Konfetti! Und außerdem … Hirnstau
Manchmal hab ich schlimmen Hirnstau. Das funktioniert ungefähr so: Ich habe ein Thema (Ziel) im Kopf, aber ich komm nicht auf den Weg (Text), weil viel Konfetti mir die Sicht versperrt. Da denk ich dann und hirne und beginne und breche wieder ab und bin unzufrieden, aber ich kann auch nicht ablassen von dem Ziel, das muss dann unbedingt. Ständig tun sich neue Abzweigungen auf, die ignoriere ich gekonnt und geißele mich selbst. Weil ich mir das jetzt eben so in den Kopf gesetzt habe. Ganz schlimm. Wenn ich mir ein praxisnahes Bild zur Veranschaulichung suchen müsste, wüsste ich auch sofort, welches, denn das drängt sich an diesem Wochenende nachgerade auf. Nämlich: Die Autoschlange, die sich vor einer gewissen Tiefgarage unter einer bestimmten Spielstätte eines gewissen Innenstadtfestivals bildet. Den Leuten da, denen geht es ähnlich wie mir. Die haben sich was in den Kopf gesetzt, was sie für eine Primaidee halten: Veranstaltung! Auto! Parkhaus! Zentrum! Supi! Darüberhinaus vermute ich, dass sich hier auch noch das Wort „Geheimtipp“ einreiht, aber was weiß ich schon.
Dann setzen die sich in ihr Auto und ignorieren die weithin sichtbare Anzeige „Freie Parkplätze: Null“. Weil: „Da gehen bestimmt gleich ganz viele, Heiner, das machen wir jetzt.“ Auf dem Weg dorthin wurden zudem bereits allsämtliche Angebote zu Abzweigung und Rettungsweg geflissentlich ignoriert. Was ich gewissermaßen verstehen kann bei Trägern dreibuchstabiger KFZ-Kennzeichen, weil die sehen vielleicht so ein „P+R“ und sagen sich „Nein also wirklich!“, sagen die sich, „Potacken und Rüben haben wir daheim genug, da halten wir jetzt nicht an.“ Flugs vorbeigesaust. Beim Innenstädter bin ich mir nicht so schlüssig. Aber vielleicht denkt der sich: „Mei also, bei diesem Fest da, da ist’s dann eh so laut, da tut uns ein bisschen Ruhe zu zweit / fünft im Auto vorher ganz gut, da muss man jetzt nicht auch noch den Trouble in der U-Bahn … Gell, Cindy?“ Und alle nicken und freuen sich und schmieren Brote und … ach nein halt, tun sie nicht, weil sie denken ja „Geheimtipp“ und so.
Dann finden sich also alle in dieser hunderte Meter langen Schlange wieder. Und statt auszuscheren und den vermeintlichen Gemüsemarkt (P+R!) aufzusuchen bleiben die da stehen. Deswegen muss ich auch immer so freudig lächeln, wenn ich da vorbeikomme, weil ich mich so verbunden fühle. Ziel vor Augen, und dann beherzt ans Werk und bloß nicht abbringen lassen! Kann ich nur bewundern. So sehr, dass ich schon mehrfach mit dem Gedanken gespielt habe, mit einem Bauchladen hindurch zu schlendern und Erfrischungen anzupreisen, weil ich jedesmal die Gelben Engel vermisse, die sich kümmern. Ist ja schon heiß da, manchmal, und nach ein paar Stunden wird’s vielleicht auch ein bissl eng mit Klo. Aber wer weiß, wie die sich helfen, die tapferen Recken. Vielleicht aber verfolgen die auch nur einen viel höheren Plan, nämlich: So lange stehen zu bleiben, bis das Fest vorbei ist, um im richtigen Moment synchron umzudrehen und allen, die aus der Garage hinaus wollen, den Weg zu versperren. Fänd ich schon wieder lustig. Mal gucken, wie ich das auf meinen Hirnstau ummünzen kann.
/ Text: Katharina Wasmeier. Bild: Hannah Rabenstein /
~ Diese Glosse erscheint unter dem Namen „Runter vom Sofa!“ in der Freitagsausgabe der Nürnberger Nachrichten ~