Konfetti! Und außerdem … Auserkiesen
Es ist vollbracht! Wir sind wieder Christkind, die neue Lichtgestalt ist gewählt, gesegnet seist du o Herr, Hosianna, ihr Kinderlein kommet, zefix Halleluja! Ich freue mich – wenngleich verhalten, muss ich gestehen, denn wenn ich vorher gewusst hätte, dass die Wahl der Repräsentantin fränkischen Irrglaubens neuerdings unter dem Heiligenschein der Inklusion steht, dann hätte ich mich nämlich endlich auch beworben. So. Noch habe ich die Intention nicht ganz durchschaut, aber es muss wohl ein Motto sein wie „Gut drauf auch ohne Frikativ“ oder „Aktion Realisationsfreiheit“. Find ich gut, herzlichen Glückwunsch, und man hat ja jetzt noch ein paar Tage Zeit und noch dazu ein dankbares Textwerk, um das mit dem „R“ ein bisschen zu üben, ihr HeRRn und FRau’n, bis das ChRistkind zu seinem MaRkte einlädt. Also zurück zu mir und meiner Beleidigtheit darüber, dass ich wieder nicht in die engere Auswahl zur neuen Weihnachtsbarbie berufen worden bin.
Oder: „Niemand will mich auserkiesen“, um dieses zauberhafte Wort auch endlich mal sinnvoll untergebracht zu haben. Dabei bringe ich alle Schlüsselqualifikationen schon mit. Die passende Haarfarbe habe ich bereits, nur hinsichtlich der Frisur und Länge müsste man vielleicht einen Kompromiss machen, aber das ist eh viel sicherer, wegen weniger Entflammbarkeitsrisiko beim Wandern im Kerzenmeer, dafür spart man sich Geld mit der Perücke, das wiederum sinnvoll investiert werden könnte beim Umnähen des Gewandes von Teenager- auf Erwachsenenformat, wenngleich ich mich da auch zur Kostenübernahme anbieten würde. Ich kann von Haus aus ziemlich irre gut grüßen, vom Balkon zum Volke zu sprechen ist mir ein Leichtes, und beim Prrrrrolog wäre ich ebenfalls bereits geübt darin, gleichzeitig zu sprechen und immer beim Stichwort meinen Glühweinbecher zu erheben und dem Volke zuzuprosten. „Ihr Herr’n und Frau’n … Wohlsein! … die ihr einst Kinder wart …“ – läuft.
Fürderhin rutsche ich 738 repräsentative Termine in 17 Tagen locker auf der linken Hinterbacke ab, erstens wegen Beruf und zweitens wegen neuerdings massiv eingesetzt habender seniler Bettflucht, und dann wäre ich selbst auch noch ein auf dem Silbertablett serviertes Exemplar eines der Hauptprobleme unserer Republik, nämlich dem demographischen Wandel und der damit einhergehenden Überalterung der Gesellschaft. Man kann ja mit Spachtelmasse die die Krähengräben zubetonieren, meinetwegen. Außerdem kann ich je nach Anlass vom Hochdeutschen ins Tiefmittelfränkische wechseln, inklusive prälabialem Waffel-L. So. Jetzt erkennen hoffentlich alle ihren Irrtum, aber nein, jetzt will ich auch nicht mehr, und falls mir jemand mit Nestbeschmutzung kommt und mit der Fackel „Frevel“ in den Himmel malt: Ich wollt mir eh schon längst mal die Westvorstadt genauer anschauen, soll ja ganz schön sein in diesem Fürth.
// Text: Katharina Wasmeier / Bild: Hannah Rabenstein //
~ Diese Glosse erscheint unter dem Namen „Runter vom Sofa!“ in der Freitagsausgabe der Nürnberger Nachrichten ~