.nomoremusic.de /

Addicted to Concerts NBG