Konfetti! Und außerdem … Hexhex
„Don’t it always seem to go, that you don’t know what you got ’til it’s gone“ sang die kleine, aber nicht minder nasenoperierte Schwester von Michael Gotthabihnselig Jackson Ende der 90er Jahre und räkelte sich dabei schweißglänzend auf Holzböden. Das war schön. Warum mir das ausgerechnet jetzt einfällt? Ja ich weiß auch nicht recht. Vielleicht, weil ich mich in den vergangenen Tagen selbst ausnehmend oft schweißglänzend auf Holzböden geräkelt habe. Obschon ungleich unfreiwillig. „Du weißt nicht, was du hast, bis es plötzlich weg ist“, lautet dann auch die Erklärung dazu. Du weißt nicht, wie prima sich so ein gesunder Körper anfühlt, bis der auf einmal ungesund ist. Dann fühlt er sich nämlich urplötzlich ausnehmend und nachdrücklich an, so ein Körper.
Im vorliegenden Fall ist das so, dass sich in meinem Rücken eine Hexe ein Lager aufgeschlagen hat und dort nach Belieben auf und ab wandert und ihre eigene kleine Walpurgisnacht feiert. Im Gegensatz zum pünktlich vor dem 1. Mai zum Behufe der Vertreibung Vorgenannter entzündeten Feuer brennt die Hexe ihre eigenen Fackeln ab, um um diese herum zu tanzen und nicht daran zu denken, sich vertreiben zu lassen. Komisch, dabei bin ich doch nur drei Monate mit quasimodesker Elégance umhergewandert, da muss es doch nicht sein, dass im Gebälk ein Einsturz dräut. Ist aber so. Ich finde, jeder Mensch sollte mindestens einmal einem Hexenschuss anheimfallen. Das läutert und macht demütig. Das Leben wird gleich viel lebenswerter, wenn man sich nicht mehr morgens fühlt, als sei man eine Schnecke, die über Nacht in Salzlauge eingeweicht und darob auf ein Minimum zusammengeschrumpelt wurde.
Wenn man nicht mehr morgens aufsteht, indem man sich in einer Haltung, die den in Pompeij unter historischer Asche verborgenen Kauergestalten in nachgerade obszöner Weise ähnelt, über die Bettkante fallen lässt, um solcherart auf dem Boden (!) zu verweilen und mittels ungezielter Dehn- und Atemübungen versucht, der Schrumpfschnecke wieder zu einem wenigstens hominiden Dasein zu verhelfen. Wenn man eulengleich in die Richtung blicken kann, in die es beliebt, anstatt knöchelaufwärts den ganzen Apparat mitdrehen zu müssen. Das sieht natürlich irre komisch aus, und selbstverständlich liegt mir nichts ferner, als nicht auf jedwede mögliche Art der Erquickung anderer zu dienen. Es beginnt ja jetzt aber auch die Kärwa-Zeit, und mit der einher geht traditionell das Betzenaustanzen. Und weil die Hexe ja sozusagen auch ein Teufel ist, bin ich bester Dinge, ihr mit dem heutigen Tage ein für allemal den Garaus zu machen, denn auch mein Entertainmentzwang kennt Grenzen. En garde!
/ Text: Katharina Wasmeier. Bild: Hannah Rabenstein /
~ Diese Glosse erscheint unter dem Namen „Runter vom Sofa!“ in der Freitagsausgabe der Nürnberger Nachrichten ~