Diskotanz
Konfetti - Die Kolumne

Konfetti! Und außerdem … Sunsplaining

Wie heißt das gleich wieder, wenn dir jemand dauernd Fragen beantwortet, die du nie gestellt hast, in einem nachlässig gemischten Tonfall zwischen genervt und gönnerhaft die Welt erklärt und das alles sorgfältig-lose mit dem Deckmäntelchen der Fürsorge dekoriert? Mansplaning, stimmt, aber das meine ich nicht. Moment, ich blättre geschwind durchs Vokabelheft … B wie Besserwisser … N wie neunmalklug … S wie siebengescheit … S … wie … Sunsplaining, das isses! Eine völlig unterschätzte Form der Diskriminierung, der ich endlich eine Stimme verleihen und Gehör verschaffen will, auch wenn man zwar nicht behaupten kann, dass es sich bei den Betroffenen um eine Minderheit handelt, wohl aber Unterdrückte, die Zeit ihres Lebens verhöhnt und verspottet worden sind: die Käsigen. Deren zarter Alabaster präventiv zu glühen beginnt, wenn der Wetterfrosch auch nur in Erwägung zieht, die Leiter zu erklimmen. Deren elfenbeinerne Haut von heftiger Panik ergriffen Blasen schlägt, lang bevor es der Asphalt der Sommerstraßen tut. Die in mühevoller Kleinstarbeit aus 5-Minuten-Sitzungen und LSF50 nach sechs Wochen Küstenurlaub von Rein- auf Altweiß tönen. Und die zum (hahahahaa!) Dasein im Schatten verdammt sind – mindestens derer, denen es beschert ist, allein kraft eines kurzen Blicks aus dem Fenster zum knusprigen Brathendl zu mutieren. „I feel it in my fingers, I feel it in my toes: sun that’s all around me. And so the sunburn glows“ … Wer sich nicht sicher ist, zu welcher Gruppe er gehört, dem empfehle ich den Vampirtest: Weißes Top und hellgraue Shorts an, ab damit auf eine neonorangefarbene Isomatte, und wenn du dann auf dem Selfie nur mehr die Klamotten siehst, derweil dein Körper farblich mit dem Untergrund verschmilzt – Jackpot! Surprise: Ich gehöre nicht zu Gruppe zwei. Was gewissermaßen schade ist, denn dann könnte ich auch den ganzen Sommer hindurch mit Sunsplaining glänzen und zu Käse-, pardon: Sahnemenschen ungefragt wichtige Sätze sagen wie: „Meinst du nicht, du solltest mal aus der Sonne gehen?“ (Antwort: Nein.), „Findest du nicht, dass es im Schatten besser wäre?“ (Nein.), „Magst du dich vielleicht lieber da hinten zu dem Baum legen?“ (Nein.), „Ich habe noch einen Regenschirm im Auto, soll ich dir den holen gegen die Sonne?“ (Nein.), „Du weißt fei schon, dass man von Sonne Krebs kriegen kann?“ (N…jadoch.) oder witzige Sätze wie „Hast du dich mit Mayo eingeschmiert statt Sonnencreme?“ (NEIN!), „Darf ich mal mit dem Finger auf deinem Dekolleté herumpieken und schauen, wie lang die weißen Punkte bleiben?“ (Nein.), „Magst du heut Abend kommen, dann spar ich mir die Beleuchtung.“ (Haha.), „Warst du im Urlaub oder im Ofen?“ (…) und statt eines freundlichen Hallo nurmehr „Oh. Ich hab fei Sonnencreme dabei.“ Das ist Sunsplaining.

// Text: Katharina Wasmeier / Bild: Hannah Rabenstein //

~~ Diese Glosse erscheint unter dem Namen „Runter vom Sofa“ in der Freitagsausgabe der Nürnberger Nachrichten und Nürnberger Zeitung ~~