Konfetti - Die Kolumne

Konfetti! Und außerdem … Jugendkonventionen

Neues. Vom. Pubertier! Falls ihr jetzt kurz erschrocken seid, macht euch nichts draus – ich bin auch ganz überrascht. Es ist nicht so, dass ich die kleine Miss Sunshine endlich in die Obhut einer Kloster- oder Militärschule übergeben hab können und es deswegen in letzter Zeit so ruhig war. Sondern man verfällt halt in eine gewisse abgestumpfte Lethargie. Weil man muss ja auch an sich selbst denken und deswegen lieber nicht mehr jedesmal vom vorbeiziehenden Hormontornado in einen emotionalen Ausnahmezustand versetzt werden. Wutanfälle, Türenschlagen, Brülllamento – weiter geht es nach der nächsten Maus. Im ganzen Gehirnzirkus ist aber zu beobachten, dass unter der oftmals laut geäußerten Verzweiflung und Verwirrtheit ob dieses schwierigen Lebens und den unsäglichen Zumutungen, die andauernd an einen adressiert werden, während man doch einfach nur einmal in Ruhe vor sich hin instagrammen möchte, sich diffizile Schwierigkeiten entwickeln. Die drehen sich meist um diese wundersamen Regeln, die ein gesellschaftliches Zusammenleben ermöglichen, in so einem Zirkusgehirn aber nicht oder nur rudimentär angelegt sind. So wird beispielsweise wochenlang beeindruckend luzid auf einen gemeinsamen Zoobesuch insistiert, mit Gschpusi und Autoritäten und allem Pipapo. Freilich misstrauisch, weil der „Wir brauchen eigentlich nur jemanden, der uns hinfährt und auch wieder zurück, weil ÖPNV ist würdelos“-Braten riecht meilenweit, stimmt man also zu, um dann am Vorabend der Exkursion mit der Nebeninformation versorgt zu werden, man sei völlig überraschend seit Monaten auf einen wichtigen Schwiegeromageburtstag geladen und sehe sich außerstande, beide Terminlichkeiten unter einen Hut zu bringen. Meine Pläne fallen zusammen wie ein angeniestes Kartenhaus, ich schweige und meditiere. Der Folgetermin „Zoo“ war dann übrigens direkt ohne mich anberaumt und beinahe erneut gescheitert, sahen beide Pubertäter es doch als unbewältigbare Einheit der Bundesjugendspiele an, durch das Gelände zu spazieren. Weniger anstrengend erschien den Schlaubergern eine Shoppingtour, und – die Sonne lachte, alle Welt drängte hinaus – als dann die Frage kam, ob man nicht auch ein schönes, geschlossenes Einkaufszentrum besuchen könne, hab ich gesagt, dass ich fei eh schon den Tränen nahe bin, und dass wenn ich jetzt noch ein Wort hör ich alle beide höchstpersönlich ins Frankeneinkaufszentrum transportiere, um sie dort in der Tiefgarage vor einen Auspuff zu binden. Ein anderes Thema ist das der höflichen Konversation. Hat es mir ein Buch geschenkt. Ich: „Mensch das ist ja toll, wie bist du denn ausgerechnet auf dieses eine gekommen?“ Antwortmöglichkeiten: a) Ich habe den Klappentext gelesen und Bewertungen im Internet recherchiert und das Thema als gleichwohl literarisch gelungen wie für dich interessant erachtet. b) Ich habe dich und deine belletristischen Präferenzen der Fachangestellten skizziert und mit ihr gemeinsam dieses Werk für dich gewählt. c) Es war das dickste was es gab, und du hast viele dicke Bücher! Ratet mal … „Pon di Attack 15th Anniversary Bash“ (Z-Bau, Frankenstr), „Party contre le Racisme“ (ebd.), „Lass weng flown“ (Desi, Brückenstr), „X+“ (Rakete, Vogelweiher), „Indie Playback Show“ (Stereo, Klaragasse), „90 vs. 2000er“ (Parks, Stadtpark) und am Samstag „Bucovina Club“ (K4, Königstr), „Funksoulbrother“ (KK, ebd.), „Händehoch!“ (Desi), „Nbg Grooves“ (Z-Bau), „Rosa Hirsch“ (Vogelweiher), „Schwarz Tanz“ (Cult, Dooser Str). Die Jugend war dann übrigens tatsächlich im Zoo. Ob sie wirklich durch das ganze Gelände gewandert ist oder auf der ersten bereitstehenden Bank die Zeit abgesessen hat, ist bis heute nicht bekannt.

// Text: Katharina Wasmeier / Bild: Hannah Rabenstein //

~~ Diese Glosse erscheint unter dem Namen „Runter vom Sofa“ in der Freitagsausgabe der Nürnberger Nachrichten und Nürnberger Zeitung ~~