Konfetti! Und außerdem … Lüften
Ein sehr wichtiges Thema, das Mieter im Allgemeinen und Eigentümer im Speziellen jetzt wieder umtreibt, hat mich selbst grad angefallen, deswegen hochaktueller Anlass: Lüften. „Du kannst jetzt fei das nicht mehr so haben wie die letzten Monate“, hat eins geschlaumeiert und mir sämtliche gekippten Fenster fest verschlossen, wo ich doch grad munter Pantoffeln und Wolldecken an Besucher in Funktionsjacken verteilt hatte und beschieden, man müsse sich vielleicht gar nicht so anstellen von wegen Kälte, 17 Grad sei doch durchaus noch als Raumtemperatur definiert, und anstatt sich schlotternd in die Ecken zu kauern brauche man doch bittschön bloß gymnastische Übungen am Esstisch vollziehen oder halt wenigstens ein bisschen mehr Gestik beim Gespräch. Wurde ich dann leider überstimmt und stattdessen über die gängige Praxis des Stoßlüftens belehrt. Ich: fügsam. Man lernt ja dazu. Im Früher, da hab ich gern so gelüftet, dass auch immer ein Fenster gekippt war, dazu aber die darunter befindliche Heizung auf höchster Stufe, also eine vorzüglich angenehme Mischung, die aber leider eine Beinaheenterbung oder doch mindestens akribische Gegenrechnung Taschengeld vs. Energiekosten zur Folge hatte, als der Hausverwalter das einmal spitzgekriegt hat. Dann hab ich beleidigt lieber gar nicht mehr gelüftet, was sich in den folgenden Jahren im teenageresken im Mantra „Lieber erstunken als erfroren“ manifestiert hat. Dann später war das so, dass ich mir überhaupt gar nie Gedanken hab machen müssen übers Lüften, weil die Fenster quasi eine Lüftungsautomatik eingebaut gehabt haben, wo man auch gar nicht mehr sich hat aufhalten und anstrengen müssen zum Beispiel beim Kerzen auspusten, weil die hat man einfach kurz an den Fensterrahmen gehalten und schwupps – Kerze auspustet. Dann gab’s neue Fenster und mit denen eine Lüftungsbedienungsanleitung, an die ich mich zwar streng gehalten hab, durch die aber auch eine spontane Amnesie verursacht worden ist beim Vermieter, der plötzlich wusste, dass der ewige Badezimmerschimmel überhaupt gar nicht beim Einzug schon vor sich hin geschwärzelt hat, sondern selbstverständlich alles nur durch mein missliches Lüftungsverhalten ausgelöst worden ist. Also Streit und Chlorbleiche. Danach auch gleich wieder viel Lüften. Jetzt heut ist man ja saumäßig gereift und voller Lebenserfahrung, und deswegen hat man halt einfach keine Lust mehr auf Schimmel-Ex und hoppla wie ist es jetzt plötzlich so schwarz geworden, da an der Wand hinterm Bett. Und außerdem sieht man die Nebennutzen, weil: Eine schöne Durchluft bläst dir erst den Balkonboden sauber, dann alles einmal quer durch die Wohnung und unterm Kanapee durch und unter allen Regalen auch, dabei Umfangsvermehrung wie Lawine, und dann am Ende kanapeest du einfach ganz entspannt und saugst locker aus der einen Hand den Haushaltsbelohnungscocktail und in die andere den Unrat. Bei so viel schöner Situation kann man doch schon einmal vergessen, das Fenster wieder zu schließen, erlaube mal! Die Schlappen sind in der untersten Schublade rechts. „Rigorös feat. Super Flu“ (Rakete, Vogelweiher), „Maximum Rock Night“ (Hirsch, ebd.), „Regionale Eigen-Art“ (Desi, Brückenstr), „Tsunami Sound System“ (Z-Bau, Frankenstr), „Music for Friends“ (Zwinger, Lorenzer Str), „Take Off 90s, 2000er & More“ (T90, Flughafen), „Kunst und Sünde“ (Cult, Dooser Str), „Dancing with Tears in my Eyes“ (Kantine, Bauhof), „Die Liga der außergewöhnlichen Liedauswähler“ (MUZ, Fürther Str), „Beauty & The Beats“ (Stereo, Klaragasse). Geschimmelt wird dann ganz vielleicht am Sonntag wieder. Aber nur auf dem Sofa, nicht dahinter!
// Text: Katharina Wasmeier / Bild: Hannah Rabenstein //
~~ Diese Glosse erscheint unter dem Namen „Runter vom Sofa“ in der Freitagsausgabe der Nürnberger Nachrichten und Nürnberger Zeitung ~~