Diskotanz
Konfetti - Die Kolumne

Konfetti! Und außerdem … Sicherheitswacht

Habe auf letztwöchiges Sofa nachgerade außerordentlich viel Zuspruch bekommen. Darunter freundliche Erkundigungen nach meinem persönlichen Wohlbefinden („Sonst geht’s dir aber schon noch gut, oder?“) sowie wohlmeinende Vorschläge zum weiteren Verlauf meines beruflichen Werdegangs unter Berücksichtigung der nachgewiesenermaßen positiven Auswirkung ehrenamtlichen Ongaschmohs aufs Seelenheil. „Wie wär’s denn“, schlug eins vor, während wir uns beim Spazieren durchs verrückte Labyrinth der Sonntagsstaatler wanden, die als Generationenaglutimation meterweit den Gehweg überschatteten, Kinderwägen, Rollatoren, Bierflascherl an Ort und Stelle niedergelegt, weil „MEI SCHAAAAAAAAAU WIE DES BLÜHT! Geh schnell, Finnegan-Alibaba, stellst dich einmal da hin und dann macht da Opa ein Foto und da Papa auch!“ und so nimmt vor jedem noch so grindigen Gewächs die Großfamilie flächig Aufstellung, um den frischgescheitelten Schratz aus zehn Perspektiven verwackelt handyzufotorafieren, derweil im Hintergrund aufsteigende Sterne am Instakram-Himmel in Anzug und Primatenhaltung in der Astgabel posieren. „Wie wär’s“, jedenfalls, „Wenn du dich bei der Sicherheitswacht meldest? Da hast du alles: frische Luft, Ehrenamt und ein identitätsstiftendes Karnevalskostüm, aus dem heraus du umeinanermaulen kannst und disziplinatorisch einwirken auf den Mitbürger!“ Hab ich kurz drüber nachgedacht und dabei versonnen ein umherwehendes Stückerl Flokati aus dem Weg getreten, weil also immer dieser Unrat! Leider hat der Flokati unverhofft gejault, aber muss er halt auch aufpassen, wo er hinlatscht, wenn er schonmal raus darf aus der Handtasche … Naja, also „Wie meinst jetzt?“, hab ich klug gefragt und überlegt, ob es eigentlich Mundraub ist, Kindern den Toastleib zu entreißen, bevor er im See oder Entenmagen landet, oder erst danach, oder ob das dann wieder Diebstahl ist, weil ich mich eines Mülls bemächtigt hab, so wie beim Containern. „Na schau, du könntest mit deinem selbstgemalten Ausweis umeinander patrouillieren, um grobe Verstöße nebst der kleinen, grad erst angedachten zu ahnden und mit aller Kraft deiner dann autoritären Position drakonisch bestrafen. Also die brotfütternde Oma am beigen Ärmel fixieren, bis die echte Polizei (nicht) kommt, dreiradelnde Kinder glücklich-jauchzend vom Gefährt wrestlen und dabei auf das Fußgängerschild mit einem Zeigestecken zeigen, shishaqualmenden Rotzgören ihre Beatboxen auf der Sitzbank zertrümmern und sie pfeilgrad zurück auf ihre angestammte Verkehrsinsel befördern oder mit dem Müllzwicker aus sicherer Ferne Verunreinigungen aller Art hilfsbereit an den Erzeuger zurückreichen. Und sonst mit eben jenem Gerät den braven Kindern päpstlich-mild das Köpfchen streichen und kleine rote Lollis verteilen. Wär des nix?“ – „Ich weiß nicht“, hab ich mich gewunden, „ich muss doch auch manchmal ein bisschen einfach nur so sitzen?“ – „Das überlegst du dir jetzt einmal.“ Seitdem überleg ich. Vor allem, ob der Vorschlag ernst gemeint war.

// Text: Katharina Wasmeier / Bild: Hannah Rabenstein //

~~ Diese Glosse erscheint unter dem Namen „Runter vom Sofa“ in der Freitagsausgabe der Nürnberger Nachrichten und Nürnberger Zeitung ~~