Konfetti - Die Kolumne

Konfetti! Und außerdem … Festbierunfall

Manchmal herrscht in so einem Gehirn eine rechte Leere. Spezialleer, wenn am Vorabend eine rechte Völle geherrscht hat, aber die dann weniger im Hirn als eher im Leib, will sagen: Blut, beispielsweise, weil man unvorhergesehen verunglückt ist und das Unglück alkoholischer Natur war. Kann passieren, muss man gar nicht um den heißen Hirnbrei herumreden. Dann ist’s auf einmal ausgezeichnet bunt und disko in so einem Gehirn, und dann am nächsten Tag ist nichts mehr übrig von der bunten Disko, weil die hat man ja nämlich zuvor flächendeckend und mit viel Liebe versehen um sich herum ausgeschüttet. Zum Beispiel, wenn man in so eine Grundigmaxmorlockhochtieffrankenstadionbrezenkolbarena gewallfahrtet ist, also die außenrum sind gewallfahrtet, man selbst ist eher so mitgesaugt worden von der Meute wegen ja puh, der Club, och naja. Und wegen man fällt ja dann eh optisch wegen keine adäquate Tracht auf versucht man sich chamäleonartig zu assimilieren, indem man wie alle anderen dauernd mindestens ein Bier mittelfest umklammert hält. Aber weil man muss ja aus dem 1) manchmal durstig trinken und 2) wegen Jubel- oder besser: Zornesgestik nebenan viel verschüttet bekommen, ist so ein lumpert-gatschiger Plastikbecher dann oft vergleichsweise schnell wieder leer, und wegen Assimilation muss er also geschwind wieder aufgefüllt werden. Aber macht ja nichts, denkt man sich, war ja neulich glaub ich erst wieder groß zu lesen, dass ja eh nur noch quasi Alkoholfreies. Nach dem ersten listigen weil vorpausigen Zwischentoilettieren dann Verlaufen im Block, der in der Zwischenzeit heimlich in A und B unterteilt worden war, den man also unter großer Anteilnahme und Hilfsbereitschaft reihenweise absuchen und dann ebensolchem Gejohle nach nebenan wieder verlassen muss, beschleicht einen dann schon so ein Gefühl von „Ja lustig, dieser Placebo-Effekt mit dem Quasialkoholfreien“, das sich nach darauffolgenden Verbrüderungsmaßnahmen mit Sicherheits- und Bratwurstpersonal sowie Gruppenfotos mit den Fremdmenschen außenrum gewissermaßen verstärkt, bei einer kurzen Überlegung hinsichtlich Flitzer-Chancen Halt macht, sich dann doch lieber in einer Herkunfts- und Bildungsdebatte mit seinen neuen Kumpels am Imbiss ergeht und spätestens in dem Moment, in dem man dem Fahrer des in Superhelden-Pose betretenen Busses gönnerhaft auf die Schulter trommelt und nachdrücklich das Einverständnis zum Losfahren erteilt, obwohl der Fahrplan noch 13 Minuten Wartezeit verkündet, also spätestens dann wandelt sich dieses Gefühl zur unverrückbaren Erkenntnis, nämlich: Das alkoholreduzierte muss heimlich gegen Festbier ausgetauscht worden sein. Und schon ist aus der leeren Spalte eine volle geworden, juhu!

~ Diese Glosse erscheint unter dem Namen „Runter vom Sofa!“ in der Freitagsausgabe der Nürnberger Nachrichten ~