Konfetti - Die Kolumne

Konfetti! Und außerdem … Elternwoche

„Leute, am Sonntag ist ‚Muttertag ist eine verachtenswerte Kommerzveranstaltung, die nur dazu dient, Blumenhändler reich zu machen und anschließend eine arme Mutter oder Oma, die man das ganze Jahr über nicht mal angerufen hat, kurz zu besuchen und am besten im Rollstuhl um irgendein Gewässer zu schieben, mit Torte zu füttern und wieder abzuhauen, Hauptsache das Gewissen ist wieder eine Zeit lang beruhigt, damit möchte ich nichts zu tun haben. Ich möchte, dass man sich das ganze Jahr über für mich interessiert und sich trifft und nicht an einem willkürlichen festgesetzten Tag, den irgendein Ami mal erfunden hat, plötzlich Gewese gemacht wird!! Aber FALLS am Sonntag jemand zufällig in der Nähe ist, kann man mich gerne besuchen, ich hätte dann eventuell auch einen Kuchen da und abends könnte man ja dann eine Pizza essen gehen oder holen, das wär schon schön, hat aber überhaupt nichts mit diesem Muttertag zu tun, nur wenn wir uns gar nicht sehen täten dann fänd ich das schon schade, aber macht euch bitte keine Umstände extra meinetwegen, ich wollte nur Bescheid geben dass ich auf alle Fälle den ganzen Tag alleine daheim bin und wenn dann spontan jemand vorbei kommt, würde ich auch die Tür aufmachen‘-Tag. Gibt’s schon Pläne?“ So oder so ähnlich könnten WhatsApps und SMS lauten, die im Laufe der Woche zwischen Geschwistern verschickt werden, deren Mütter dank der frühen EMMA emanzipatorisch sozialisiert worden sind und diese kämpferische Haltung wenn nicht übers laufende Jahr hinweg beibehalten, so doch allermindestens einmal jährlich Anfang Mai einnehmen und dazu heftig die lila Fahne schwenken. Muttertag? Nicht mit mir!, und zurück bleiben desorientierte Kinderlein, die Jahr für Jahr nicht wissen, wie sie sich hierzu verhalten sollen, heimlich liebevoll gebastelte Haushaltshilfengutscheine traurig verschwinden lassen und die schönen Blumen schnell dem verdutzten Nachbarn schenken. Zum Glück ist das bei mir nicht der Fall, und ich kann mich Jahr für Jahr ganz dankbar an der Liturgie entlanghangeln, die mir die Discounterlandschaft seit Wochen mittels Postwurfsendung hilfreich bereitstellt: Kaufe pinke Donuts und Fertig-Hugo! Bestelle Blumen! Kaufe rosa „Mutti ist die Beste“-Herzanhänger aus Holz! Kaufe pastellfarbene „Supermum“-Tassen! Kaufe Shopping-Gutschein! Das wird so ein schöner Tag! Leider hab ich mich dieses Jahr im Katalog verblättert und bin ein bisschen durcheinandergekommen. Stehe jetzt mit Grillfleisch, Bollerwagen, Tischkicker und Dosenbier für Sonntag in den Startlöchern, derweil Papa gestern Erdbeerkuchen und Tulpenstrauß zur Landausfahrt bekommen hat … Ich hoff, das geht in Ordnung so. Bitte verratet mich nicht – sonst muss ich doch noch eine SMS an meine Brüder schicken.

// Text: Katharina Wasmeier / Foto: Unsplash //

~~ Diese Glosse erscheint unter dem Namen „Runter vom Sofa“ in der Freitagsausgabe der Nürnberger Nachrichten und Nürnberger Zeitung ~~