Nachdem uns die Bekleidungshändler aller Klassen seit Juli darauf vorbereitet haben, kam er diese Woche für alle überraschend auf eine Stippvisite vorbeigeschneit: der Winter. Folge: völliger Verkehrszusammenbruch wegen lustiger Kombination aus „ach, dieses ‚von O bis O‘ ist schon eine tolle Eselsbrücke, um sich endlich mal merken zu können, dass hierzulande Sommerreifen ganzjährig draufbleiben können, von Ostern bis Ostern, haha, das ist lustig“ und „OGOTTOGOTTOGOTT ein Kristallgeriesel auf der Windschutzscheibe, wie war das gleich wieder in der Fahrschule mit der Glätte und dem Aquaplaning und dem Gegenlenken und ogottogott ich fahr einfach nur 20, sicher ist sicher, notfalls schieb ich das Auto!“ Gut, jetzt muss man freilich schon auch zugestehen, dass hier eher nicht die Gegend ist, also im Nürnberg schon gleich dreimal nicht, wegen Wetterinsel, wo man sagt, da lernt der Nachwuchs schon noch vor dem Kindergarten, die Schneeketten locker im Vorbeigehen aus dem Handgelenk drüberzuzaubern.
Eher so die Gegend, wo man sich fragt, wieso das Wort „Schnee“ überhaupt im aktiven Wortschatz vor sich hin lebt. Ich mein, der Eskimo, den man nicht mehr so nennen darf glaub ich wegen pc, aber da stellt sich so ein bisschen eine Unsicherheit ein wie beim Zigeunerschnitzel, hab ich jetzt auch noch nicht mitbekommen, dass einer ein Sinitiundromaschnitzelbittedanke bestellt hat, bleiben wir also beim Eskimo. Oder beim Angehörigen eines indigenen Volkes im nördlichen Polargebiet. Mich treibt grad eher die Frage um, warum es eigentlich eine „warme Jacke“ gibt aber keine „kalte Jacke“. Dass die da oben jedenfalls haufenweise Schneewörter haben, das versteht man dann schon eher. Haben sie aber übrigens gar nicht weltweit die meisten, große Lüge, hat der Herr Boas uns sauber aufs Glatteis geführt. Weil nämlich die Schotten, weiß man heut, die haben viel mehr Schneewörter, über 400, stell dir mal vor! Wegen der vielen Landwirtschaft haben die’s nämlich genaugenommen mit dem Wetter. Aber ich glaub, gewissermaßen stehen wir denen in nichts nach, nur halt in anders. Weil bei uns kommen halt andere Sachen vom Himmel, die der übersichtliche Mensch vielleicht als „Schnee“ bezeichnen würde, der differenziert denkende weiß sich anders zu behelfen. Was es da die Woche gab beispielsweise, das war eindeutig ein Schniesel, der zwischendurch in einen Schnegen übergegangen ist. Wenn’s dann mal ein bisschen kälter wird, bleibt mit viel Glück was liegen, was dann als Schnatsch prima umeinanderspritzt, weswegen man dann sehr schnell voller Schnutz ist. Schnischnaschnappi, wie komm ich jetzt aus dem Text raus? Keine Ahnung.Hauptsache, wir betrauern am Sonntag alle das Volk. Welches, sei jedem selbst überlassen.
~ Diese Glosse erscheint unter dem Namen „Runter vom Sofa!“ in der Freitagsausgabe der Nürnberger Nachrichten ~