Konfetti - Die Kolumne

Konfetti! Und außerdem … Dekoprofi

Es ist Herbst. Wenn jemand an diesem Gedanken Zweifel oder irgendwelche Probleme haben sollte, empfehle ich einen Besuch in einem stadtbekannten Pflanzengroßhandelsmarkt, der seinem Dekorationsauftrag grade gewissenhaft nachkommt und vom stimmungsvollen Kürbis-Bouquet über lustige Pilz-Figuren bis prächtige Laubteppiche alles anbietet, was Freunde der saisonalen Raumgestaltung aktuell glücklich macht. Und ja, es gibt diese Menschen, die mehrfach im Jahr die Wohnung umdekorieren und dafür unvorstellbare Massen an Gestaltungselementen im Keller oder auf dem Dachboden aufbewahren, um je nach Temperatur oder persönlicher Stimmung den Wohnraum in passender Optik zu präsentieren. Ich kenne zwar so jemanden, gehöre aber selbst nicht dazu, sondern schaue einer geernteten Kastanie ebenso interessiert beim Vertrocknen zu wie all meinen Balkonpflanzen, die den Kampf erst gegen mich und nunmehr gegen die Kälte verloren haben und als ein unglaublich trauriges Bild der Verdörrnis und Nichtliebe vor dem kältebeschlagenen Wohnzimmerfenster mich mit letzter Kraft vorwurfsvoll anschauen und gelegentlich mit einem letzten verblieben grünen Blättlein winken. Manchmal weht es auch ein vertrocknetes Blatt durchs Fenster. Morgens sind jetzt immer schon die Scheiben so schön beschlagen, während sich verschiedene Spinnentiere anschicken, ihr Winterquartier in den Ecken der Räume zu beziehen und in der Küche ein Kürbis darauf wartet, dass ich ihn zu Speise verarbeite, bevor uns beide der Kreislauf des Lebens überholt und er nurmehr für den Bio-Müll taugt. Im Großen und Ganzen ist mir das Herbst-Deko genug, und wenn man noch die schlagartig angestiegene Zahl an Schals und dicken Jacken dazunimmt, die sich momentan mit den eben noch genutzten leichten Blousons um den wenigen Platz in der Garderobe streiten und darob den ein oder anderen Stuhl bevölkern, dann wird’s einem doch ganz heimelig ums Herz. Nebst der sich im Dauereinsatz befindlichen Wärmflasche, Teekanne und den Schlappen, die mich neulich noch barfüßig durchs Dolce Vita trugen und jetzt meine dick besockten Füße unterm Schreibtisch vergeblich vor den gröbsten Erfrierungsschäden bewahren sollen sowie der bodenlangen Wolljacke, in die ich mich gehüllt habe, ist das Ensemble weitestgehend komplettiert, so dass ich weder Veranlassung noch auch nur einen Fitzel Platz um mich herum entdecke, um Stoffrehe, Styroporpilze und Herbstlaubkränze aufzustellen … Hm. Eigentlich wollte ich gerne über das drohende Weihnachten, Bastelzeit, Halloween und den richtigen Zeitpunkt zum Einschalten der Heizung schwadronieren, habe aber offenbar den Faden verloren. Den nehm ich nachher wieder auf und zwar mit meiner neuen Passion: Strickliesel, die garantiert sinnloseste Beschäftigung für kalte Herbstabende.

// Text: Katharina Wasmeier / Foto: Unsplash //

~~ Diese Glosse erscheint unter dem Namen „Runter vom Sofa“ in der Freitagsausgabe Nürnberger Nachrichten und Nürnberger Zeitung ~~